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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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den tropischen Makropolen gestiegen, zum
Archipel, vielleicht sogar zum verghastischen Raumhafen, wo es, wie es hieß, möglich
war, eine Fahrkarte überallhin zu kaufen, sogar zu einer Fremdwelt.
    Sie hatte im Veyveyrtor immer
einen Weg fort von diesem Steinbrocken gesehen. Eine mögliche Zukunft. Ein Versprechen.
    Jetzt war es tot und
ausgebrannt, und abgebrühte Fremdwelt-Soldaten beschmutzten es mit brutalem
Krieg.
    Das Baby schrie wieder. Tona
schlich sich aus ihrem Bunker und wandte sich an Dalin.
    »Bleib bei ihm. Ich bin bald
mit Essen zurück.«
    Tona glitt die Schutthalden
hinab und schlich zum Stacheldrahtzaun des Truppenlagers.
     
    Tona durchquerte die
Ruinenlandschaft der Manufakturen, Industriegebiete, die an jenem ersten Tag
vor dem Einschalten des Schirms dem Erdboden gleichgemacht worden waren.
Zerstörte Betonbauten flankierten die Ränder von zwanzig Meter und mehr
durchmessenden Kratern. Geborstene Metallverkleidungen und geplatzte Rohre ragten
aus den Trümmern. Unkenntliche Stücke verbrannter Maschinerie waren überall
verstreut.
    Leichen lagen, wo sie gefallen
waren, und nach einem Monat waren sie nicht mehr als lose Hüllen aus
geschrumpelten Knochen und zerfetzter Kleidung. Die Rettungsmannschaften hatten
die meisten Verwundeten gleich zu Beginn abtransportiert, und die Habber hatten
ihre Toten selbst weggebracht. Doch es gab immer noch Leichen, die zerknautscht
und halb begraben in dem ausgedehnten Trümmerfeld lagen. Aashunde, mager, krank
und räudig, streiften durch die Trümmer und plünderten, was sie konnten — wie
sie, obwohl sie sich anders als die Hunde nicht von Leichen ernährte. Der
ganzen Gegend haftete ein schaler Geruch nach Verwesung an, und man konnte
förmlich sehen, wie sich Krankheiten ausbreiteten. Tausende wie sie,
hauptsächlich Angehörige der untersten Schichten und die Heimatlosen aus den
Außenhabs, hatten diese Gegend zu ihrer vorübergehenden Heimat gemacht, als die
Hauptflüchtlingslager aus allen Nähten geplatzt waren.
    Wie viele
Unterschichtsangehörige der Vervunmakropole machte auch Tona Criid einen Bogen
um die Flüchtlingslager, obwohl es dort Nahrungsmittel und medizinische Versorgung
gab, weil sie außerdem gleichbedeutend mit Behörden und Vorurteil waren.
    Das VWMK kontrollierte die
meisten Lager mit brutaler Gewalt.
    Sie sah andere durch die Ruinen
schleichen. Hauptsächlich Erwachsene, ein paar Kinder, alle mager und schmutzig
und mit zerrissener Kleidung. Manche starrten sie im Vorbeigehen an, manche
ignorierten sie. Niemand sagte etwas.
    Sie kam an einem Lagerhaus
vorbei, wo Teile der Seitenfenster noch intakt waren, und sah darin ihr
Spiegelbild. Es schockierte sie.
    Ein blasses Ding mit struppigen
Haaren, schmutzigen Kleidern und eingefallenen Augen starrte sie an. Sie hatte
damit gerechnet, ein verwegenes Hab-Mädchen mit blitzenden Augen, protzigen
Piercings und einem gefährlichen Lächeln zu sehen.
    Als sie die Hagerkeit ihres
Gesichts sah, ging ihr erst auf, wie hungrig sie war. Sie hatte das Gefühl
unterdrückt.
    Ihr leerer Magen krampfte sich
zusammen und schmerzte plötzlich so stark, dass sie sich kurz auf einen
Schlackehaufen setzte, bis die Schmerzen so weit nachgelassen hatten, dass sie
wieder ohne Krämpfe und Schwindelgefühl stehen konnte.
    Sie nahm die Flasche aus dem
Gürtel und trank ein paar kostbare Schlucke. Sie war noch halb voll und die letzte
aus einer Kiste mit Elektrolytgetränken, die sie aus einem Lager in der Nähe
der Vervunschmelzhütte Eins geholt hatte. Diese Flaschen waren mit Sicherheit
der Hauptgrund dafür, dass sie und die Kinder den letzten Monat überlebt
hatten.
    Sie klemmte die Flasche wieder
am Gürtel fest und zückte dann ihr Messer. Der rückwärtige Zaun des Militärgeländes
war jetzt nur noch ein paar Meter entfernt. Es machte einen verlassenen
Eindruck. Vielleicht kämpften sie alle am Tor. Jedenfalls hörte es sich so an.
    Ihr Bruder Nake hatte ihr die
Klinge an ihrem zehnten Geburtstag geschenkt, ein paar Wochen bevor er bei einem
Bandenkampf unter der Hauptspindel getötet worden war. Nake Criid hatte zu den
Ververn gehört, einer der bedeutenderen Untergrund-Banden, und der Messergriff
war mit dem sorgfältig eingeritzten Verver-Wappen verziert, einem lachenden
Schädel in der Spitze eines gothischen V.
    Tona trug selbst ein paar
Gang-Abzeichen — einen Ohrstecker, eine Gürtelschnalle und eine kleine Schlangentätowierung
auf der Schulter —, aber sie war nie richtig in eine Bande

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