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Gauß: Eine Biographie (German Edition)

Gauß: Eine Biographie (German Edition)

Titel: Gauß: Eine Biographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Mania
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identifizieren. In seinem Buch Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das kopernikanische und das ptolemäische tritt Galilei mit raffiniert formulierten Argumentationen nicht ausdrücklich, aber unverkennbar für Kopernikus ein, dessen Modell die Kirche mittlerweile als Irrlehre verdammt hat. Die heilige Inquisition bedankt sich für das Buch mit einer freundlichen Einladung des Autors in ihre florentinischen Dienstgewölbe und mit einem lakonischen Hinweis auf die in Rufweite einsatzbereiten Folterknechte. In einem der berühmtesten Prozesse aller Zeiten wird der Angeklagte wegen wiederholter Verteidigung der gotteslästerlichen Behauptung, die Erde drehe sich um die Sonne, zu lebenslangem Hausarrest verurteilt.
    Isaac Newton baut als 25-Jähriger das erste Spiegelteleskop * mit 150facher Vergrößerung. Zu diesem Zeitpunkt hält er seine tiefen Einblicke in den Zusammenhang zwischen Schwerkraft und Planetenbahnen noch unter Verschluss. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gehen die Fortschritte in der Astronomie allerdings im Wesentlichen auf den Einfluss zurück, den Newtons Principia auf die europäischen Mathematiker und Astronomen ausüben. Umlaufbahnen und Umlaufdauer lassen sich mit Hilfe der Kepler’schen und Newton’-schen Gesetze berechnen. Inzwischen haben vor allem Euler und Bernoulli die schwer nachvollziehbaren Newton’schen Geniestreiche in eine verständlichere Sprache übersetzt. Der unfassbar produktive Euler arbeitet an einer eigenen Theorie der Mondbewegung, da eine gewisse unregelmäßige Beschleunigung der Erdsatellitenbahn nicht durch das Gravitationsgesetz erklärt werden kann. Auch die Mathematiker Lagrange und Laplace befassen sich mit dem Problem gestörter Planetenbahnen. Eines wird dabei deutlich: Trotz der epochalen Erfolge von Kepler und Newton muss noch viel mathematische Feinarbeit geleistet werden.
    Auf einer anderen Schiene machen sich um dieselbe Zeit zwei Gelehrte Gedanken über die Ausdehnung der Milchstraße. Angenommen, sie sei ein Sternensystem, wie Galilei nach einem Blick durch sein Fernrohr erklärt hat, um das sich unsere Sonne, die Planeten und alle anderen Sterne drehten. Der englische Uhrmacher Thomas Wright, ein Seiteneinsteiger in die Astronomie, verfolgt diese Idee und stellt sich vor, die Sterne der Milchstraße seien in einer Art Kugelschale angeordnet. Nun fragt er sich, ob die fernen Nebel, die beim Blick durch die modernen Spiegelteleskope sichtbar werden, nicht womöglich auch eigenständige Sternensysteme wie die Milchstraße sein könnten. 1751 stößt Immanuel Kant auf die Wright’sche Theorie und lässt sich davon zu der Vorstellung inspirieren, die Sterne der Milchstraße seien, statt in einer Kugel wie bei Wright, in einer Scheibe angeordnet. Kants Universum ist erstaunlich dynamisch: «Körper entwickeln sich, Sonnen kondensieren und erhitzen sich bis zu einem Punkt, an dem sie zu feiner Materie explodieren» [Nor: 270]. Dieses ewige Stirb und Werde finde überall im Raum statt, schlägt der Königsberger Philosoph vor. Die Vorstellung ferner «Welteninseln» als eigenständige Sternensysteme findet Kant schließlich reizvoll genug, um sie 1755 in seiner Allgemeinen Naturgeschichte und Theorie des Himmels zu publizieren.
    Eine erste systematische Durchmusterung des Sternenhimmels, die über das Sonnensystem hinausgeht, leistet Uranus-Entdecker Friedrich Wilhelm Herschel in den 1780er Jahren. Er baut sich seine Teleskope selbst, schleift eigenhändig die Spiegel, die schon einen Durchmesser von 1 Meter 20 haben und eine Tonne wiegen. Sein Nebelkatalog erfasst bald mehr als tausend Objekte. Und Herschel ist sich sicher, obwohl er die Entfernungen nicht exakt messen kann, dass die Nebel weit außerhalb der Milchstraße liegen. Auch er hält es für möglich, dass es ferne Sternensysteme sind. Er ist sogar von einer langsamen geschichtlichen Entwicklung des Universums überzeugt [Büh: 97], glaubt also achtzig Jahre vor Darwins umwälzender Idee bereits an eine Evolution des ganzen Universums, inklusive Kants dynamischer Welteninseln. Doch setzen sich solche Vorstellungen, die Edwin Hubble im 20. Jahrhundert spektakulär bestätigen wird, zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Astronomengemeinde nicht durch. Herschel wird zwar für seine Leistungen geschätzt und bewundert, doch seine abweichenden Vorstellungen werden von den Kollegen höflich ignoriert.
    Durch Herschels Entdeckung des Uranus im März 1781 ist das Sonnensystem und damit

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