GAYLÜSTE: erotische Geschichten (German Edition)
Wecker zeigte drei Uhr morgens. Sobald er die Augen geschlossen hatte, schlief Florian ein.
Die nächsten Tage musste Florian oft an den Traum denken. Die folgenden Nächte verliefen traumlos. Nur tagsüber erwischte er sich oft dabei, wie er an Mark dachte.
Fast schien es so, als hätte das Schicksal einen anderen Weg als bisher vorgesehen. Linda musste für ein paar Tage zu ihren Eltern. Florian blieb zurück, es war eine spontane Entscheidung gewesen, und er hatte keinen Urlaub genehmigt bekommen.
Er verabschiedete seine Freundin am Hauptbahnhof, suchte danach eine Erotik-Videothek auf und entlieh sich einen Schwulenporno. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut, und als er die DVD wählte, zitterten seine Knie. Eine freundliche Angestellte wollte ihm helfen, aber er flüsterte nur ein »Danke, ich schaue nur«. Wie hätte sie ihm auch helfen können? Er wusste ja nicht, was er suchte. Er war sich nicht einmal sicher, ob er das wollte. Schließlich hatte er sich für einen Film namens »Desert Train« entschieden.
Zuhause schob er die DVD in das Abspielgerät. Er wusste nicht was auf ihn zukam. Sein Herz schlug wild, vor Erwartung und Aufregung.
Er sah sich die DVD nicht zu Ende an. Die anfängliche Masturbationsakrobatik war noch erträglich, das war nichts Fremdes für Florian, obwohl ihn der nackte, im Sand liegende Männerkörper nicht erregte. Die nachfolgende Szene widerte ihn an. Kerle, die mit lautem Stöhnen und merkwürdig verzerrten Gesichtern ihrer Geilheit Ausdruck verliehen, während sie sich oral und anal befriedigten, wollte er nicht sehen. Er schaltete den Fernseher aus.
Aber sein Traum ließ ihn nicht los, vermischte sich mit den Szenen der DVD und bildete ein neues Bild. Und das erregte ihn wieder, obwohl er den Geschlechtsakt zwischen zwei Männern nach wie vor als widerlich empfand. Und in der Nacht träumte er erneut:
Florian stand am Straßenrand, nur mit Stiefeln und einer Jeans bekleidet. Er musste inmitten einer Wüste sein. Die Sonne brannte erbarmungslos, die Vegetation war vertrocknet und der Wind wirbelte den Sand umher. In unregelmäßigen Abständen rollten Büsche über die Straße. Abgesehen von Florian war kein einziger Mensch zu sehen. Dann tauchte aus der Ferne ein Truck auf. Florian streckte seinen Daumen aus und tatsächlich hielt der riesige Lastwagen direkt vor ihm. Die Tür der Beifahrerseite öffnete sich. Ein junger Mann, etwa Mitte zwanzig, beugte sich zu Florian hinunter.
»Wohin kann ich dich mitnehmen?« Der blonde Mann hatte ein verführerisches Lächeln. Er trug ein weißes T-Shirt, kurze enge Jeans und war braun gebrannt.
»Reno.«
»Wie praktisch, das liegt genau auf meinem Weg. Steig ein!«
Florian stieg ein und der Truck fuhr los.
»Ich heiße Mark«, sagteder Fahrer grinsend und legte beiläufig seine linke Hand an seinen Schritt.
»Florian«, erwiderte Florian und starrte auf die größer werdende Beule an Marks Hose. Mark entging das nicht und er fuhr mit dem Truck an den Straßenrand.
»Hier kommt keine Menschenseele vorbei«, sagteer nur und lächelte. Seine Hand wanderte zu Florians Schenkel. Auch zwischen seinen Beinen kam Regung auf. Aber auch die Realität meldete sich kurz zu Wort.
»Ich kann das nicht!«
Mark nickte und zog seine Hand zurück.
»Ich sehe und ich spüre es«, bemerkteer. »Du bist noch nicht bereit. Aber ich mache dir einen Vorschlag: Finde in der wachen Welt heraus was du willst, dann werden wir uns vielleicht wiedersehen.«
Florian öffnete die Augen. Der Traum hatte ihn verstört. Er war so real und doch so, wie ein Traum sein sollte. Aber in ihm wuchs die Erkenntnis, dass mehr dahintersteckte. Vielleicht lag tatsächlich etwas Wahres in Marks Worten. Florian grinste gequält. Warum sollte er sich ausgerechnet jetzt zu Männern hingezogen fühlen. Es gab keinen Grund dafür. Mit Linda lief alles großartig und »Desert Train« hatte ihm bewiesen, dass ihm der Sex mit Männern nicht gefiel. Andererse its ... Er h atte nur den Film gesehen. Er war genauso real wie sein Traum. Florian warf einen Blick auf seinen Wecker. Es war halb vier, viel zu früh zum Aufstehen, aber seine innere Unruhe ließ ihn nicht mehr an Schlafen denken. Er stand auf und ging an seinen Computer.
Bevor er einen Psychiater aufsuchen würde, wollte er mehr über seine Gefühle in Erfahrung bringen. Und die Vergangenheit hatte ihm oft gezeigt, wie hilfreich das Internet sein konnte.
Tatsächlich fand er schnell einige Seiten über Homosexuelle.
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