GB84: Roman (German Edition)
nahm den Hörer. »Genosse, es ist mir egal, ob die ganze verdammte Fabrik untergeht. Sie kriegen nicht einen einzigen Brocken Kohle mehr von uns. Nicht ein Stück. Nicht, solang sie nicht aufhören, jede Vereinbarung zu brechen, die wir getroffen haben.«
Joan hob das andere Telefon ab.
Klick-klick
. »Genosse Präsident«, sagte Joan, »Kent …«
Der Präsident legte einen Hörer auf und nahm den anderen. »Genosse?«
Die Hunde sitzen hinten im Wagen. Der Mechaniker nimmt die A1 südwärts nach Leeds. Er fährt auf den Rastplatz, lässt die Hunde hinten sitzen und geht zum Truck Stop
–
Paul Dixon wartet schon an dem Tisch, von dem aus man Tür und Parkplatz überblicken kann. Der Mechaniker setzt sich ihm gegenüber hin
.
»Gute Arbeit, Dave«, sagt Dixon. »Die Leute sind sehr zufrieden.«
»Schön, wenn die Arbeit so gewürdigt wird, Sergeant«, entgegnet der Mechaniker
.
Dixon lässt einen Umschlag auf den Tisch gleiten und schiebt ihn dem Mechaniker zu
.
Der öffnet ihn und lächelt. »Sehr hübsch.«
»Gibt noch mehr dort, wo das herkommt«, sagt Dixon. »So wie es aussieht.«
Wieder lächelt der Mechaniker. »Gut«, sagt er. »Ich brauche das Geld.«
»Sie haben doch nicht wieder vor, sich in den sonnigen Süden abzusetzen, hm?« fragt Dixon
.
Der Mechaniker schaut vom Umschlag auf
–
Paul Dixon starrt ihn an. Die Hunde im Auto bellen
–
»Nein«, antwortet der Mechaniker. »Wo mein Herz ist, da bin ich zu Hause.«
Neil Fontaine liegt bei geöffneten Vorhängen im Dunkeln. Er denkt an Alchemie, an die Verwandlung von unedlem Metall in Gold –
Er schaut auf die Uhr und klopft dagegen: halb sechs in der Früh –
Das Telefon klingelt.
Neil geht ran und lauscht –
»Es hat eine Explosion gegeben. Ein Schlackenrutsch in einem der Öfen.«
Neil legt auf, schaut wieder auf die Uhr und klopft dagegen. Er führt zwei Telefonate und legt wieder auf. Er nimmt den Blazer aus dem Schrank, zieht ihn an, kontrolliert die Fenster, den Flur, verlässt das Zimmer –
Jennifer schläft in seinem Bett, die Lebende und die Tote
.
Er nimmt die Treppe, geht hinaus, hält ein Taxi an und lässt sich in die Werkstatt fahren. Er holt den Mercedes, fährt zum Claridge’s und holt den Juden ab. Sie fahren nordwärts. Auf der Überholspur. Der Jude telefoniert.
Neil verlässt die M1 an der Ausfahrt 33. Dann nimmt er vom Poplar Way aus den Sheffield Parkway, fährt auf die Orgreave Road und weiter die Highfield Lane entlang –
Sie sind da
–
Orgreave.
Sie halten an. Der Jude steigt mit einem Fernglas um den Hals aus. Neil führt den Juden zu einem Busunterstand mit Betondach und hilft ihm hinauf. Sie stehen auf dem Dach. Der Jude schaut durch sein Fernglas und sieht sich um. Er kann Catcliffe und Treeton überblicken, Handsworth und Orgreave, sieht Maisfelder und Schlackehalden, Zäune und Bäume. Er kann den River Rother sehen und die Eisenbahnlinie Sheffield-Retford, die Straßen und den Motorway –
Der Jude sieht einen weißen Range Rover näher kommen.
Neil hilft ihm herunter. Sie gehen zu dem Range Rover.
Ein hohes Tier der South Yorkshire Police steigt aus. Händeschütteln, Lächeln, Nicken.
Der Jude geht voran. Sie inspizieren den Straßenrand, an dem die Kolonnen halten sollen. Sie überqueren die Straße zur alten Chemiefabrik, der Kommandozentrale ihres Einsatzes, gehen über staubige Treppen hinauf in den dritten Stock. Dann die Leiter aufs Dach. Sie treten in den Sonnenschein. Der Jude reicht dem Beamten das Fernglas –
Der Beamte sucht die Umgebung ab und lässt das Fernglas sinken. Er beißt sich auf die Lippen. »Und was, wenn sie es schaffen?« fragt er. »Wenn wir die Zeche nicht offen halten können? Wie in Saltley?«
Der Jude schaut den Beamten an und fragt: »Möchten Sie es Chief Constable Derek Capper vielleicht gleichtun?«
Der Beamte schüttelt den Kopf.
Der Jude weist auf die leeren Felder und zeigt auf die Straße. »Schauen Sie sich um«, sagt er. »Sie können sie offen halten. Sie können sie schließen. Ihre Entscheidung. Ganz in Ihrem Ermessen. Sorgen Sie nur dafür, dass Sie genügend Leute haben, richtige Männer. Harte Burschen, keine Dilettanten.«
Der Beamte nickt und sagt: »Danke.«
»Sie zählt auf Sie«, sagt der Jude. »Die ganze Nation.«
Der Beamte schüttelt dem Juden die Hand, reicht ihm das Fernglas zurück und geht.
Der Jude beobachtet den weißen Range Rover durch sein Fernglas. Er lässt es sinken, lächelt, lacht. Dann wendet er sich an
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