Gauck: Eine Biographie (German Edition)
Sicherlich werden wir dazu noch eine Reglung finden müssen. Es gibt manchmal solche Situationen im Leben, da muss man das Beste daraus machen. Man kann nicht alles planen.«
Ehefrau und Lebensgefährtin
Nach seiner Nominierung für das Amt des Bundespräsidenten flackerte eine öffentliche Diskussion darüber auf, dass Gauck als Lebenspartner von Daniela Schadt auftrat, während er gleichzeitig nach wie vor mit seiner Frau Hansi verheiratet ist. Auch noch im ersten Jahr seiner Präsidentschaft löste diese Tatsache immer wieder Kritik, vor allem aus konservativen Kreisen, aus. Besonders Frauen blickten mit Unbehagen auf diese Doppelrolle des Bundespräsidenten. Diese Skepsis fand jedoch wenig Resonanz in den Medien, und größere Kritik am Bundespräsidenten wegen dieses Umstandes blieb aus. Aus seinem Umfeld wurde regelmäßig beschwichtigend betont, dass mit seinen privaten Lebensverhältnissen schon alles in Ordnung sei. Gaucks Tochter Gesine etwa meinte: »Die Scheidung war und ist nicht notwendig, für die drei ist es so richtig, wie es jetzt gerade ist.«
Die Äußerungen von Daniela Schadt über ihre Beziehung zum Bundespräsidenten klangen demgegenüber mehr wie ein diplomatisches Statement: »Es ist ungewöhnlich, es ist für einige ein Affront, von uns allerdings nicht so gemeint, da wir ja kein bestimmtes Rollenmodell propagieren möchten. Es hat sich einfach ergeben. Aber da die Familie damit leben kann und wir damit leben können, glaube 377 ich, kann man das so lassen.« Der entscheidende Grund für die besondere Konstellation ist bei Hansi Gauck zu suchen. Sie trägt bis heute ihren Ehering, für den sie schon als Schülerin gespart hatte. Eine Scheidung scheint für sie ausgeschlossen. »Das war so nicht abgesprochen«, sagte sie im Sommer 2012, »wir waren 19, als wir geheiratet haben. Ich denke, das wird auch so bleiben.«
Gaucks Frau hatte all die Jahre seit der Trennung von ihrem Mann eisern geschwiegen und sich jedem Gesprächswunsch eines Journalisten verweigert. Erst nach der Wahl von Joachim Gauck zum Bundespräsidenten gab sie ihr bislang einziges Interview. Daraus wurde deutlich, dass sie ihrem Mann nach wie vor verbunden war. »Natürlich hat mich mein Mann geprägt«, sagte sie, »wir telefonieren, aber nicht oft. Bei vier Kindern und so vielen Enkeln bleibt es gar nicht aus, dass wir Kontakt haben. Ich habe Jochens Handynummer. Wenn etwas Wichtiges wäre, könnte ich ihn sofort erreichen. Aber ich rufe ihn nicht einfach mal so an, um ihn zu fragen, wie es ihm geht. […] Ich bemühe mich seit vielen Jahren, dass er nicht mehr wichtig ist für mich. Ich muss ja seit 20 Jahren allein leben. Das musste ich mir hart erkämpfen. Aber natürlich werde ich oft an ihn erinnert, weil ich ihn jetzt oft im Fernsehen sehe. […] Ich musste erst lernen, dass er weg ist. Nun ist er aber wieder dauernd da. Es ist schwierig.« Auf die aktuelle Lebensgefährtin ihres Mannes angesprochen, sagte sie knapp: »Ich bin ihr schon einmal begegnet.«
Man könnte die Meinung vertreten, die Beziehungen von Joachim Gauck seien seine Privatsache. Das würde außer Acht lassen, dass er als Bundespräsident ein Verfassungsorgan verkörpert und damit in besonderer Weise dem grundgesetzlich verankerten Schutz der Ehe verpflichtet ist. Mit dieser verfassungsrechtlichen Pflicht ist sein öffentlicher 378 Auftritt in der Doppelrolle als Ehemann und Lebenspartner einer anderen Frau nicht in Einklang zu bringen. Das gilt ungeachtet der Tatsache, dass die ganz überwiegende Mehrheit der Bundesbürger keinen Anstoß am Privatleben von Joachim Gauck nimmt oder dieses zumindest toleriert. Das Lebensgefühl einer Mehrheit in Deutschland ändert nicht das Grundgesetz. Hinzu kommt, dass das Staatsoberhaupt die Bundesrepublik nicht nur im Inland, sondern auch gegenüber anderen Staaten, Organisationen und Religionsgemeinschaften repräsentiert, wo vielfach ein traditionelleres Bild von der Ehe besteht als in der liberalen bundesdeutschen Gesellschaft. Das wurde besonders deutlich, als Joachim Gauck Anfang November 2012 seinen Antrittsbesuch im Vatikan bei Papst Benedikt XVI . machte. Es war eine der wenigen Auslandsreisen des Bundespräsidenten, bei denen er nicht von Daniela Schadt begleitet wurde. Es war eine vorbeugende Maßnahme, um jeder potenziellen Kritik, die sich aus einem gemeinsamen Besuch beim Pontifex hätte ergeben können, von vornherein den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Die Last des Amtes
Eine große
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