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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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spritzte aus einem tiefen Schnitt quer über
den Unterbauch.
    Gaunt wäre beinahe gestürzt.
Die Schmerzen waren gewaltig, und er wusste, dass die zerfetzte, ausgefranste
Wunde furchtbar war. Er hatte versagt. Seinem Vater und seiner Ehre gegenüber
versagt.
    Dercius war eine zu große, zu
mächtige Präsenz in seinem Bewusstsein, um ihn zu besiegen. Onkel Dercius, der
große Mann, der lachende, scheltende, charismatische Riese, der auf Manzipor
von Zeit zu Zeit in sein Leben getreten war und Geschichten und Witze erzählt
und ihm wunderbare Geschenke mitgebracht hatte.
    Dercius, der Spielzeugfregatten
für ihn geschnitzt, ihm die Namen der Sterne verraten, ihn auf sein Knie
gesetzt und ihm Andenken aus Orkzähnen geschenkt hatte.
    Dercius, der ihm mithilfe von
Zeltstangen auf den Sonnendecks über den Wasserfällen das Fechten beigebracht
hatte. Gaunt erinnerte sich noch an den kleinen Drehstoß, nach dem er sich
immer auf den Hintern gesetzt und sich die schmerzende Schulter gerieben hatte.
Elegant mit einem Degen, unmöglich mit einem Kettenschwert.
    Oder vielleicht auch nicht.
Blutend und mit wehenden Uniform- und Hautfetzen, drehte sich Gaunt leicht wie
ein Kind und stieß mit einer Waffe zu, die nicht zum Zustoßen gedacht war.
    Ein Ausdruck unerträglicher
Überraschung erschien auf Dercius' Miene, als Gaunts Kettenschwert in sein
Brustbein stach und sich mit markerschütterndem Kreischen durch Knochen, Haut,
Gewebe und Organe bohrte, bis es zwischen den Schulterblättern wieder austrat
und Fleischklümpchen von den surrenden Zähnen spritzten. Dercius sank zu einem
blutenden, zitternden Haufen zusammen, der im Rhythmus der immer noch aktiven
Waffe vibrierte, die ihn aufgespießt hatte.
    Gaunt fiel auf die Knie und
hielt seine Eingeweide zusammen, während warmes Blut durch die unsaubere
Bauchwunde sprudelte. Ihm wurde schwarz vor Augen, als Tanhause neben ihm
auftauchte.
    »Du bist gerächt, Vater«,
versuchte Ibram Gaunt noch dem Abendhimmel zu sagen, bevor er das Bewusstsein
verlor.
     
     
     
     
     

     
     
    Sechster Teil
     
    Menazoid Epsilon
     
     
    1
     
     
    Niemand wollte nach Epsilon.
Niemand wollte sterben.
    Kommissar-Oberst Gaunt
erinnerte sich mit einem wehmütigen Grinsen an die Überlegungen, die er im
Glaserker auf der Absalom angestellt hatte. Er erinnerte sich, wie er
gebetet hatte, seine Geister möchten für die Hauptoffensive gegen den Hauptplaneten
Menazoid Sigma ausgewählt werden.
    Wie sich die Dinge ändern , lachte er innerlich. Wie
hätte er damals im Glaserker gelacht, hätte man ihm gesagt, er werde freiwillig
Epsilon wählen.
    Nun, wählen war vielleicht ein
zu starkes Wort. Glück und unsichtbare Hände waren am Werk gewesen. Als die Absalom an einer der Brückenkopf-Hexathedralen angelegt hatte, die wie Perlen an einer
Kette in der Menazoid-Klammer aufgereiht waren, hatte sich dort eine
verblüffende Menge von Regimentern und gepanzerten Einheiten für den Einsatz im
Zielgebiet versammelt.
    Die meisten Regimentsoffiziere
hatten um die Ehre gebeten, gegen Sigma vorrücken zu dürfen, und Kriegsmeister
Macaroths taktischer Stab war mit Vorschlägen und Gegenvorschlägen hinsichtlich
der Aufstellung der imperialen Armeen über-schwemmt worden. Gaunt hatte daran
gedacht, wie Fereyd, der unsichtbare Fereyd und sein Agentennetz, dafür gesorgt
hatten, dass ihn die Vitrianer auf der Absalom unterstützten. Ohne
direkte Kommunikationsmöglichkeiten vertraute er darauf, dass sie ihn wieder
beobachten und seine Manöver als Teil ihres gemeinschaftlichen Plans auffassen
würden, den es, wenn möglich, zu fördern galt.
    Also hatte er dem taktischen
Stab eine Nachricht geschick und verkündet, er glaube, dass seine Geister mit
ihren bekannten Fähigkeiten als Späher und in puncto Verstohlenheit für den
Angriff auf Epsilon wie geschaffen seien.
    Vielleicht war es Zufall.
Vielleicht lag es daran, dass sich kein anderes Regiment freiwillig gemeldet
hatte. Vielleicht lag es daran, dass Fereyd und sein Netz das Gesuch gesehen
und in aller Stille hinter den Kulissen an Drähten gezogen hatten, um dafür zu
sorgen, dass es auch geschah. Vielleicht hatte die feindliche Fraktion, deren
Versuche, ihm das Geheimnis des Kristalls zu entreißen, gescheitert waren, auch
entschieden, der einzige Weg, die Wahrheit zu enthüllen, sei der, ihm seinen
Willen zu lassen und ihm zu folgen. Vielleicht führte er sie zu der Trophäe,
die sie so sehr begehrten.
    Es spielte keine Rolle. Nach
eineinhalb Wochen

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