GAYLÜSTE: erotische Geschichten (German Edition)
Menschen hatten es vor fünfunddreißig Jahren tatsächlich geschafft, sich mit Atombomben selbst in die Luft zu jagen. Diejenigen, die überlebt hatten, hausten seitdem im weit verzweigten Netz der Londoner Underground, in verrosteten Wagons und Kellern. Doch auch hier unter der Erde lauerte der Tod, denn nur das Blut der Menschen konnte das Überleben der Blutsauger sichern. Der Krieg um den begehrten roten Nektar zwischen verschiedenen Vampir-Clans beherrschte das Land seit der Zerstörung der Erdoberfläche. Die Vorräte waren ausgeschöpft, der Feind lauerte an jeder Ecke.
Gideon genoss es, allein zu s ein. Seit Darius’ Tod war nichts mehr wie vorher. Ohne ihn schien alles sinnlos und leer. Nacht für Nacht begab sich Gideon unermüdlich auf seinen Rachefeldzug gegen die Mörder seines Bruders: Seelenlose. Man nannte sie auch den Weißen Tod , denn ihre Pupillen und auch die Iris waren weiß wie Schnee. Sie waren abtrünnige Vampire, die mit grausamster Brutalität und ohne Erbarmen mordeten. Ihre Verwandlung war hervorgerufen worden, nachdem sie sich im Blutrausch von Leichen genährt und dabei ihre Seele eingebüßt hatten. Diese Monster mussten vernichtet werden, damit das Leben der Menschen und somit auch das der Vampire gesichert war.
Lautlos glitt Gideon durch die Dunkelheit. Das einst stolze und schöne London war eine Ruinenstadt. Gideons Ziel war das halb verfallene Fabrikgebäude, in dessen Kellern sein Bruder bestialisch ermordet wurde.
Als er durch die zerbrochene Glastür schlüpfte und das Innere des Gebäudes betrat, spürte er die Bedrohung bereits nach wenigen Schritten. Sollten sie doch kommen, diese elenden Bastarde, er war bereit. Die riesige Eingangshalle bot keinen ausreichenden Schutz, zum Umkehren war es zu spät.
Darius’ letzte Worte, als sie ihn im Sterben liegend fanden, schwirrten erneut in Gideons Kopf um her: Mein To d wird nicht umsonst gewesen sein, denn genau hier an diesem Ort wirst du dein Glück finden. Hier wird sich dein Schicksal entscheiden, mein Bruder. Und zögere nicht, denn du wirst das Richtige tun.
Darius war ein »Seher«, in Visionen hatte er in die Zukunft geblickt, doch aus seinem letzten Satz wurde Gideon nicht schlau.
»Mein Schicksal ...«, murmelte er, als er einen Luftzug im Nacken spürte. Er konnte den Seelenlosen riechen, der süßliche Gestank von Tod und Verwesung war widerlich. Er wirbelte herum und zog das Schwert, doch sein Angreifer riss ihn bereits zu Boden. Gideon gelang es, ihm die Klinge in die Seite zu rammen. Der Seelenlose stieß ein Brüllen aus, bohrte seine scharfen Reißzähne in Gideons Schulter und riss ihm eine tiefe Wunde ins Fleisch. Gideon schrie auf, der Schmerz raubte ihm für einen Moment die Sinne. Sein Angreifer bebte vor Zorn und bäumte sich auf. Gideon nutzte die Gelegenheit, rollte sich zur Seite und sprang mit einem Satz zurück. Der Weiße Tod erhob sich ebenfalls. Er war fast zwei Meter groß, in der rechten Faust hielt er eine schwere Eisenstange umklammert. Bis auf die toten, weißen Augen glich er einem gewöhnlichen Vampir.
Gideon fletschte die Fänge. »Na komm schon, du elender Bastard! Wir werden sehen, wer der Stärkere von uns beiden ist!«
Der Seelenlose verzog seine Lippen zu einem schiefen Grinsen, seine Antwort war ein grollendes, tiefes Lachen, das an den Mauern widerhallte. Der Kerl war offenbar kein Freund großer Worte.
Eric hielt sich im Verborgenen und beobachtete den Kampf mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Neugierde. Der fremde Vampir kämpfte mit einer Verbissenheit und Stärke, die zu bewundern war. Schon allein die Eleganz mit der er sich bewegte und auswich, als die schwere Eisenstange den Steinboden neben ihm zu Brei schlug, ließ Erics Herz schneller schlagen. Das lange blonde Haar flatterte wild, als er sich dabei umdrehte und einen Kampfschrei ausstieß. Eric rief sich in Erinnerung, dass der tapfere Kämpfer einem fremden Clan angehörte und ebenso sein Feind war wie der Seelenlose. Ihm stockte der Atem, als das Monster erneut die Oberhand erlangte und sich auf den Blonden warf. Dieser hatte sein Schwert verloren, die Verletzung an der Schulter blutete stark. Erics Puls begann zu rasen und das Blut rauschte in seinen Ohren, als er den metallenen Geruch des begehrten Lebenssaftes wahrnahm. Im nächsten Moment sauste die Eisenstange erneut hernieder, doch der Vampir konnte gerade noch den Kopf wegziehen. Der Seelenlose riss den Mund auf und neigte sich hinunter, um
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