GAYLÜSTE: erotische Geschichten (German Edition)
Löwengebrüll. Jursha erstarrte vor Schreck. Instinktiv schluckte er den Samen hinunter, der sich in seinen Mund ergoss. Das konnte nicht unentdeckt geblieben sein, jemand musste Vriddick gehört haben!
Dennoch vermochte er sich nicht zu rühren, bis Vriddicks Bewegungen erstorben waren. Erst dann fiel die Starre von Jursha ab wie ein Zauberbann. Er sprang auf die Füße und floh aus dem Kerker, wobei er seinen Lederbeutel vergaß.
Der junge Heiler starrte auf die Tasche, die ihm nun zum Verhängnis zu werden drohte. Hätte er sich bloß an sie erinnert! Oder hätte ihm Rashenko den Beutel zurückgebracht, wenn er dem Folterknecht zu Gefallen gewesen wäre?
Leicht wie das Streicheln des Windes fasste Borjanka Jurshas Kinn und hob es an, damit er ihr ins Gesicht sah. Zaubersprüche hielten ihr Antlitz jung, doch in ihren kalten Augen standen die Jahre geschrieben und die Macht, über die sie gebot. Sie legte ihre Fingerspitzen auf seine Schläfen, und Tränen der Verzweiflung trübten seinen Blick. Er wusste, wozu sie fähig war, welche fürchterlichen Schmerzen sie einem Menschen bereiten konnte, denn mehr als einmal hatte er sich ihrer Opfer, deren Verstand unter der unsäglichen Qual zerbrochen war, erbarmen müssen.
»Bitte, Herrin«, flehte er flüsternd, »ich habe dem Gefangenen nicht zur Flucht verholfen. Ich habe seine Fesseln nicht gelöst, nicht einmal, um seine Wunden zu verbinden.«
»Lügst du mich auch nicht an?«, fragte sie weich wie ein Strang Seide. Ihre Hände drückten fester auf seine Schläfen. Jursha schloss die Augen und ergab sich in sein Schicksal.
»Herrin?« Eine schneidige Stimme lenkte Borjankas Aufmerksamkeit von dem Heiler ab. Der Druck auf Jurshas Schläfen ließ nach, und der junge Mann wagte einen tränenblinden Blick über die Schulter. Der Waffenmeister von Temnora stand auf der Schwelle zum Thronsaal und grüßte die Zauberkönigin mit einer knappen Verbeugung, während er meldete: »Herrin, wir können den Folterknecht Rashenko nicht finden. Vermutlich wird er dem Gefangenen zur Flucht verholfen haben.«
Borjanka stieß einen unfeinen Fluch aus. »Findet ihn!«, befahl sie ihren Soldaten. »Findet sie alle beide und bringt sie mir, tot oder lebendig!«
In ihrer Wut stieß sie Jursha zur Seite, und überwältigt von dieser Rettung im letzten Augenblick, stürzte der Heiler haltlos zu Boden. Langsam, um nicht den Zorn der Zauberkönigin zu erregen, schob er sich auf seine Knie zurück. Er senkte den Kopf , sodass s eine Haare sein Gesicht verdeckten und die Gefühle, die sich darin widerspiegelten. Er war wütend auf Rashenko, der ihn in diese gefährliche Lage gebracht hatte, und zugleich dankbar, dass der Folterknecht Vriddick befreit hatte. Hoffnung, dass die beiden den Häschern entkamen, paarte sich mit der Angst vor einem Wiedersehen: Denn sollte Vriddick jemals nach Temnora zurückkehren, würde ohne jeden Zweifel Blut fließen. Entweder würde der Krieger einen grausamen Tod finden – oder er würde Borjankas Tyrannei ein Ende setzen.
Charlotte Engmann
wurde 1971 in Neuss geboren und lebt jetzt in Köln, wo sie Germanistik, Anglistik und Geschichte studiert und eine Ausbildung zur Verlagskauffrau absolviert hat. Von ihr wurden bislang sechs Romane und unzählige Kurzgeschichten der Genres Fantasy und Horror veröffentlicht. Beim dead soft verlag ist mit großem Erfolg u. a. ihre "Entführung nach Alhalon" erschienen, ein Fantasy-Roman über schwule Liebe, Lust und Leidenschaft im heißen Wüstensand. Die vorliegende Geschichte "Der Gefangene von Temnora" ist Teil der so genannten "Heldenmoritaten", die von den schwarzen Rittern der Zauberkönigin Rhymoria erzählen. Weitere Informationen zu den Werken und dem Wirken von Charlotte Engmann finden sich auf ihrer Homepage:
www.charlotte-engmann.de
The Battle
von Nicole Henser
Langsam stieg der Nebel aus den Wiesen und der Horizont färbte sich gelb. Bald würde die Sonne aufgehen, und schon blendeten Zack die ersten gleißenden Strahlen, die aus den Wolken hervorbrachen. Er schloss die Augen und genoss den Moment der Ruhe, während der Wind mit seinem langen dunklen Haar spielte. Außer dem nervösen Scharren von Motorradstiefeln war kein Laut zu hören, erst auf sein Zeichen hin würden die »Dark Rebels« ihre Maschinen anwerfen.
Zack hatte das Gefühl, er könne die ferne Melodie von Dudelsäcken wahrnehmen, die in der klaren Luft hing. Vorboten der Schlacht – doch natürlich war das nur Einbildung, denn
Weitere Kostenlose Bücher