GB84: Roman (German Edition)
wollen Sie?« ruft jemand von drinnen
.
»Ich möchte mit Vince sprechen.«
»Er ist nicht hier.«
»Wo ist er dann?«
Flüstern hinter der Tür. Jemand fragt wieder: »Wer ist da?«
»David Johnson, ein Kumpel von ihm. Ich muss mit ihm sprechen, ist wichtig.«
Die Tür geht auf. Seine Frau und sein Teenager-Sohn schauen heraus und schütteln die Köpfe
.
»Er ist weg«, erklärt die Frau. »Hat mich verlassen.«
»Wohin?«
Sie schüttelt den Kopf. »Fragen Sie die verdammte Joyce Collins.«
Der Mechaniker nickt und bedankt sich
.
Die Frau knallt die Tür zu
.
Der Mechaniker geht die Zufahrt entlang, steigt ein und fährt zu Diamond Detectives. Er parkt zwischen den Minicabs und macht das Radio an. Er wartet
–
Die Hände krallen sich ums Lenkrad
.
Um halb neun kommt Joyce in ihrem Fiat angefahren. Sie steigt aus, schließt das Büro auf, geht hinein und schaltet das Licht ein
.
Der Mechaniker macht das Radio aus, steigt aus, geht an den Minicabs vorbei und betritt das Büro
–
Joyce füllt an einem Waschbecken gerade einen elektrischen Wasserkocher
.
Der Mechaniker klopft nicht an. »Wo ist er?« fragt er
.
Sie dreht sich um, lässt den Kessel in die Spüle fallen und fängt an zu weinen
.
»Wo ist er, Schätzchen?«
»Ich weiß es nicht«, sagt sie weinend. »Er ist verschwunden.«
Der Mechaniker legt einen Arm um sie und setzt sie hinter einen der Schreibtische. »Wann?«
Sie stützt die Ellbogen auf den Tisch und hält den Kopf mit den Händen. »Letzte Woche«, sagt sie
.
»Was ist passiert, Schätzchen?«
Sie nimmt die Hände vom Gesicht. »Da sind ein paar Männer aufgetaucht.«
»Und?«
Sie schluckt und sagt: »Die haben alles auf den Kopf gestellt und ihn geschlagen.«
»Haben sie ihn mitgenommen?«
»Nein«, antwortet sie
.
»Er ist weggelaufen?«
Sie nickt, schaut ihn an und fragt: »Das hat doch mit Shrewsbury zu tun, oder?«
Der Mechaniker legt einen Finger auf den Mund. Er geht zum Telefon und stöpselt es aus. Dann geht er an den Aktenschrank und durchsucht die Akten. Er findet die drei Akten, die er sucht. Er tritt an die Schreibtische und geht die Schubladen durch, findet zwei Schlüsselbunde, eine Schachtel Zigaretten und eine Schachtel Streichhölzer. Er geht ans Fenster und schaut die Straße entlang. Er zeigt auf die Tür
–
Sie nickt, wischt sich die Augen trocken und geht hinaus
.
Der Mechaniker steht hinter Vince Taylors Schreibtisch. Er zündet eine Zigarette an und lässt sie in den Papierkorb fallen. Er schaut zu, wie es brennt. Er nimmt Joyce’ Handtasche, geht hinaus und gibt sie ihr
.
»Wohin gehen wir?« fragt sie
.
Wieder legt sich der Mechaniker einen Finger auf den Mund. Wieder nickt sie. Sie gehen an den Minicabs vorbei und steigen in seinen Wagen
–
Die Hunde bellen
.
Der Mechaniker verriegelt alle Türen, schaut in beide Spiegel, sieht auf die Uhr und startet den Motor
.
»Wohin fahren wir?« fragt Joyce erneut
.
»Vince suchen.«
Manchmal dachte Terry Winters, er hätte mehr abgebissen, als er kauen, schlucken, vertragen könnte. Zwei Koks-Spediteure hatten rechtliche Schritte gegen die Ausweitung der Streiks in South Wales auf das Stahlwerk Port Talbot eingereicht. South Wales hatte Terry um rechtlichen Beistand gebeten.
Klick-klick
. Terry sagte, er würde zurückrufen. Dann nahm er ein Aspirin und noch eins und noch eins. Der Prozess des NCB gegen das Rentenkassenmanagement der Union ging seinem Ende entgegen. Der Präsident rechnete mit Terrys Erfolg. Terry hatte nicht den Mumm, es ihm zu beichten. Er nahm noch ein Aspirin. Er warf die leere Schachtel in Richtung Papierkorb neben dem Schreibtisch, verfehlte ihn aber. Er stützte seinen Kopf auf die Hände. Noch achtundvierzig Stunden bis zum Treffen des Exekutivkomitees. Terry glaubte, nicht noch viel mehr von all dem ertragen zu können. Die Anspannung. Das Misstrauen. Die Machenschaften. Das Gerede von Abstimmungen. Die Gerüchte über Maulwürfe. Das Geflüster von Putschversuchen. Das Schweigen und die Angst. Niemand sprach auf den Fluren, im Fahrstuhl, auf den Treppen. Alle schlossen sich in ihre Büros ein. Die Leute wurden per Telefon herbeizitiert. Es gab keine Begründungen. Sie gingen nach oben und standen vor dem Schreibtisch des Präsidenten. Kein Small Talk. Sie bekamen ihre Anweisungen. Nichts Schriftliches. Sie wurden in ihre Büros zurückgeschickt. Es wurden keine Fragen gestellt. Sie schlossen sich ein und setzten sich an ihre Schreibtische –
Schuldbewusste
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