GB84: Roman (German Edition)
Der Jude inhaliert, er muss husten. Er atmet aus. Neil schaut ihm beim Husten zu.
Der Jude wirft die Zigarette weg. »Es gibt einen Dockstreik, Neil.«
Neil nickt; er weiß es schon.
»Sie will Antworten, Neil«, erklärt der Jude. »Köpfe müssen rollen.«
Wieder nickt Neil –
Der Jude hustet und spuckt, dann steigt er wieder in den Wagen.
Neil fährt los und gibt Gas –
Ein Funken
–
Der Stückgut-Terminal Immingham streikt wegen des Einsatzes nicht beaufsichtigter und nicht organisierter Arbeitskräfte beim Entladen von Eisenerz in einem dafür registrierten Hafen
–
Der Jude kurbelt das Fenster herunter und brüllt hinaus in den Wind: »Das ist eine Katastrophe! Eine vollkommene Katastrophe! Genau das, was wir nicht wollten, Neil. Eine zweite Front. Eine verfluchte zweite Front. Genau, was er wollte …«
Neil muss lächeln. Die Straße wird steiler –
Der eine Funke
–
Die Laster würden achtundvierzig Stunden ununterbrochen fahren, um wenigstens die Hälfte der Lagermenge zu den Stahlwerken in Scunthorpe zu schaffen
–
Neil nickt; er erkennt eine Falle, wenn er sie sieht –
Dies ist eine Falle
.
Neil hält vor den Toren und Gewehren und kurbelt das Fenster herunter –
»Mr. Stephen Sweet möchte zur Premierministerin«, sagt Neil.
Der Beamte spricht in ein Funkgerät.
Neil schaut in den Rückspiegel. Der Jude schwitzt mal wieder. Sein Nadelstreifenanzug ist pitschnass.
Der Beamte tritt vom Fahrzeug zurück und weist aufs Tor. Die Waffen werden gehoben, das Tor ist offen.
Neil startet den Wagen.
»Ich bezweifle, dass sie guter Laune ist«, wiederholt der Jude zum dritten Mal.
Neil rollt langsam über den Schotter. Er hält vor der Eingangstür. Heute kommt niemand an den Wagen. Neil muss selbst die Tür für den Juden öffnen.
Der Jude steigt aus und geht zur Haustür –
Die Tür geht auf.
Der Jude dreht sich zu Neil um, nickt und winkt kurz –
Der Jude hat Tickets für Wimbledon, für das Finale. Er hat vorgehabt, Fred, Don und James mitzunehmen, als besondere Belohnung. Die drei werden nun ohne ihn gehen müssen. Der Jude hat heute sein eigenes Spiel auf dem eigentlichen Centre Court –
Außerdem hat er seine Fliegerbrille und den Panamahut im Auto liegen lassen.
Neil Fontaine startet den Wagen und parkt ihn in der leeren Garage. Er sitzt im Auto, kann die Abgase riechen und die Pfauen schreien hören –
Neil denkt an Vincent Taylor und Julius Schaub –
Ein Funke
, denkt er.
Mehr braucht es nicht
–
David Johnson und Malcolm Morris –
Ein Funke, und der ganze Laden brennt nieder
–
Jennifer Johnson.
Malcolm nahm das Wochenende frei und fuhr in den Norden. Er aß bei Da Mario auf der Headrow in Leeds zu Abend. Frittierte Knoblauchchampignons, Lasagne, eine Flasche Rotwein, Hausmarke. Er rauchte zwei Zigaretten und trank noch einen Kaffee. Dann fuhr er heim nach Harrogate. Er stellte den Wagen in die Garage, ging ins Haus, hob die Post und die Zeitungen von der Fußmatte auf. Seine Aktentasche ließ er im Hausflur stehen. Dann nahm er seine Krawatte ab, brühte sich eine Tasse löslichen Kaffee und ging ins Wohnzimmer. Er zog die Vorhänge zu, machte Licht und Stereoanlage an. Er ging ans Regal; jede Wand des Wohnzimmers war mit Regalen vollgestellt. Er zog die Doppelkassette von
Jeff Wayne’s War of the Worlds
heraus
–
Er öffnete die Hülle
. Kassette 1.
Er legte sie ein
. A-Seite.
Er wickelte sich den Verband vom Kopf und nahm die Watte aus den Ohren, stellte leiser. Start
–
The Eve of the World.
Vier Minuten lang. Dann waren andere Geräusche auf der Kassette
–
Andere Geräusche aus anderen Räumen. Andere Räume, andere Klänge –
Die Spulen drehten sich. Ein Rädchen griff ins andere
.
Der Klang einer Tür, die geöffnet wird. Schritte, die näher kommen –
Malcolm drückte auf Stopp. Vorspulen. Stopp
–
Stille. Nur Stille. Bedeutungsschwanger –
Mit zwei blutigen Wattepfropfen in der Hand drückte Malcolm auf Abspielen
–
Schreie. Nur ihre Schreie –
Stopp. Zurückspulen. Stopp. Abspielen. Malcolm ließ alles noch einmal laufen
–
Wieder und wieder und wieder –
Stopp. Zurückspulen. Abspielen. Wieder und wieder und wieder
.
PETER
besser, wenn es das NCB doch einen Arm und ein Bein kostet? Weil er Angst davor hat, dass eine baldige Einigung wieder zerbrechen könnte, bevor die Vorräte aufgefüllt sind. Deshalb. Und deshalb sage ich, wir sollten seine Warnung als wirklich guten Rat verstehen. Wir sollten auf eine baldige
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