Gaunts Geister - Band 1-3
gemeldet, eine Schätzung, die zu glauben man sich
angesichts der proportionalen Aushebungs-kapazität einer Makropole von der
Größe Ferrozoicas schwertut. Und darin liegt auch die Antwort. Die
Vervunmakropole kann bei einer Bevölkerung von vierzig Millionen ein Heer von
der Größe einer halben Million Mann aufstellen. Zoica kann aus einer
Bevölkerung von einem Drittel dieser Größe nur dann Millionen ausheben — wenn
die gesamte Bevölkerung bewaffnet wird.«
»Was?«, bellte Anko und lachte
kurz über die Vorstellung.
»Fahren Sie fort, Kommissar«,
sagte Croe.
»Dies ist kein Eroberungskrieg.
Dies ist kein Krieg der Makropolen, keine wirtschaftliche Kabbelei und kein
neuer Handelskrieg, wie Sie es bezeichnen. Zoica hat keine Truppen ausgehoben,
sie bewaffnet und sich erhoben, um die Makropol-Produktion dieses Planeten zu
erobern und zu kontrollieren oder um seinen alten Konkurrenten, die Vervunmakropole,
auszuschalten. Sie haben sich erhoben, um sie auszulöschen.«
»Ein Makel«, murmelte General
Nash, der langsam begriff.
»Genau«, sagte Gaunt. »Nicht
nur die potenziellen Kämpfer zu bewaffnen, sondern auch Arbeiter und
Hab-Familien, das setzt die Geisteshaltung fanatischer Eiferer voraus: ein
Ausbruch von Wahnsinn, eine Verdorbenheit, ein Makel. Die schändlichen Kräfte
des Chaos beherrschen Zoica, daran kann kein Zweifel bestehen. Das Gift des
Warpraums hat Ihren edlen Nachbarn überrannt und jeden Mann, jede Frau und
jedes Kind auf einen wahnsinnigen Kreuzzug gejagt, um den Rest dieser Welt und
alles auf ihr auszulöschen.«
FÜNF
Kontakt
»Im
Krieg sollte man besser wissen, von welchen Feinden man im eigenen Lager
umgeben ist, bevor man sich dem Feind stellt und sich fragt, warum man dies
allein tut.«
— Kriegsmeister Slaydo,
aus Ein Traktat über das Wesen des Kriegs
Eine Gruppe einheimischer
Soldaten in blauer Uniformjacke erwartete sie im Eingang eines schmuddeligen Schuppen-komplexes
unter dem grellweißen Licht von Natriumlampen. Sie hatten die Waffen über die
Schulter geschlungen und trugen Wollmützen, da ihre Pickelhauben am Koppel
hingen. Mit Stablampen winkten sie die Kolonne durch das Tor im Kettenzaun
hinein.
Sergeant Mkoll war als Erster
in der Anlage, brachte sein Motorrad auf dem schmierigen Beton der Straße schleudernd
zum Stillstand und bockte die Maschine auf. Das schwere Gefährt neigte sich
nach links und blieb stehen, das kehlige Schnurren des Motors verstummte. Mkoll
stieg ab, während die tanithischen Truppen hinter ihm auf das Gelände
donnerten.
Mkoll betrachtete die
Manufakturschuppen ringsum. Der Ort war schauderhaft, aber die Tanither hatten
schon in schlimmeren Gegenden Quartier gemacht. Trotz des Motorenlärms und des
Geschreis spürte er jemanden hinter sich und fuhr herum, bevor der andere ein
Wort sagen konnte.
»Nur die Ruhe!«, sagte der
Mann, der hinter ihm auftauchte.
Er war Mitte zwanzig und
hochgewachsen, hatte eine gute Figur und trug die hiesige Uniform. Ein
Hauptmann, besagten die Abzeichen an seinem Kragen. Sein rechter Arm lag in
einer gepolsterten Schlinge und war fest an die Brust gepresst, seine
Uniformjacke trug er nur auf einer Seite und hatte sie wie einen Umhang über
der anderen hängen. Mkoll fand, er konnte von Glück sagen, dass der leere Ärmel
kein dauerhaftes Merkmal war.
Mkoll salutierte kurz. »Bitte
um Verzeihung, Sie haben mich überrascht. Sergeant Mkoll, fünfter Trupp, Erstes
und Einziges Tanith.«
Der Hauptmann erwiderte den
Gruß steif mit der linken Hand. Mkoll fiel auf, dass er außerdem hinkte und blasse
Schrammen an Stirn und Wangen sowie um die Augen hatte.
»Hauptmann Ban Daur,
Vervunwehr. Willkommen in der Vervunmakropole.«
Mkoll entfuhr ein kurzes
Lachen. Noch nie zuvor war er in einem Kriegsgebiet persönlich willkommen
geheißen worden.
»Können Sie mich Ihrem
kommandierenden Offizier vorstellen?«, fragte Daur. »Man hat mir die Aufgabe
übertragen, Ihre Einquartierung zu beaufsichtigen. Zu anderen Dingen tauge ich
im Moment wohl nicht.« Das sagte er mit einem wehmütigen Glucksen und einem
kurzen Blick auf seinen in der Schlinge befindlichen Arm.
Mkoll trat neben ihn, und sie
durchquerten gemeinsam das Durcheinander aus Männern, Lastwagen, Dieselschwaden
und Abladearbeiten. Unter den harschen Lichtbrücken über ihnen warfen sie
kleine, flackernde Schatten.
»Sie waren bereits
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