Gaunts Geister - Band 1-3
in
Kampfhandlungen verwickelt?«, fragte Mkoll.
»Nichts, wofür ich einen Orden
bekäme«, sagte Daur. »Ich war am ersten Tag auf der Brustwehr, als der Beschuss
einsetzte. Ich habe nicht einmal etwas gesehen, auf das ich hätte schießen
können, als sie meine Stellung getroffen und mich unter den Trümmern begraben
haben. Es wird noch ein paar Wochen dauern, bis ich wieder ganz gesund bin,
aber ich wollte mich nützlich machen, also habe ich mich freiwillig für die
Verbindungsarbeit gemeldet.«
»Also haben Sie den Feind
bisher noch gar nicht zu Gesicht bekommen?«
Daur schüttelte den Kopf. »Bis
auf den Volkshelden Kowle und ein paar andere, die es aus dem Grasland wieder
nach Hause geschafft haben, hat das noch niemand.«
Corbec stand neben seinem
Lastwagen, rauchte eine Zigarre und sah sich gelassen die Gegend an, ohne die
hektischen Aktivitäten ringsum zur Kenntnis zu nehmen. Er drehte sich langsam
um und machte sich ein Bild von den Ausmaßen der Makropole jenseits des Scheins
der Batterien von Natriumlampen: Er betrachtete die riesenhaften Manufakturen
und Schmelzhütten sowie die Dachspitzen der Arbeiterhabitate dahinter, dann die
Spitze einer Basilika der Ekklesiarchie und hinter allem das riesige Bauwerk der
Hauptspindel: ein unfassbar gigantischer Koloss, der von einer Million oder
noch mehr Fenstern erleuchtet war. Groß wie ein Berg daheim auf ...
Auf Nirgendwo. Er vergaß es manchmal immer
noch.
Sein Blick wurde von einem
riesigen Mast nah bei der Hauptspindel angezogen, der sich ebenso hoch erhob
wie der Makropol-Berg. Er schien das Herz der Stadt zu sein. Gewitter aus
knisternder Energie tobten in seinem Scheitelpunkt und breiteten sich aus, um
den flackernden grünen Schirm zu füttern, der alles überwölbte. Corbec hatte noch
nie zuvor einen so großen Schirm gesehen. Das war schon etwas. Er blickte nach
Süden und sah die gekräuselten Lichtblitze von Granaten, die auf den Schirm
fielen, abgelenkt wurden und harmlos explodierten. Der Schirm war tatsächlich
etwas und sah noch dazu so aus, als funktioniere er.
Er nahm einen Zug von seiner
Zigarre, und die Glut leuchtete rot auf. Allein an die Größe musste man sich
erst einmal gewöhnen. Er hatte gesehen, dass die meisten seiner Jungs bei der
Einfahrt in die Makropole wie vom Donner gerührt gewesen waren und die
monumentale Architektur sprachlos angegafft hatten. Er wusste, dass er ihnen diese
Ehrfurcht so rasch wie möglich austreiben musste, sonst würden sie vor lauter
Dumm-aus-der-Wäsche-Gucken nicht zum Kämpfen kommen.
»Machen Sie das aus!«, befahl
eine schneidige Stimme hinter ihm.
Corbec drehte sich um und
glaubte einen Moment lang, es sei Gaunt. Aber nur einen Moment lang. Der
Kommissar, der auf ihn zuschritt, hatte nichts von Gaunts Ausstrahlung. Er trug
lokale Insignien, und sein aufgedunsenes Gesicht sah blass und kränklich aus.
Corbec sagte nichts, sondern nahm nur die Zigarre aus dem Mund und hob eine
Augenbraue. Er war gute fünfundzwanzig Zentimeter größer als der Offizier in
dem schwarzen Mantel.
Der Mann blieb einige Schritte
vor ihm stehen und nahm die schiere Körpermasse Colm Corbecs zur Kenntnis.
»Kommissar Langana, VWMK. Dies ist ein Sicherheitsbereich. Machen Sie das
verdammte Licht aus!«
Corbec steckte sich die Zigarre
wieder zwischen die Lippen und tippte sich immer noch schweigend auf die Rangabzeichen
eines Obersts auf der Schultertresse. »Ich ...«, begann der Mann. Dann
überlegte er sich alles noch einmal, wandte sich ab und marschierte davon.
»Oberst?«
Mkoll näherte sich mit einem
anderen Einheimischen, zum Glück mit einem ganz normalen Armeemitglied und
keinem von den sturen Böcken aus dem politischen Kader.
»Das ist Hauptmann Daur, unser
Verbindungsoffizier.« Daur knallte die Hacken so gut zusammen, wie das ein Mann
mit einer Beinwunde konnte, und salutierte mit der linken Hand. Er blinzelte
überrascht, als Corbec ohne Zögern die linke Hand ausstreckte.
Dann schüttelte er sie. Der
Griff war fest. Daur erwärmte sich sofort für diesen bärtigen, tätowierten
Koloss. Er hatte Daurs Beeinträchtigung sofort registriert und sich
kommentarlos darauf eingestellt.
»Willkommen in der Vervunmakropole,
Oberst«, sagte Daur.
»Ich kann nicht behaupten, dass
ich froh bin, hier zu sein, Hauptmann, aber ein Krieg ist ein Krieg, und wir gehen,
wohin der Imperator uns führt. Haben Sie für diese Unterbringung gesorgt?«
Daur warf einen Blick auf die
baufälligen Schuppen, wo das
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