Gebannt: Band 3 (German Edition)
Tartarus vor gespannter Erwartung erbebte.
» Sechs au f den Grund, im Austausch für einen«, sagte Phoenix und rezitierte damit die Prophezeiung. Er kniete nieder und legte meine Hände au f die felsigen Kanten des Kraters, wobei er dafür sorgte, dass ich einen guten Halt hatte. » Ein Opfer aus Schmerz für den Fluss des Feuers.«
» Tu das nicht!«, keuchte ich, während ich mit den Schuhsohlen nach einem Halt für meine Füße suchte.
Sein Blick ruhte einen Augenblick au f mir. » Halt dich fest!« Er fuhr mit meinem Dolch an seinem Arm entlang, schnitt ihn au f und bedeckte ihn mit seinem eigenen Blut. Dann war f er den Dolch in den Vulkan und schrie: » Du wurdest von meiner Hand bezahlt! Nun gib sie frei!«
Er kauerte vor mir nieder und festigte meinen Halt au f den Felsen, aber ich rutschte immer noch ab. Durch den Rauch war es so heiß, dass meine Hände schweißnass waren und ich es nicht mehr allzu lange schaffen würde, aber momentan war mein Halt gut genug – meine Klettererfahrungen machten sich bezahlt.
» Mein Wort gilt. Sag euren Natur-Verwendern: Ich tue, was ich kann – der Wind wird au f ihrer Seite sein. Halt dich fest, Violet, er ist fast da.«
» Du glaubst wohl, der Mensch in dir ist tot?«, brüllte ich ihm in einem plötzlichen Anflug von Stärke zu. » Da irrst du dich gewaltig. Verbannte wollen nur zerstören und Macht erlangen, aber ich weiß, dass du sie zu uns geschickt hast, damit wir sie zurückschicken. Du kontrollierst sie und hast sie doch benutzt! Alles, was du getan hast, hast du getan, um dazuzugehören.«
Phoenix Augen waren groß, als er aufstand und über das Schlachtfeld blickte, das er erschaffen hatte.
» Das ist menschlich, Phoenix! Das Menschliche in dir ist überhaupt nicht tot!«
Ich konnte praktisch hören, wie sein Herzschlag ins Stolpern geriet und dann aussetzte. Sein Mund klappte au f und er sah mich vollkommen überrascht an.
Dann machte er sich davon und verschwand wie der Wind in der Dunkelheit, doch seine geflüsterten Worte – und ihre Trauer – hingen noch in der Luft. » Es ist zu spät.«
Ich hörte sie kommen. Lincoln war schneller als Spence und Griffin, er würde zuerst bei mir sein. Ich spürte, wie sich die Verbannten bewegten, und ich ließ mich in meine zusätzliche Sinneswahrnehmung hinübergleiten. Mein Geist erhob sich aus meinem Körper und ich blickte hinunter au f den Schlund der Hölle. Überall waren Verbannte. Wir waren ganz oben, am Kraterrand, während alle anderen am Fuß des Vulkans ausschwärmten und bereits kämpften. Ich nahm unterschiedliche Typen wahr – manche waren schrecklich, manche unbekannt, manche Furcht einflößend.
Dann spürte ich die Wärme meiner Leute, Grigori. Einige von ihnen kämpften au f dem Vulkan, andere auch in seinem Umkreis oder weiter weg. Mindestens ein Dutzend Boote lagen vor der Insel, und ich sah ein Flimmern, das alle verband und den Vulkan umgab. Ein Schild. Sie schützten den Rest der Welt vor diesem Ort. Aber würden sie auch den Rauch verbergen können und die Dunkelheit oder was sonst noch kommen würde?
Es mussten mehr als hundert Grigori hier sein.
Wo sind die alle hergekommen?
Ich kam wieder zu mir selbst zurück. Das, was Phoenix als » Sehkraft« bezeichnete, hatte zwar nur eine oder zwei Sekunden gedauert, aber meine Hände fingen an, abzurutschen.
Phoenix musste aufgehalten werden. Er hatte mir immer wieder bewiesen, dass ich nicht gegen ihn kämpfen konnte. Er hatte zu viel Macht über mich.
» Violet!«, schrie Lincoln, während er über mir zu Boden glitt. Er beugte sich mit ausgestreckten Armen über den Rand des Vulkans. » Nimm meine Hand!« Der Vulkan dröhnte.
Es wird für sie alle leichter sein. Besonders für ihn, langfristig jedenfalls. Das ist die einzige Möglichkeit, Phoenix aufzuhalten.
Ich spürte die Explosion unter mir. Der Vulkan machte sich zum Ausbruch bereit. Ein feuriger Hauch schoss herau f , und ich konnte den Schrei nicht länger zurückhalten, als Flammen hinten über meine Beine und meinen Körper schlugen und mein Fleisch versengten. Ich war so schwach und so erschöpft. Ich schrie noch einmal, aber bevor ich meine Hände von der Kante gleiten lassen konnte, streckte Lincoln seinen ebenfalls schlimm verbrannten Arm aus und packte damit meinen.
Ich blickte auf, meine Augen quollen über mit Tränen des Schmerzes und des Verstehens. Ich musste wegschauen. Ich ließ meine andere Hand vom Felsen gleiten und herunterhängen.
» Nicht,
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