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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Unterhaltungen. Vorgespräche
.
    Weihnachtsvorfreude in den Zeitungen. Hoffnungsvolle Zeichen. Frieden in den Kohlerevieren.
    Der Jude setzt einige Anzugträger vor die Tür. Andere schickt er in den Zwangsurlaub. Die Erlaubnis, in seinem Namen zu handeln, hat ihm der Vorsitzende erteilt. Der Jude nutzt das, um sich gegen Schwachstellen zu wappnen –
    Gegen die Niederlage
.
    Noch sind weitere Schlachten zu schlagen, neue Kampagnen zu starten –
    Etwas, worüber alle Bergleute im neuen Jahr nachdenken sollten
.
    Der Jude kennt schon seinen Vorsatz fürs neue Jahr. Es ist der gleiche wie immer –
    Die weltweite Niederlage von Marxismus, Kommunismus und allen Formen des Sozialismus
.
    Der Jude hat allen Grund zu der Annahme, dass sein Wunsch 1985 tatsächlich wahr werden könnte.
    Die Premierministerin hat ihn zu einem Dinner mit Michail Gorbatschow eingeladen. Der gehört dem Politbüro an und hat gute Aussichten, Staatspräsident zu werden. Die Premierministerin meint, Mr. Gorbatschow sei ein Mann, mit dem man Geschäfte machen könne.
    Der Jude hofft, dass die Lady recht hat. Er wird Mr. Gorbatschow auf Herz und Nieren prüfen und ihn darum bitten, jegliche sowjetische Unterstützung für die NUM einzustellen –
    Für die weltweite Niederlage von Marxismus, Kommunismus und allen Formen des Sozialismus
.
    Der Jude kann es nicht erwarten, Michail Sergejewitsch Gorbatschow kennenzulernen, das neue Jahr einzuläuten, dieses Weihnachten endlich vorbeigehen zu sehen –
    Dieses verstunkene Fest der Heiden und Römer
.
    Der Jude hasst Weihnachten. Neil auch.

PETER
    ich mich mehr in der Gewerkschaft engagiert hatte –
Das Hämmern hört auf. Die Mäuse sind weg
– Ich wollte nicht mehr dort unten sein. Ich hasste es. Aber das durfte ich mir nicht anmerken lassen. Nicht vor den Streikbrechern – Sie hatten immerhin so viel Verstand, die Scabs einzuschließen, solange wir auf dem Gelände waren. Irgendwo in den Büros oder wo auch immer. Ehrlich gesagt hatte ich solche Angst davor, wieder einzufahren, dass ich gar nicht an die Streikbrecher dachte. Ich stieg mit Tommy, Barry und dem Vize in den Käfig , und wir fuhren runter –
Ein anderes Geräusch
– Keiner sprach ein Wort, bis wir vor Ort angekommen waren und Tommy sich umsah. Er brauchte ewig – einfach ewig. Ich dachte schon, ich würde zusammenbrechen, so nervös war ich – das kleinste Geräusch erschreckte mich, und da unten gibt es immer die irrsten Geräusche. Vor allem vom Wasser. Ich glaube, ich sagte überhaupt nichts – dreieinhalb verdammte Stunden lang. Am schlimmsten war es, als wir wieder ausfuhren – Das Ding war zuletzt nicht allzu oft in Betrieb gewesen, und es zitterte wie eine alte Frau. Die längste Fahrt, die ich je gemacht hatte – aber es lohnte sich. Tommy meinte, so schlimm sei es nicht. Kein Grund für die Kumpel, einzugreifen. Es waren genug Leute da, um das in den Griff zu kriegen. Jetzt ging es vor allem darum, die Botschaft an die Kumpel zu bringen. Gerüchte schwirrten nur so herum – Die Zeche ginge vor die Hunde. Die Zeche wäre verloren. Es gäbe keine Zeche mehr, wo man arbeiten könnte – Die mussten wohl von den Streikbrechern stammen. Anders war es gar nicht denkbar. Selbst nachdem wir unten gewesen waren, gab es einige, die meinten, das würde nicht stimmen – das wäre eine Lüge, wir wären gar nicht unter Tage gewesen. Die Zeche wäre schon zu voll gelaufen, um noch überprüft zu werden. Sie würde noch vor Weihnachten schließen müssen, wenn die Kumpel nicht einführen und Sicherungsarbeiten durchführten – alles Lügen, verdammte Lügen – und was zerrissen sich die Leute die Mäuler darüber! Die kamen mitten auf der Straße auf mich zu und schimpften mich einen Lügner – ich konnte mich damit aber nicht befassen. Nicht jetzt – ich gab ihnen nur Tommys Telefonnummer in der Huddersfield Road und sagte ihnen, sie sollten ihn gleich selbst anrufen. Da platzte einem ja der Schädel, ganz ehrlich. All diese verdammten Gerüchte – endlos –
Pferdegetrappel. Schon wieder
– Der neueste Polizeitrick war es, die Männer auf den Streikposten zu fotografieren.
Lächeln
. Es gab wieder jede Menge Gerüchte, warum sie das taten. Manche meinten, die würden all die Aufnahmen von den Massenstreiks durchgehen, die sie hatten, und die Fotos dafür verwenden, jeden zu identifizieren, den sie beim Steinewerfen gefilmt hatten. So konnte die Polizei sie drankriegen und das NCB sie feuern. Dann würde es keinen Grund

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