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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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und auf das Worlin-Wappen mit
seinen bunten Ornamenten starrte. Er wartete mit der Waffe auf dem Schoß.
    Die Sirenen heulten weiter.
     
    An der Bahnstation C4/a war Panik
ausgebrochen. Arbeiter und Unterschichtler, die sich zur Erholung und
Entspannung auf die merkantilen Hänge gewagt hatten, stürmten die
Zahnradbahnen, welche diese Strecke entlanggondelten. Ob die Bahnen zu den
Außenhabitaten fuhren oder zur Hauptspindel — sie waren überfüllt und ihre
Türen nur halb geschlossen.
    Menschenmassen auf den
Bahnsteigen, die bei jedem Heulen einer Sirene zitterten und bebten, wurden
reizbar und zänkisch, als immer mehr überfüllte Bahnen durchfuhren, ohne
anzuhalten.
    Unter dem Druck der Massen kippte
der Verkaufsstand eines Tafelverkäufers um.
    Livy Kolea, Hausfrau, geriet
langsam selbst in Panik. Das Wogen der Leiber hatte sie an den Säulen des
Bahnhofsatriums vorbeigeschoben. Sie hatte den Griff ihres Kinderwagens eisern
festgehalten, und Yoncy ging es gut, aber sie hatte Dalin aus den Augen
verloren.
    »Mein Sohn! Hat jemand meinen
Sohn gesehen?«, fragte sie beschwörend die panische Menge, die rings um sie wogte.
    »Er ist erst zehn! Ein guter
Junge! Blond wie sein Vater!«
    Sie hielt einen vorbeigehenden
Gildenmann am Ärmel fest. Es war ein üppiger, verschwenderischer Ärmel aus bemalter
Seide.
    »Mein Sohn ...«, begann sie.
    Der Leibwächter des Gildenmanns
sah in seinem rostfarbenen Netzgeflecht bedrohlich aus, als er sie beiseite schob.
Er schüttelte den Satinschleier von der Waffe in seiner linken Hand, nur kurz,
als Warnung, bevor er seinen Herrn weiterführte. »Nimm die Hand weg,
Gakschwein«, plärrte sein mechanisch verstärkter Kehlkopf schroff und emotionslos.
    »Mein Sohn ...«, wiederholte
Livy, während sie den Kinderwagen aus dem Strom der Leiber zu schieben
versuchte.
    Yoncy bekam in seiner Wolldecke
von alldem nichts mit und lachte selig. Livy tauchte unter das segmentierte
Verdeck des Kinderwagens, um ihn zu streicheln und ihm sanfte mütterliche Worte
zuzuflüstern.
    Doch ihre Gedanken überschlugen
sich. Leute stießen sie an und brachten den Wagen ins Schwanken, und sie musste
ihn festhalten, damit er nicht umkippte. Warum musste — ihr — das ausgerechnet
jetzt passieren? Warum passierte es an dem einen Tag des Monats, an dem sie in die
untere Commercia fuhr, um für Sachen zu feilschen? Gol hatte ein Paar neue
Öltuchfäustlinge gewollt. Nach einer Schicht in der Erzgrube waren seine Hände
immer so wund.
    Es war so eine simple Sache. Und
jetzt das! Und sie hatte die Handschuhe noch nicht einmal bekommen. Livy spürte
heiße Tränen über ihre Wangen laufen. »Dalin!«, rief sie.
    »Ich bin hier, Mama«, sagte
eine dünne Stimme, die vom Sirenengeheul fast verschluckt wurde.
    Livy umarmte ihren zehn Jahre
alten Sohn mit Heftigkeit und Inbrunst, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
    »Ich habe ihn am Westausgang
gefunden«, fügte eine andere Stimme hinzu.
    Livy sah auf, ohne in ihrer
Umarmung nachzulassen.
    Das Mädchen war ungefähr
sechzehn, schätzte sie, eine Schlampe aus einem Außenhab mit den Piercings und Malen
eines Habitat-Bandenmitglieds.
    »Es geht ihm gut.«
    Livy betrachtete den Jungen
rasch von oben bis unten.
    »Ja, ja, so ist es ... Es geht
ihm gut. Es geht dir doch gut, Dalin, oder? Mama ist ja da.«
    Livy sah das Mädchen aus dem
Außenhab an.
    »Danke. Vielen Dank für ...«
    Das Mädchen fuhr sich mit einer
beringten Hand durch die gebleichten Haare.
    »Ist schon gut.«
    Das Mädchen machte Livy nervös.
Diese Male, diese gepiercte Nase. Bandenkennzeichen.
    »Ja, ja ... Ich stehe in deiner
Schuld. Jetzt muss ich aber gehen. Halt dich an meiner Hand fest, Dalin.«
    Als Livy ihn wenden wollte,
trat das Mädchen vor den Wagen.
    »Wohin willst du?«, fragte sie.
    »Versuch nicht, mich
aufzuhalten, Außenhabber! Ich habe ein Messer in meiner Handtasche!«
    Das Mädchen wich lächelnd
zurück. »Davon bin ich überzeugt. Ich hab nur gefragt. Die Bahnen sind
überfüllt, und die Ausgangstreppe ist nicht der richtige Aufenthaltsort für
eine Frau mit Kind und Kinderwagen.«
    »Oh.«
    »Vielleicht kann ich dir
helfen, den Wagen aus diesem Gedränge zu schaffen?«
    Und mir mein Baby wegnehmen ...
Yoncy mitnehmen für die Sachen, die Abschaum wie du in den Außenhabs jenseits
des Flusses macht!
    »Nein! Vielen Dank, aber ...
Nein!«, bellte Livy und schob das Bandenmädchen mit dem Kinderwagen beiseite. Sie
zog den Jungen hinter sich her und drängte

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