Gaunts Geister - Band 1-3
Stellung hydraulische
Kolben hievten die Waffen aus gepanzerten Luken in der Turmspitze empor.
Magazine für die automatische Munitionszuführung wurden aus den Aufzügen herangekarrt.
Andere Soldaten hatten Stellung
in den mit Netzen getarnten Karabinernestern bezogen. Rufe und Befehle hallten
hin und her.
Daur ging zur Brustwehr und sah
sich um. In seinem Rücken hob sich die riesige, in dunstigem Nebel liegende Hauptspindel
wie eine Granitnadel in den düsteren Himmel, und in ihr funkelten Millionen
Lichter. Rechts von ihm lagen der glitzernde Hass und die verdreckten Bauten
der Hafenanlagen und Außenhabs am anderen Ufer. Unter ihm bog die geschwungene
Rundung des riesigen unnachgiebigen Schutzwalls nach Osten zum Rauchvorhang der
Schmelzhütten ab, und fünfundzwanzig Kilometer weiter die Rundung entlang
kauerte die dunkle Masse der Halde in den Stadtausläufern.
Im Süden erstreckten sich die
Elendsviertel der Außenhabs außerhalb des Walls, die dunklen Fördertürme und Kräne
des ausgedehnten Grubendistrikts und die Viadukte der Südbahnlinie bis in weite
Ferne. Jenseits der Extremitäten der Makropole reichte das Grasland, eine trübe,
schmuddlige Grünfläche, bis zum Horizont. Die Sicht war mäßig. In der Ferne
flimmerte Dunst. Daur schwenkte ein auf einem Stativ stehendes Teleskop herum und
starrte hindurch. Nichts. Ein blasses, grünes, unauflösliches Nichts.
Er trat zurück und sah sich auf
der Brustwehr um. Eine der Luftabwehrbatterien auf dem Wall unter ihm war erst
halb in die Höhe gehievt, und Soldaten fluchten und mühten sich, die Hebehydraulik
wieder in Gang zu bekommen. Ansonsten war alles und jeder an Ort und Stelle.
Der Hauptmann nahm das
Sprechgerät der Kom-Einheit, die ein wartender Soldat trug.
»Daur an alle Stellungen im
Gebiet Hass-West. Dann lassen Sie mal hören.«
Die Unteroffiziere rasselten
diszipliniert ihre Statusmeldungen herunter. Daur empfand aufrichtigen Stolz.
Die Männer unter seinem Kommando hatten Gamma-Sigma in etwas unter zwölf
Minuten ausgeführt. Die Festung und der westliche Teil des Walls starrten von
einsatzbereiten Waffen und noch einsatzbereiteren Männern.
Daur schaute nach unten. Die
letzte, widerspenstige Luftabwehrbatterie hob sich in Stellung. Die Besatzung quittierte
das mit einem kurzen Hoch-Ruf, den der Wind verschluckte, und schob dann den
Munitionskarren heran.
Daur wählte eine andere
Frequenz.
»Daur, Hass-West, an
Oberkommando. Wir sind in Stellung. Wir erwarten Ihre Befehle.«
Auf dem großen Marschallsplatz
am Schutzwall, direkt am Heironymo-Sondar-Tor, erbebte die Luft unter dem Motorendonner
von dreihundert Panzern. Gewaltige Leman-Russ-Kriegsmaschinen mit dem blauen
Anstrich der Vervunwehr tuckerten im Leerlauf in Reihen auf dem Platz. Weitere
Fahrzeuge schepperten und knirschten aus den Bereitstellungsschuppen hinter der
Südkaserne auf den hinteren Teil des Platzes.
General Vegolain von den Panzertruppen
der Vervunwehr sprang von seinem Vehikel, schnallte seinen ledernen Kopfschild
fest und näherte sich dem Kommissar. Vegolain salutierte und schlug dabei die
Hacken seiner Stulpenstiefel zusammen.
»Kommissar Kowle!«
»General«, erwiderte Kowle. Er
war gerade in einer Stabslimousine auf dem Platz eingetroffen, einem finsteren
schwarzen Fahrzeug, das sich nun hinter seiner Motorradeskorte entfernte. Zwei
weitere Kommissare waren bei ihm: Langana und der Kadett Fosker.
Kowle war ein hochgewachsener,
hagerer Mann, der aussah, als sei er gezwungen worden, die schwarze Mütze und
den langen, schwarzen Mantel eines Imperiumskommissars zu tragen. Seine Haut
war blässlich und straff, und die Augen hatten eine bestürzende beige Farbe.
Anders als Lagana und Fosker
war Kowle ein Fremdweltler. Der ranghöchste Kommissar gehörte zur Imperialen
Armee und war abgestellt, um über das stehende Heer der Vervunmakropole zu
wachen, was Voraussetzung für die imperiale Genehmigung eines stehenden Heers
war. Kowle hasste seinen Posten insgeheim. Seine vielversprechende Laufbahn
beim Fünften Fadayhin hatte vor einigen Jahren ein jähes Ende gefunden, und man
hatte ihn gegen seinen Willen damit beauftragt, diese Spielzeugarmee zu
bemuttern. Jetzt witterte er endlich eine Möglichkeit, zu Ruhm und Ehren zu
gelangen, was seiner glanzlosen Karriere neuen Schwung verleihen mochte.
Lagana und Fosker waren in der
Makropole geboren und stammten beide aus aufstrebenden Häusern. Ihre Uniform
zeigte den Unterschied zwischen ihnen und Kowle.
Weitere Kostenlose Bücher