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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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und die
Kraft der Menschheit ist der Imperator. Die Predigten Sebastian Thors, Band
dreiundzwanzig, Kapitel zweiundsechzig.«
    Bonifazius fuhr höher und
wählte ein anderes Buch.
    »Der Sinn des Kriegs?«
    »Ist der Sieg!«, erwiderte
Gaunt eifrig.
    »Feldmarschall Gresh, Memoiren,
Kapitel neun.«
    »Wie kann ich den Imperator
fragen, was ihm von mir gehört?«
    »Wenn ich meinen ganzen Besitz
dem Goldenen Thron schulde und diese Schulden nur bezahle, wenn ich meine
Pflicht erfülle«, erwiderte Gaunt. »Die Sphären der Sehnsucht von Inquisitor
Ravenor, Band ... drei?«
    Bonifazius kurbelte seinen
Stuhl wieder auf den Boden herunter und wandte sich Gaunt zu. »Tatsächlich ist
es Band zwei.«
    Er starrte den Jungen an. Gaunt
versuchte vor den freiliegenden Knorpeln und dem Gewebe des halb zerstörten Gesichts
nicht zurückzuschrecken.
    »Hast du irgendwelche Fragen?«
    »Wie ist mein Vater gestorben?
Bisher hat es mir noch niemand gesagt, nicht einmal On... Ich meine, General
Dercius.«
    »Warum willst du das wissen,
mein Junge?«
    »Ich bin einem Jungen im Kreuzgang
begegnet. Blenner. Er wusste, wie seine Eltern gestorben sind. Sein Vater starb
im Kampf gegen den Feind auf Futhark, und seine Mutter hat sich aus Liebe zu
ihm das Leben genommen.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Ja, Meister.«
    »Schüler Blenners Familie wurde
getötet, als ihre Welt während der Infiltration durch einen Symbionten mit
Viren bombardiert wurde. Blenner besuchte gerade einen Verwandten und war nicht
auf dem Planeten. Eine Tante, glaube ich. Sein Vater hat im Administratum
gearbeitet. Schüler Blenner hatte schon immer eine sehr lebhafte Fantasie.«
    »Und dass er scharfe Munition
benutzt hat? Bei den Übungen. Ist das der Grund für seine Bestrafung?«
    »Schüler Blenner wurde dabei
erwischt, wie er unhöfliche Bemerkungen über den Stellvertretenden Hohemeister an
die Latrinenwände gekritzelt hat. Das ist der Grund für seine Bestrafung. Du
lächelst, Gaunt. Warum?«
    »Ohne besonderen Grund,
Hohemeister.«
    Eine lange Stille trat ein, die
nur durch das Knistern und Zischen des Suspensorfelds gestört wurde.
    »Wie ist mein Vater gestorben,
Hohemeister?«, fragte Ibram Gaunt.
    Bonifaz schloss die Datentafel
mit hörbarem Klacken.
    »Das ist geheim.«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

     
     
    Vierter Teil
     
    Cracia Stadt,
    Pyrites
     
     
    1
     
     
    Die Imperiale Nadel war schon
ein gewaltiges Bauwerk, fand Oberst Colm Corbec. Sie stand in Cracia, der
größten und ältesten Stadt auf Pyrites, ein dreitausend Meter hoher Eisenturm,
vor vierhundert Jahren teils zu Ehren des Imperators, vor allem aber zur Feier
der baumeisterlichen Fähigkeiten der Pyriter errichtet.
    Die Nadel war höher als die
gezackten Türme des Arbites-Reviers, und neben ihr wirkten sogar die riesigen
Zwillingstürme des Palasts der Ekklesiarchie winzig. An wolkenlosen Tagen war
die Stadt eine riesige Sonnenuhr und die Nadel ihr Zeiger. Die Stadtbewohner
brauchten nur zu sehen, welche Straßen der Stadt im Schatten lagen, und konnten
die genaue Uhrzeit nennen.
    Heute war kein wolkenloser Tag.
In Cracia war Winter, und der Himmel hatte eine matte, unreflektierende weiße
Farbe wie der Bildschirm eines nicht eingestellten Bildbetrachters. Schnee fiel
aus dem bleiernen Himmel und bedeckte die gothischen Dächer und Türme der
alten, grauen Stadt, die kunstvollen Verzierungen, die schmiedeeisernen
Regenrinnen und Messingtraufen, die skelett-artigen Feuerleitern und die Simse
von Spitzbogenfenstern.
    Doch hier unten auf den Straßen
war es warm. Unter den mit Buntglas und schwarzen Eisenbeschlägen verzierten
Markisen wurden die Wege und Plätze geheizt. Kilometer unter der Stadt pumpten
uralte Turbinen heiße Luft in die Leitungssysteme unter dem Pflaster, und ein
Niedrig-Energie-Schutzschirm in Höhe des ersten Stocks sorgte dafür, dass die
Fußgänger gar nicht erst mit Regen und Schnee in Berührung kamen.
    In einem Terrassencafe saß
Corbec, die Jacke seiner tanithischen Oberstenuniform geöffnet, trank ein Bier
und schaukelte auf seinem schwarzen eisenbeschlagenen Stuhl hin und her. Hier
auf Pyrites mochte man schwarze Eisenbeschläge. Man machte alles daraus. Sogar
das Bier, dem Geschmack nach zu urteilen.
    Corbec spürte, wie er sich zum
ersten Mal seit Monaten ein wenig entspannte. Das Höllenloch Fortis Doppelstern
lag endlich hinter ihm: der Schlamm, das Ungeziefer, das Bombardement.
    Nachts spukte es immer

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