Gaunts Geister - Band 1-3
hatten Gelegenheit zu tun,
worum wir immer betrogen worden sind. Es war ein gutes Gefühl. Selbst jetzt, da
ich weiß, dass es eine Lüge war, ist es noch ein gutes Gefühl. Es — hat ein
paar Geister gebannt.«
Gaunt lächelte. Das Wortspiel
des Jungen war furchtbar, aber er hatte recht. Die Geister von Tanith hatten
hier ihre eigenen Geister zur Ruhe gebettet. Sie würden umso stärker daraus
hervorgehen.
Und er auch, ging ihm auf.
Schließlich waren sie seine Geister.
Gaunts Geister.
— ENDE BUCH 2 —
Nekropolis
»Nach den Siegen auf Monthax
und Lamacia trieb Kriegsmeister Macaroth seine Truppen rasch durch die
Randgebiete des Sabbatwelten-Sternhaufens und wandte sich nach innen, um die
berüchtigten Festungswelten des Feinds im Cabal-System anzugreifen. Die
Eroberung des Cabal-Systems war ein bedeutendes Etappenziel dieses imperialen
Kreuzzugs zur Befreiung des gesamten Sternhaufens. Zur Durchführung dieses
gewaltigen Unternehmens schickte der Kriegsmeister zu Beginn seines Angriffs
die Großkampfschiffe seiner Segmentum-Pacificus-Flotte in einer Zangenbewegung
nach vorn, während die enormen Reserven der Imperialen Armee versammelt, neu
formiert und auf den Bodenangriff vorbereitet wurden.
Es dauerte fast acht Monate,
bis sich alle Elemente der Truppen im Solypsis-System versammelt hatten,
Tausende von Truppentransportern mit vielen Millionen Gardisten an Bord.
Unterwegs gab es viele Verzögerungen und viele kleine Scharmützel auszutragen.
Die Pragar-Regimenter wurden sechs Wochen durch den Kampf gegen Überreste einer
Chaos-Legion auf Nonimax aufgehalten, und ein Warpsturm zwang die
Truppentransporter Samothraker und Sarpoyer, drei ganze Monate auf Antioch 148
zu bleiben. Doch von besonderem Interesse für jeden Studenten der imperialen
Militärgeschichte sind die Ereignisse, welche auf der industriellen
Makropolwelt Verghast stattfanden ...«
— aus Geschichte der Späten
Imperialen Kreuzzüge
EINS
Zoica erhebt sich
»Die
Unterscheidung zwischen Handel und Krieg wird nur von denen gemacht, die mit
beidem keine Erfahrung haben.«
— Heironymo Sondat, Haus
Sondat, aus seiner Antrittsrede
Die Sirenen heulten los, obwohl
es noch mindestens eine Stunde bis zum Schichtwechsel war.
Die Leute in der Makropole
hielten wie ein Mann inne. Millionen Augen blickten auf die Uhr, unterbrachen
ihre Arbeit und schauten zur Quelle des Lärms empor. Gespräche versandeten.
Schlechte Witze wurden gerissen, um Unbehagen zu verbergen. Kleine Kinder
fingen an zu weinen. Haussoldaten auf dem Schutzwall sendeten über Kom
Bestätigungs- und Erklärungsversuche zur Kommandostation in der Hauptspindel.
Aufseher und Vorarbeiter in den Fabriken und Manufakturen kommandierten ihr
Personal wieder an die Arbeit, aber auch sie empfanden Unbehagen. Gewiss war es
nur eine Übung. Oder ein Irrtum. In den nächsten Augenblicken würden die
Sirenen wieder verstummen.
Aber die Sirenen verstummten
nicht.
Nach vielleicht einer Minute
heulten die Luftschutzsirenen im Mitteldistrikt ebenfalls los. Das Signal wurde
von den Signalpfeifen der Fabriken und Manufakturen aufgenommen und ertönte in
der gesamten unteren Makropole, im Hafen und auch in den äußeren Habitaten auf
der anderen Seite des Flusses. Sogar die großen Festfanfaren auf der Basilika
der Ekklesiarchie legten los.
Die Vervunmakropole schrie mit
all ihren Stimmen.
Überall fingen Warnlampen an zu
blinken, und Unwetterjalousien schlossen sich automatisch, um die Fenster zu
versperren. Alle öffentlichen Anzeigetafeln in der Stadt erloschen, sodass die
leuchtenden Zeilen mit Wettervorhersage, Temperatur, Wechselkursen,
Lokalnachrichten und aktuellen Produktions-zahlen gelöscht wurden. Sie flimmerten
ein paar Sekunden schwärzlich, dann zogen die Worte »Bitte haben Sie etwas
Geduld«, in ständiger Wiederholung über alle Tafeln.
In den vom Feuerschein
erleuchteten Hallen der Vervun-Schmelzhütte Eins, die zum Hauptdistrikt für die
Erzverarbeitung westlich der Halde gehörte, hielten ratternde, mit erzhaltigem
Felsgestein beladene Förderbänder schaudernd an, als automatische Sicherungen
ihr Werk taten. Über dem Hauptschmelzhüttensilo erhob sich Fabrikvorarbeiter
Agun Soric hinter seinem mit Papieren übersäten Schreibtisch und ging zum
Buntglasfenster seines Büros. Ungläubig schaute er auf die riesige
stillstehende Industrieanlage, dann zog er seine Arbeitsjacke an, trat nach
draußen auf
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