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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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der Öffentlichkeit und im Privaten.«
    Neil nickt erneut. Er könnte ihm nicht stärker beipflichten –
    Er zahlt den Männern aus den Kleinanzeigen zehn Pfund die Stunde, um in den Hauseingängen herumzustehen.
    Neil parkt und folgt dem Juden hinauf in dessen Büro –
    Chloe bringt Fred und Jimmy herein. Chloe reicht dem Juden neue Berichte und einen Kaffee –
    »Haben Sie ein Treffen mit dem Vorsitzenden ausgemacht?« fragt der Jude.
    Chloe beißt sich auf die Unterlippe. »Ich fürchte, er ist heute nicht zu sprechen, Sir.«
    »Nicht zu sprechen? Für wen?« fragt der Jude lachend. »Für mich?«
    Fred Wallace wischt sich das Hosenbein sauber. Jimmy Hearn spielt an seinem Ohr herum.
    Chloe geht ans Telefon und hebt den Hörer ab –
    Der Jude läuft im Zimmer auf und ab und schlägt ihr den Hörer aus der Hand –
    »Wagen Sie es ja nicht, mich noch einmal zu demütigen«, ruft der Jude. »Gehen Sie! Sie sind entlassen!«
    Chloe schaut Neil an, der nickt ihr zu. Chloe blickt zur Tür, Neil nickt erneut.
    »Worauf warten Sie?« fragt der Jude lachend. »Ein Zeugnis? Einen Kuss? Eine Banane?«
    Chloe sieht den Juden an und lächelt. Beim Hinausgehen lässt sie die Tür offen.
    Der Jude dreht sich zu Fred und Jimmy um. »Also, wo waren wir stehen geblieben?«
    Doch Fred und Jimmy blicken zur Tür hinaus, zu Chloe –
    Die steht noch da, lächelt und zeigt auf sie alle –
    »Wir haben noch eine Rechnung zu begleichen«, sagt sie. »Das wird ein Nachspiel haben.«
    Terry nahm zwei Stufen auf einmal. Er hämmerte gegen die Tür –
    Niemand öffnete

    Terry schlug immer wieder dagegen. Den ganzen Flur entlang öffneten sich Türen –
    All die falschen Türen

    Terry legte den Kopf an die Tür und flüsterte: »Bitte …«
    Die Tür ging auf. Terry stolperte ins Zimmer, gegen Diane –
    »Wie lange stehst du denn schon da draußen?« fragte sie.
    »Ich hab gedacht, du bist weg«, sagte Terry. »Ich hab gedacht, du hast mich verlassen.«
    »Ich war im Bad und hatte den Föhn an«, entgegnete sie lachend. »Tut mir leid.«
    Terry schob seine Hände in ihren Morgenmantel und packte sie –
    »Du tust mir weh«, sagte sie, lachte aber wieder.
    »Ich will dein Blut sehen«, sagte Terry. »Ich will sehen, dass du echt bist.«
    Malcolm stieg an der Hyde Park Corner aus und lief die Park Lane entlang, zur Curzon Street

    Die Straßen waren leer. Der Regen war kalt, der Wind warm
.
    Er ging am Leconfield House vorbei, ging zu dem Gebäude neben dem Lansdowne Club

    Curzon Street House alias der Bunker
.
    Malcolm ging hinein, nahm die Treppe nach unten und lief durch die Flure

    Auf der Treppe war es still, die Flure blieben leer. Die Luft war alt und abgestanden. Die Beleuchtung flackerte. Die Bürotüren gingen auf und zu
.
    Verlassene Stille. Verlassene Räume
.
    Malcolm kam zu seinem Zimmer und zog seinen Schlüssel aus der Tasche

    Man hatte das Schloss und die Nummer ausgetauscht

    Es ließ sich dennoch öffnen (es erinnerte sich an seinen Namen)
.
    Er setzte sich in dem fensterlosen Raum hinter den hölzernen Schreibtisch, griff nach seiner Brille und zog die Akten hervor

    Kampagne zur nuklearen Abrüstung. Die Gewerkschaften. Der
Morning Star
. Die Sozialistische Arbeiterpartei. Militant Tendency. Ortsverwaltungen und Gemeinderäte. Die Revolutionäre Arbeiterpartei. Die Nationale Front. The British National Party.
Bulldog
. British Movement. Combat 18 –
    Gegenzersetzung. Links und rechts. Richtig und falsch. Sie wollten, dass manche Dinge Erfolg hatten und andere scheiterten

    Diskriminierung und Integration. Rassismus und Sozialismus. Atomindustrie und Kohlebergbau
.
    Die Beleuchtung flackerte. Die Bürotüren gingen auf und zu

    Manche Dinge hatten Erfolg, andere scheiterten. Kamen zusammen oder fielen auseinander. Gesellschaften. Regierungen. Gewerkschaften. Ehen. Familien. Personen

    Ihre Herzen und ihr Verstand
.
    So ging es nun mal zu in der Welt. So geht die Welt zugrunde

    Eine Zigarette. Ein Kuss. Eine falsche Nummer. Ein Blick, dann Schweigen –
    Nicht mit einem Knall; mit einem Klopfen an der Tür
.
    »Stimmt mit den Füßen ab«, drängte der Alleskönner des NCB die Streikenden. »Stimmt mit den Füßen ab.«
    Terry bog in die Sackgasse ein und stellte den Wagen vor dem Haus ab –
    Es hatte die ganze vorhergehende Nacht über erste Gespräche auf unterer Ebene gegeben, Streitereien, Anschuldigungen und Gegenanschuldigungen. Es ging um ehrenhafte Einigung oder

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