Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
kommen.«
»Sechs,
eins! Tut mir Leid, hier geht es noch heiß her, ein Feuergefecht in einem
Vorzimmer, schweres Feuer, solide Deckung.«
»Eins,
sechs, melden Sie Ihre Position. Sechs?«
»Zwölf,
eins«, mischte sich Obel ein. »Varl liegt unter Beschuss. Koleas Jungs sind
schon unterwegs zu ihm. Wir stehen vor Zugang fünf acht acht.«
Gaunt
winkte kurz, und Beltayn reichte ihm eine Kartentafel.
Fünf
acht acht. Gesegnet seien Varl, Obel und Kolea . Sie waren weit vorgedrungen,
weiter als jede andere Einheit der Geister. Und so wie Beltayns Karte aussah,
auch weiter als alle anderen imperialen Einheiten. Sie standen kurz vor den
Haupt-Habitaten der Sekundärkuppel. Abzüglich der Verluste hatte Gaunt
vielleicht fünfundsiebzig Mann beinahe einen Kilometer tief in der Stadt
stehen.
»Schön«,
sagte Gaunt. »Sie haben das Tempo vorgegeben. Schließen wir die Lücke.«
Es
herrschte tiefste Nacht und eine harte Eiskruste hatte sich auf der Wandung von
Cirenholms Sekundärkuppel gebildet. Die Luft war schwarz und kalt, und
verschmutzte Schneeflocken rieselten herab.
Die
Überlebenden von Landungsboot 2K erklommen langsam die Kuppel des riesigen
Hochbaus. Dabei wurden sie von den tückischen Verhältnissen und den Verwundeten
behindert: Geschwaderführer Jagdea, die getragen werden musste, Dremmond mit
seiner Schnittwunde in der Schulter, Guthrie mit seiner Kopfwunde und Arilla,
die sich beim Absturz des Landungsboots einen Ellbogen ausgekugelt hatte.
Bonin
führte den Trupp an. Das gesamte riesige Dach ächzte und knarrte, da sich das
Metall angesichts der sinkenden Temperatur zusammenzog. Manchmal klebten die
Gummisohlen ihrer Stiefel am Boden fest, wenn sie zu lange auf einer Stelle
standen.
Der
Widerschein am Himmel vom Hauptangriff jenseits der Kuppelrundung schien
erloschen zu sein. Hatten sie verloren? Gewonnen? Bonin konnte nur die
Rauchsäulen sehen, die von den Kuppeln in die Höhe stiegen, und die
unergründliche, von Sternen durchwirkte Nacht.
Seine
Mutter, möge der Gott-Imperator ihrer Seele gnädig sein und sie beschützen,
hatte immer gesagt, er sei unter einem Glücksstern geboren. Er war sicher, das
hatte sie nur gesagt, weil sein Leben von Anfang an nicht leicht gewesen war.
Er war
eine schwere Geburt in einem kalten Frühling mit vielen ungünstigen Vorzeichen
und Omen im Bezirk Cuhulic gewesen.
Die
Beeren waren spät herausgekommen, der Weißdorn hatte sich in weiße Blumen
verwandelt, ohne vorher Samen auszustreuen, die Larisel hatten ihren
Winterschlaf bis zu den Eisheiligen fortgesetzt.
Als
Baby war er von Krankheit heimgesucht worden. Dann hatten Waldbrände im Sommer
745 ihnen ihr Heim geraubt, als er noch in der Krippe lag. Der ganze Bezirk
hatte darunter gelitten, und Bonins Familie, von Beruf Obstbauern, war mit am
schwersten betroffen. Sie hatten zwei Jahre in Zelten gelebt, während sein
Vater und seine Onkel das Gehöft wieder aufgebaut hatten.
Bis zu
seinem achten Lebensjahr war Bonin von der ganzen Familie immer nur Mach
genannt worden. Seine Mutter war schon immer von Lord Solar Macharius
fasziniert gewesen, vor allem, nachdem ein Buch über sein Leben das Einzige
war, was sie bei dem Brand ihres Heims vor den Flammen hatte retten können. Als
oft verwirrte und widersprüchliche Anhängerin der Schicksalsmächte hatte seine
Mutter auch das als Omen betrachtet.
Wie
bei den meisten tanithischen Familien Sitte, war Bonin mit acht Jahren getauft
worden und hatte seine richtigen Namen bekommen. Man ging davon aus, dass ein
Kind in die Namen hineinwuchs, die es brauchte, und eine offizielle
Namensgebung bei der Geburt verfrüht war. Dieser Brauch war mittlerweile nicht
mehr sehr weit verbreitet.
Bonin
unterbrach seine Grübelei und starrte zum kalten Nachthimmel empor. Der Brauch
war mittlerweile überhaupt nicht mehr verbreitet, korrigierte er sich. So viele
Milliarden Lichter am Himmel, und keins davon war Tanith.
Er
erinnerte sich noch an den Tag seiner Taufe. Wie er an einem kühlen
Frühlingsnachmittag unter einem trübweißen Himmel zum Fluss gegangen war und in
seinem Taufkleid gezittert hatte, während seine älteren Schwestern ihn in die
Arme nahmen, um ihn zu wärmen und seine Tränen zu trocknen.
Er
erinnerte sich an den Dorfvorsteher am Ufer.
An
seine Mutter in ihrem besten Kleid und wie stolz sie gewesen war.
Nachdem
er in eiskaltes schnell fließendes Flusswasser getaucht worden und weinend
wieder hochgekommen war, hatte man ihm den Namen Simen Urvin
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