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Gauck: Eine Biographie (German Edition)

Gauck: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Gauck: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Frank
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Podiumsdiskussion in der Petrikirche in Lübeck teilnahm, für die ein Eintrittsgeld verlangt wurde, sagte er zu seinen Freunden: »So viele Besucher, die kommen meinetwegen und zahlen dafür noch Eintritt.« »Ein Flugzeug nur für mich«, wunderte sich der Bundespräsident im Bundeswehr-Airbus, als er im Mai 2012 zu seinem Antrittsbesuch nach Schweden flog, »eine unglaubliche Geschichte.« Noch neun Monate nach Beginn seiner Amtszeit kokettierte er: »Allerdings muss ich mich manchmal noch kneifen, wenn ich von zu Hause morgens ins Schloss Bellevue fahre. Dann denke ich mir, Hoppla, das bin ja ich!« Mehr 371 fach stilisierte er sich während der ersten Monate seiner Amtszeit zu einem »Lernenden« und bezeichnete seine Präsidentschaft als einen »Selbstversuch mit offenem Ausgang«. Und auch nach dem ersten Jahr seiner Amtszeit sagte er zum Balanceakt zwischen dem Eintreten für Menschenrechte und dem staatspolitisch gebotenen Umgang mit Vertretern totalitärer Regime: »Da übe ich manchmal noch.« Auch Botschaften dieser Art trugen dazu bei, Nähe zwischen dem Bundespräsidenten und den Bürgern zu schaffen, und stützten seine Popularität.
    Eine andere wichtige Komponente von Gaucks rhetorischen Fähigkeiten wurde von ihm in seinen späteren Jahren gelegentlich vernachlässigt. Nach wie vor verfügt er über die Gabe, Stimmungen um sich herum aufzunehmen und diese spontan in passenden Worten wiederzugeben. Hansjörg Geiger beschrieb das so: »Er bekommt bei seinen Reden Erwiderung aus dem Raum und nimmt das auf.« Doch Gaucks alte Rostocker Freunde, wie etwa seine ehemalige Kirchgemeinderätin Rosemarie Albrecht, registrierten, dass es dem älteren Gauck schwerer fiel, anderen zuzuhören, als früher. Christoph Kleemann etwa meinte: »Er kann heute nicht so gut zuhören, wie er reden kann. Er ist einer, der auch gerne doziert.«
    Bisweilen konnte sich Gauck an seinen eigenen Worten regelrecht berauschen. »Habe ich das nicht gut gesagt?«, fragte er dann Umstehende, wenn ihm gerade wieder eine besonders schöne Formulierung gelungen war.
    Bei einem Fernsehinterview konnte es geschehen, dass die Worte so ungebremst aus Joachim Gauck heraussprudelten, dass der Interviewer überhaupt nicht mehr zu Wort kam. Und es konnte auch vorkommen, dass Gauck zwei Stunden am Stück sprach, wo eigentlich nur fünfundvierzig Minuten Redezeit vorgesehen waren. Cornelia Schmalz- 372 Jacobsen meinte dazu: »Das Schwerste ist für ihn, sich an die Zeit zu halten. Er gehört zu den Menschen, bei denen die Gedanken beim Reden entstehen.« Helga Hirsch kritisierte diese gelegentlichen Redeexzesse Gaucks mit den Worten: »Er macht dann Blasen.«

Die Frau an seiner Seite
    Einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Erfolg und zur großen Beliebtheit von Joachim Gauck leistet seine Lebensgefährtin Daniela Schadt. Von Beginn seiner Präsidentschaft an ist sie bei zahlreichen seiner öffentlichen Auftritte an seiner Seite zu finden. Es scheint so, als hätten sie und ihr Partner die Vereinbarung getroffen, das Amt gemeinsam auszuüben, nach dem Motto: »Wir sind Bundespräsident!« Auch Gaucks Lebensgefährtin übernahm, wie ihre Vorgängerinnen Ehrenämter, so etwa die Schirmherrschaft für das Kinderhilfswerk UNICEF Deutschland, die traditionell vom Ehepartner des Bundespräsidenten übernommen wird, oder die Schirmherrschaft für das Müttergenesungswerk. Doch anders als Partnerinnen früherer Bundespräsidenten beschränkt sie sich nicht darauf, sondern tritt bei den wichtigeren Anlässen als seine Begleiterin auf. Insofern ist sie ein Novum. Die Erste ihrer Art sozusagen, eine Zugabe zum Verfassungsorgan des Bundespräsidenten.
    Schon Ende Mai 2012 schrieben Bewunderer des neuen dualen Führungssystems im Schloss Bellevue: »Die Gaucks haben dem Amt seine Würde zurückgegeben.« Ihre permanente mediale Präsenz an der Seite des Bundespräsidenten erklärte Schadt damit, dass »die Darstellung eine andere geworden ist, das hat etwas mit der Personalisierung der Medien zu tun«. Ein anderes Mal meinte sie: Es gab bis 373 her mehr Termine des Bundespräsidenten ohne mich als mit mir, aber die Wahrnehmung ist eine andere. Tatsache bleibt, dass die Medien nur das ins Bild setzten konnten, was tatsächlich zu sehen war: Gauck und Schadt gemeinsam beim Empfang durch Queen Elizabeth II ., auf dem Bundespresseball 2012 oder bei der mehrtägigen Reise des Bundespräsidenten durch Südamerika im Mai 2013.
    Nach der Wahl ihres

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