GB84: Roman (German Edition)

Taschenlampe an und leuchtet umher –
    Durch die Büros und über die Schreibtische. Auf die Briefköpfe und die Porträts –
    Die Büros und die Schreibtische, die sie sich teilen –
    Die höheren Verwaltungsbeamten, die Kabinettssekretäre, die City-Banker –
    Die Kommandierenden der Britischen Streitkräfte –
    Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
–
    Freundschaften, die an fremden Orten geknüpft worden sind –
    Malaya, Zypern, Rhodesien, Ulster, Sheffield, Sizewell
–
    Jupiter Securities leitet Trident Marine. Trident versenkt Atomabfall im Meer –
    Für die Regierung, für sie alle. Für die Lady.
    Das Restaurant war still und leer, die Stühle standen auf dem Tisch, das Orchester war nach Hause gegangen
–
    Malcolm legte die Abendzeitung beiseite. Er schüttelte den Kopf und lächelte
–
    Der Ehrenwerte Parlamentsabgeordnete hatte die Angelegenheit der Premierministerin übergeben
.
    Malcolm zeichnete mit dem Finger Kreise, Schleifen, Ringe
–
    In allem Runden lag eine uralte, fortdauernde Majestät
–
    Wie in der Swastika
.

PETER
    meinte er. Könnte das letzte Mal sein – Benimm dich anständig, sagte ich nur. Er lachte. Das sag doch mal den Pickelhauben. Mein ich doch, sagte ich. Pass auf dich auf. Die werden denken, es ist eh das letzte Mal. Er nickte, und wir gingen hinein. Die Kumpel tauchten nach und nach auf. Big Chris. Kev. Tim. Gary. John aus der Top Street. Ein paar Gesichter, die ich schon eine ganze Weile nicht mehr hier gesehen hatte – Little Mick. Paul Thompson. Sein Sohn Daniel. Graham aus der Crescent Street – der Letzte aus der ganzen Straße, der noch streikte. Ist die beste Möglichkeit, den Leuten zu zeigen, dass ich kein beschissener Streikbrecher bin, meinte er – Alle wollten wissen, was unten in London mit den Gesprächen lief. In den Morgenzeitungen und im Radio gab es nicht viel Neues – Zählappell. Alle Wagen besetzen. Geld austeilen. Hinter denen hertelefonieren, die verpennt hatten.
Klick-klick
. Dann fuhren wir los. Es war feucht und dunkel, wie üblich. Das Radio lief. Etwas Musik zur Aufmunterung –
Nellie the Elephant
. Russ Abbot – Big Chris erzählte uns von damals, als er Black Abbots im Filey gesehen hatte. So kamen wir wenigstens mit einem Grinsen nach Cortonwood . Die Bullen müssen gedacht haben, wir hätten ein paar Lachpillen eingeworfen – Es wartete eine Menge von denen auf uns.
Krk-krk
. Mannschaftswagen und Land Rovers. Gitter vor den Scheiben. Eine Polizeikette mit Langschilden über die Straße – Die hatten natürlich gewusst, dass wir kamen. Auch wie viele, wie es den Anschein hatte – Dreitausend – Dreitausend Mann. Eine verdammte Botschaft –
Keine Aufgabe
. Wir sorgten dafür, dass die Botschaft auch rüberkam – Aus jedem Gesicht sprach sie. Aus jedem Blick. Aus jedem Gedränge. Aus jedem Ruf –
Bergleute, vereint, unschlagbar – Maggie, Maggie, Maggie – Raus! Raus! Raus!
– Scheiße. Keith kam Donnerstagabend bei mir vorbei. Morgen nehmen sie in Kiveton wieder die Arbeit auf – Ich weiß, sagte ich. Läuft im Fernsehen – Was ist los, Pete? Keine Ahnung, antwortete ich. Ich hatte wirklich keine – wusste nicht, was ich ihm und den anderen sagen sollte – Die Gespräche waren ergebnislos abgebrochen worden. Thatcher hatte alle möglichen schriftlichen Vorbedingungen verlangt. Das NCB erklärte, die Bergleute sollten mit den Füßen abstimmen. Für uns gab es anscheinend keinerlei Ausweg. Jetzt nicht mehr – Mein Magen verkrampfte sich jedes Mal, wenn ich zum Welfare Club ging – Gesichter. Fragen. Blicke. Bemerkungen – Kev Shaw setzte sich hin. Pete, sagte er. Ich muss dir was sagen – Ich weiß schon, unterbrach ich ihn. Es geht schon im ganzen Dorf rum. Er nickte. Und es stimmt. Ich schüttelte den Kopf. Dann kannst du dir die Zeit und den Atem sparen – Hör mal, sagte er, du warst immer ehrlich zu mir, und ich will ehrlich zu dir sein – Dann werd nicht zum Streikbrecher, entgegnete ich. Nicht jetzt – Er sah mich an. Ich werde am Montag arbeiten gehen, sagte er. Davon wird mich nichts und niemand abbringen. Ich hab mir schon genug Beleidigungen anhören müssen, noch bevor ich überhaupt einen Fuß da reingesetzt habe. Aber ich habe zu lange mitangesehen, wie meine Kinder ohne alles auskommen müssen. Meine Frau versucht, uns mit fünf Pfund die Woche durchzubringen. Mir steht’s bis hier, Pete. Du warst anständig, hast uns bei den Rechnungen geholfen. Ich kann mich nicht über dich und die