GAYLÜSTE: erotische Geschichten (German Edition)
Kampfes. Dabei ist allgemein bekannt, dass Rhymoria ihre Zauber durch die Augen ihrer Paladine wirken kann. Wenn er also einer ihrer magischen Streiter ist, warum hat sie ihn dann nicht gerettet?«
»Sie wird wohl ihre Gründe haben«, erwiderte Jursha steif. Warum sollte Rhymoria anders sein als die Herrin Borjanka? Mit ihrer Magie beherrschten die Zauberkönige ganz Finsterland, und das Volk lebte in ständiger Furcht vor ihrer Willkür. Seit zwei Jahrzehnten nun dehnte Königin Rhymoria ihr Reich langsam, aber stetig aus, und schon mehr als ein Zauberer hatte sich ihrer wachsenden Macht beugen müssen. Die Herrin Borjanka hatte allen Grund anzunehmen, dass die Rivalin ihre berühmt-berüchtigten Paladine als Spione in das Land der Feindin schickte.
»Weiß man seinen Namen?«, fragte Jursha nach dem Gefangenen, der Rashenko zufolge bloß zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war.
»Er will Vriddick heißen.« Der Folterknecht übernahm die Führung und geleitete Jursha in einen schmalen, düsteren Gang, von dem mehrere Zellentüren abgingen. »Aber das muss nichts bedeuten.«
Jursha nickte zustimmend. Einige von Rhymorias Streitern hatten eine gewisse Berühmtheit erlangt, wie die von Dämonen besessene Seylian Schattenstern oder der verräterische Nachtalb Morandir, der schon zum dritten Mal einer neuen Herrin die Treue geschworen hatte. Ein Paladin namens Vriddick war jedoch bisher unbekannt. Vielleicht war der Name falsch oder der Gefangene war eine neue Größe in dem ewigen Streit um die Vorherrschaft über Finsterland.
»Hier ist er.« Rashenko zog eine der niedrigen Türen auf, nahm eine Fackel aus dem Gang und steckte sie in eine Halterung in der Zelle. An Jursha vorbeitretend, verließ er den düsteren Kerker, doch auf der Schwelle verharrte er kurz. »Nimm dich ihn Acht«, warnte er eindringlich. »Er ist gefährlich.«
Jursha nickte und wandte sich dem Gefangenen zu. Fast augenblicklich brach ihm der Schweiß aus, und das lag nicht an der schwülen Wärme, die sich in der Zelle gesammelt hatte. Rashenko hatte Recht: Vriddick war gefährlich – und zwar in mehr als einer Hinsicht. Vordergründig waren da die ausgeprägten Muskeln, die sich unter der ungewöhnlich dunklen Haut spannten und von überlegener Kraft sprachen. Hinzu kamen ein offensichtlich eiserner Wille, den weder Gefangenschaft noch Folter hatten brechen können, und eine nahezu animalische Anziehungskraft, die Jurshas Herz schneller schlagen ließ. Unwillkürlich benetzte er mit der Zunge seine trockenen Lippen.
Vorsichtig, als würde er über eine dünne Eisschicht gehen, trat er tiefer in die Zelle. Da Königin Borjanka befürchtete, dass der Gefangene über magische Kräfte verfügte, waren seine Augen mit einem breiten Lederband verbunden. Jeder Finger war einzeln an das hölzerne Joch gefesselt, das über den breiten Schultern ruhte, sodass er seine Hände nicht bewegen konnte. Von der Decke hingen zwei Eisenketten, die Vriddick auf den Füßen hielten, doch vermutlich wäre er sowieso nicht in die Knie gegangen. Er stand aufrecht und stolz, und allein eine winzige Bewegung seines Kop fes verriet, dass er wachsam nach den zögernden Schritten des Heilers lauschte.
»Ich bin Jursha«, stellte sich dieser vor. Seine Stimme klang heiser und jungenhaft hell in seinen Ohren, und eine sanfte Röte flutete über seine Wangen. Er schluckte trocken und kämpfte um einen angemessenen Ton, während er fortfuhr: »Ich bin Heiler und soll mich um Eure Wunden kümmern.« Überrascht bemerkte er, wie förmlich er sprach, dabei gab es keinen Anlass für Höflichkeit. Der Mann war sicherlich ein Spion, für wen auch immer, und in Borjankas Kerker würde er eh nicht lange überleben.
Aus seiner Tasche holte Jursha eine Kerze und entzündete sie an der Fackel, um Vriddicks Verletzungen genauer betrachten zu können. Brandeisen und Peitsche hatten ihre grausamen Spuren auf der braunen Haut hinterlassen, und Jursha fühlte den gewohnten Schauder des Abscheus vor dieser unmenschlichen Gewalt. Er stellte die Kerze ab, zog ein weiches, sauberes Tuch und ein Töpfchen mit einer Heilsalbe aus der Ledertasche. Die Salbe würde die Wunden reinigen und eine Entzündung verhindern, aber auch die Schmerzen lindern.
»Es brennt ein bisschen«, sagte er aus Gewohnheit, ehe er sich erinnerte, dass Vriddick heute schon ganz andere Qualen erlitten hatte. Er zog eine Grimasse und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß ab, der plötzlich auf seiner Stirn
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