Gebannt: Band 3 (German Edition)
die Schultern, nervös, weil ich das Thema angesprochen hatte. Niemand hatte von Magda gehört seit dem Tag, an dem sie verschwunden war. Herauszufinden, dass sie sich mit Verbannten verbündet und ihn so lange hintergangen hatte, war schrecklich für Griffin gewesen.
Er blickte aus dem Fenster und machte ein ausdrucksloses Gesicht. » Was passiert ist, ist passiert. Magda ist nicht mehr länger eine von uns. Rückblickend weiß ich nicht, ob sie das jemals wirklich war. Um ein Grigori zu sein, muss man nicht an Gott glauben, man muss keinen Weltfrieden wollen …«, seufzte er, » aber … man muss an Menschlichkeit glauben, an unser Recht zu existieren und frei zu sein. Magda hat dieses Recht zu vielen Menschen weggenommen.«
» Glaubst du, du wirst sie je wiedersehen?«
» Ich hoffe nicht, denn wenn doch, dann bedeutet das nichts Gutes.«
» Wirst du …?«
Er sah mich jetzt an. » Einen neuen Partner suchen?«
» Ja.«
Seine Hände glitten nachdenklich über das Lenkrad. » Bis einer von uns stirbt oder einen formellen Antrag stellt, bleiben Magda und ich theoretisch Partner.« Er seufzte wieder. » Letztendlich werde ich eine neue Partnerin bekommen. Ich glaube an das System. Manche entscheiden sich gegen einen neuen Partner und werden stattdessen Teil der Aufräumtruppe, Lehrer oder einer der Abtrünnigen, aber davon kommt nichts für mich infrage. Wie auch immer, ich bin noch nicht bereit.«
Ich drehte mich au f meinem Sitz, um ihn direkter anzuschauen. » Wer sind die Abtrünnigen?«
Er zog die Schulter nach oben und ließ die Hände vom Lenkrad fallen. » Grigori, die nicht Teil des Systems sind – sie haben entweder ihren Partner verlassen oder sich keinem neuen angeschlossen, als ihr Partner starb. Au f jeden Fall haben sie sich aus welchem Grund auch immer dazu entschieden, allein zu sein. Sie gehören nicht zu einem bestimmten Territorium, sie ziehen es vor umherzustreunen, sie arbeiten nach ihren eigenen … flexiblen Regeln.«
Ich merkte, dass Griffin nicht viel von den Abtrünnigen hielt, aber das Konzept faszinierte mich. Die Vorstellung, dass es da draußen Grigori gab, die einfach ihr eigenes Leben lebten. Ich fragte mich, was sie machten, wenn sie verletzt waren, denn sie hatten dann ja keinen Partner, der sie heilen würde.
» Sie haben sich also vor niemandem zu verantworten?«, fragte ich.
» Ja und nein. Die meisten von ihnen arbeiten au f einer Art vertraglicher Grundlage, für Einkommen und andere Ressourcen, aber sie würden sich nicht als Teil eines Teams sehen und sind bestenfalls unzuverlässig.«
» Ist das auch aus meiner Mutter geworden?« Ich hatte mich immer gefragt, was für eine Rolle sie gespielt hatte, nachdem sie Dad geheiratet und hierher gezogen war. Griffin hatte damals schon hier gewohnt, doch er hatte mir geschworen, dass er ihr nie begegnet war.
» Nein. Soweit ich weiß, war deine Mutter der Vereinigung immer treu, aber nachdem sie ihren Partner verloren und deinen Vater gefunden hatte, nahm sie … einen ausgedehnten Urlaub.«
Ich dachte immer noch über mein Gespräch mit Griffin nach, als ich die Wohnungstür öffnete und Dad am Tisch sitzen sah. Mit Caroline. Er hatte au f dem ganzen Tisch Papiere verteilt und tippte emsig au f seinem Laptop, während sie dicht neben ihm saß und ihm Dokumente reichte. Es gelang mir nicht, meine Überraschung zu verbergen. Er hatte gesagt, er würde au f mich warten, wenn ich nach Hause käme, doch ich war eigentlich nicht davon überzeugt gewesen, dass er tatsächlich da sein würde. Und in all den Jahren, die Caroline nun schon für ihn arbeitete, hatte er sie nie mit nach Hause gebracht.
» Hi, Dad, hi, Caroline«, sagte ich vorsichtig.
» Hi, Violet«, sagte Caroline munterer als sonst. Sie spielte mit einer ihrer langen karamellfarbenen Locken und nahm nervös ein weiteres Blatt Papier. Sie wusste, dass ihre Anwesenheit hier etwas aussagte.
Dad beendete, was immer er da gerade getippt hatte, ließ sich von Caroline das nächste Dokument geben und blickte auf.
» Du bist früh dran. Alles okay?«, fragte er und tat so, als hätten wir keinen Gast hier – als wäre das eine ganz alltägliche Situation.
» Ja, Lernstunde. Tut mir leid wegen gestern Abend. Wir hatten echt nicht vorgehabt, so lange wegzubleiben, und wir haben wirklich versucht anzurufen«, sagte ich und ignorierte Caroline ebenfalls.
Dad sah mich an und suchte nach einem Anzeichen von Unaufrichtigkeit, aber ich hielt seinem Blick stand – es
Weitere Kostenlose Bücher