Gast im Weltraum
Knäuel und Schwaden phosphoreszierenden Rauches zu sehen, die sich im Raum zerstreuten. Lange hingen unsere Blicke an dem Erdtrabanten, der geraume Zeit die Erde verdeckte. Dann tauchte die bläuliche Scheibe unseres Planeten wieder langsam hinter ihm auf. Auf dem Mond waren in der letzten Zeit umfangreiche Bergbauarbeiten in Angriff genommen worden. Durch die Fernrohre der Gea konnten wir die Herde von Turmbaggern im Meer der Wolken deutlich erkennen. Sie stapften schwerfällig durch den tiefen, lockeren Sand. Hin und wieder blitzten gewaltige Sprengungen auf. Ihr greller Schein entflammte sekundenlang die ungeheure Steinwüste. Dann verdunkelten riesige Staubwolken das monotone Leuchten der riesigen Fläche. Bald darauf verhüllten huschende Schatten dieses Bild: Die Raketen, die der Gea folgten, schoben sich zusammen und verdeckten den Mond, je weiter wir uns von ihm entfernten und Kurs auf die Marsbahn nahmen. Als wir die Marsbahn kreuzten, war der rote Planet sechsundzwanzig Millionen Kilometer von uns entfernt; er zog von Nordosten nach Südwesten um die Sonne. Seine Scheibe schrumpfte so rasch, daß ich ihn am anderen Morgen nur noch als kleinen, rötlichen Punkt am Rande des Fernsehschirmes entdecken konnte. Nun erst sammelten sich die Raketen, die uns begleiteten, um den Rückflug anzutreten. Im sternübersäten Dunkel leuchteten unaufhörlich die grellroten, glühenden Auspuffgase wie Warnsignale auf, die zu rufen schienen: Achtung, Weg frei! Die Raketen stiegen höher und entfernten sich auf beiden Seiten in Spiralen von der Gea. Unser Raumschiff hatte die Maschinen abgeschaltet und trieb infolge der Anziehungskraft der Sonne nur langsam dahin. Um neunzehn Uhr brauste zum letztenmal ein wahrer Orkan von Tönen durch den Äther. Die Relais der Funkanlagen wurden fast von den zahllosen Stimmen all derer erdrosselt, die nun zurückkehrten und von uns Abschied nehmen wollten. Die Raketen erhoben sich wie ein riesiger Schwarm silberner Fische in den Raum. Plötzlich richteten alle ihre Scheinwerfer auf den glitzernden Panzer der Gea. So entfernten wir uns, eingehüllt in eine große, rubinrote, durchsichtige Lichtwolke, allmählich voneinander. Das Leuchten verschleierte den Menschen auf dem Promenadendeck den ganzen Himmel. Plötzlich schossen aus den Auspuffdüsen des ersten, des zweiten und endlich des dritten Antriebssystems der Gea Flammen. Mit einem langen, glühenden Schweif von Feuerzungen hinter sich, begann die Gea ihren einsamen Flug in den Weltraum. Der silberglänzende Raketenschwarm entfernte sich immer weiter in südwestlicher Richtung, anfangs wie eine ausgedehnte, lichte Fläche, dann wie eine Wolke von Funken, die lebhafter und heller flimmerten als die Sterne. Schließlich war er nur noch eine Handvoll grauen Staubes, der sich im Nichts des unendlichen Dunkels auflöste. Nur die Erde leuchtete hell als großer, blauer Stern mit ihren gelben, von den beiden Atomsonnen beschienenen und erwärmten Polen in der ewigen Nacht. Obwohl es spät war, ging niemand zur Ruhe. Selbst als längst die letzte Spur der Raketen im Raum verschwunden war, standen wir noch auf dem Promenadendeck, starrten in das Dunkel und wandten unseren Blick zur Erde, um die Raketen wenigstens in Gedanken heimzugeleiten.
Die Gea hatte eine Geschwindigkeit von zweihundert Kilometern in der Sekunde erreicht, die sie auf der Strecke zwischen dem Mars und dem Jupiter beibehielt. Man nennt diese Zone mit Recht den Raketenfriedhof. Unzählige Katastrophen hatten hier stattgefunden. Zwischen diesen beiden Planeten wirbeln Millionen von scharfkantigen, gewaltigen Bruchstücken aus Eisen und Silizium um die Sohne, die Trümmer eines Planeten, der einst vor Äonen von Jahren hier seine Bahn gezogen hatte, dem Jupiter zu nahe gekommen und seiner Riesenkraft zum Opfer gefallen war.
Ter Akonian, der nun weniger zu tun hatte, lud mich zu einem Plauderstündchen ein. Ich vermutete, daß dies nur ein Vorwand war. Er wollte wohl einen der Ärzte, denen die Gesundheit der Besatzung anvertraut war, näher kennenlernen.
Der Eingang zur Wohnung des Chefastrogators ist das Werk und der ganze Stolz Nonnas: eine riesige Platte aus mattem Glas, die fast ebenso breit ist wie die Wand und von zwei Säulen flankiert wird. Die linke, eine Holzsäule aus übereinander angeordneten, scheußlich verzerrten Masken mit rechteckig aufgerissenen Mäulern, sieht aus wie rauchgeschwärzt. Die leeren Augenhöhlen der Masken starren zur anderen Seite hinüber,
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