Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
schnauzte Curth.
»Ganz
und gar nicht.« Fultingo senkte die Stimme. »Die Mutter dieses Jungen wurde
durch mehrere Messerstiche getötet. Die Wunden entsprechen in Struktur und
Größe genau derjenigen, die ein tanithisches Kampfmesser verursacht.«
»Messer
können gestohlen werden. Oder im Kampf verloren. Oder einem Toten abgenommen.
Vielleicht vermissen einige Geister ihre Waffen ...«, sagte Hark selbstbewusst.
Daur
wusste, dass dies nur Schau war. Das Kampfmesser war der wertvollste Besitz
eines Geistes. Das verloren sie nicht. Und sie sorgten dafür, dass ihre Toten
immer mit ihrem ehrlichen Silber bestattet wurden.
Fultingo
ließ sich ohnehin nicht beirren. »Mehrere Zeugen haben einen Mann in der
Uniform des Ersten Tanith die Gegend der Habs verlassen sehen. In großer Eile.«
»Groß?
Klein? Bärtig? Glatt rasiert? Tanithische Farben oder verghastitische?
Besondere Kennzeichen? Rangabzeichen?«, wollte Hark wissen.
»Hager,
kompakt. Glatt rasiert«, las Goosen von seiner Datentafel ab. »Niemand hat ihn
deutlich gesehen. Nur der Junge. Er ist der beste Zeuge.«
Hark
wandte sich an Daur und Curth. »Ich bedaure dieses Verbrechen, Kommissar«,
sagte er zu Fultingo. »Aber diese Hexenjagd ist jetzt weit genug gegangen. Der
Junge ist durch die Säle gegangen und hat niemanden wiedererkannt. Es muss ein
Irrtum vorliegen. Ihr Mörder ist kein Geist.«
Hark
führte sie in den Flur und weg von den Männern.
Es war
kalt, und Kondenswasser tröpfelte von den Heizungsrohren an der Wand.
»Ich
schlage vor, Sie sehen sich bei anderen Regimentern um und suchen sich einen
anderen Ermittlungsweg.«
Fultingo
wollte gerade antworten, aber sie mussten aus dem Weg gehen, als ein Trupp
erschöpfte Geister durch den Flur kam. Sie waren schmutzig und stanken nach
Rauch, ein Säuberungstrupp, der gerade von den Kämpfen in der Primärkuppel
zurückkehrte.
Einige
waren verwundet oder zumindest blutverschmiert.
»Wir
haben nicht alle Männer gesehen«, sagte Fultingo, während sie vorbeimarschierten.
»Einige sind noch im Einsatz und ...«
»Was
ist denn? Beggi?«, sagte Curth plötzlich und ging neben dem Jungen in die
Hocke. Er zeigte auf etwas. »Was hast du gesehen?«
Der
Junge sagte nichts, aber sein Finger zielte so präzise wie ein Lasergewehr.
»Abteilung,
halt!«, rief Hark, und der zurückkehrende Trupp blieb stehen und machte in
erschöpfter Verwirrung kehrt.
»Gibt
es ein Problem, Herr Kommissar?«, fragte Korporal Meryn, der aus vorderster
Reihe zurückkehrte.
»Ist
er das, Beggi?«, fragte Curth wachsam.
»Ist
das der Mann?«, wiederholte Hark. »Ist er das, Sohn?«
Beggi
Flyte nickte zögernd.
»Soldat!
Kommen Sie hierher«, knurrte Hark.
»Wer,
ich?«, fragte Caffran. »Warum?«
2
Das
Läuten der großen Glocken der Phantiner Basilika hallte in den Morgen und über
einen öffentlichen Platz im Herzen der Primärkuppel und ließ die große
Versammlung der Cirenholmer jubeln. Die Glocken waren siebzehn Jahrhunderte
zuvor gegossen worden und hatten in der ursprünglichen Basilika gut fünf
Kilometer tiefer Dienst getan, als die Kultur Phantines noch auf der
Planetenoberfläche gelebt hatte. Seitdem waren die Städte eine nach der anderen
verlassen und auf höherem und immer noch höherem Boden wiederaufgebaut worden,
um dem steigenden Teppich der Verschmutzung und Vergiftung zu entkommen, und
jedes Mal hatte man die Glocken abgenommen und zu der jeweils neu geweihten
Kirche gebracht.
Jetzt
läuteten sie aus freudigem Anlass. Und sie läuteten, um das Ende des
Dankgottesdienstes anzuzeigen, der gefeiert worden war, um offiziell die
Befreiung Cirenholms zu verkünden. In der Nacht zuvor waren die letzten
Blutpakt-Soldaten, die sich am Nordrand der Primärkuppel verschanzt hatten,
niedergemacht oder gefangen genommen worden. Cirenholm war frei.
Ekklesiarchen
aus Hessenville hatten die Messe gelesen, da sämtliche Imperiumspriester
Cirenholms im Zuge der Invasion abgeschlachtet worden waren. Die Würdenträger
der Stadt waren gekommen, manche noch krank und schwach aufgrund ihrer Leiden
in der Zeit der Besatzung. So viele Einwohner waren gekommen, dass die Mehrheit
gezwungen gewesen war, sich draußen auf dem Platz zu versammeln und den
Gottesdienst über Messinglautsprecher zu verfolgen.
Mehrere
hundert Offiziere des Imperiums, Angehörige der Befreiungsarmee, waren als
Geste der Hochachtung ebenfalls anwesend. Van Voytz, der in seiner Galauniform
sehr würdevoll wirkte, hatte sich
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