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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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denn gezwungen?«
    »Bei einer Herausforderung. Der Gewinner verschont entweder das Leben des Verlierers und verdient sich auf diese Weise dessen Lehnstreue, oder er … Na ja, den Rest kannst du dir ja denken.«
    »Ich verstehe«, sagte Aria. Lehnstreue. Verbündete. Eide, an der Schwelle zum Tod geleistet. In seiner Welt waren das vollkommen normale Begriffe.
    »Vielleicht ziehe ich Richtung Norden«, fuhr er fort. »Versuche, meine Schwester aufzuspüren und sie zu den Hörnern zu bringen. Möglicherweise kann ich dieses Problem ja noch lösen, bevor es zu spät ist. Außerdem möchte ich mal sehen, was ich über die Blaue Stille herausfinden kann.«
    Aria fragte sich, was das für Roar und ihn bedeuten würde. Es erschien ihr nicht gerecht, dass zwei Menschen, die einander so zugetan waren, getrennt wurden.
    »Und was ist mit dir?«, fragte Perry. »Kehrst du wieder zu diesen virtuellen Orten zurück, den Welten, sobald wir deine Mutter gefunden haben?«
    Sie mochte die Art, wie er Welten sagte. Langsam und nachhallend. Noch besser gefiel ihr die Art, wie er » sobald wir deine Mutter gefunden haben« sagte. So, als würde es geschehen. Als wäre es unvermeidlich.
    »Ich glaube, ich werde dann wieder Gesangsunterricht ­nehmen. Das Singen war immer etwas, wozu mich meine Mutter gedrängt hat. Ich … ich wollte nie wirklich singen. Aber jetzt verspüre ich den inneren Drang dazu. Lieder sind Geschichten.« Sie lächelte. »Vielleicht habe ich jetzt ja selbst Geschichten erlebt, die ich erzählen kann.«
    »Darüber habe ich auch nachgedacht.«
    »Du hast über meine Stimme nachgedacht?«
    »Ja.« Er zuckte auf eine Art die Achseln, die schüchtern und zugleich leichthin wirkte. »Seit dem ersten Abend.«
    Aria musste sich ein lächerlich stolzes Lächeln verkneifen. »Das war aus Tosca . Eine alte italienische Oper.« Die Arie war eigentlich für einen Tenor geschrieben. Wenn Aria sie sang, stimmte sie sie in einer etwas höheren Tonart an, die gerade noch ihrem Stimmumfang entsprach, bewahrte dabei aber ihre verlorene, traurige Stimmung. »Es geht dabei um einen Mann, einen Maler, der zum Tode verurteilt worden ist und von der Frau singt, die er liebt. Er glaubt nicht, dass er sie noch einmal wiedersehen wird. Das ist die Lieblingsarie meiner Mutter.« Sie lächelte. »Abgesehen von mir«, fügte sie dann in Anspielung auf ihren Namen hinzu.
    Perry schwang die Beine herum und setzte sich mit dem Rücken gegen das Geländer. Auf seinem Gesicht erschien ein erwartungsvolles Lächeln.
    Aria lachte. »Ernsthaft? Hier?«
    »Ernsthaft.«
    »Also gut … Ich muss dazu aufstehen. Es ist besser, wenn ich stehe.«
    »Dann steh auf.«
    Perry erhob sich mit ihr und lehnte sich mit der Hüfte ans Geländer.
    Da sein Lächeln Aria ablenkte, schaute sie einen Moment zum Äther hinauf und füllte ihre Lungen mit der kühlen Luft, während sich gespannte Erwartung in ihr regte. Dieses Gefühl hatte ihr wirklich gefehlt.
    Die Arie floss förmlich aus ihr heraus, kam ihr direkt aus dem Herzen – Worte voller Drama und ungestümer Hingabe, die sie früher immer beschämt hatten, denn wer ließ sich schon zu solch purer Emotion verleiten?
    Doch in diesem Moment gab sie sich ganz ihren Gefühlen hin.
    Sie ließ die Worte über das Dach und an den Bäumen vorbei strömen. Sie verlor sich in der Arie, ließ sich von ihr davontragen. Und noch während sie sang, wusste sie, dass der Mann unten innegehalten hatte und nicht länger Holz hackte und dass der Hund nicht länger bellte. Selbst die Bäume verstummten, um sie singen zu hören. Als sie geendet hatte, standen ihr Tränen in den Augen. Sie wünschte, ihre Mutter hätte sie hören können. Nie zuvor hatte sie besser gesungen als in diesem Moment.
    Perry schloss die Augen, als der Gesang verklungen war. »Deine Stimme ist so süß wie dein Geruch«, murmelte er mit dunkler, sanfter Stimme. »Süß wie Veilchen.«
    Arias Herz drohte stillzustehen. Er fand, dass sie wie Veilchen roch? »Perry … möchtest du wissen, was die Worte bedeuten?«
    Er schlug die Augen auf. »Ja.«
    Sie brauchte einen Moment, um den Text durchzugehen und dann den Mut aufzubringen, ihm alles zu sagen, ohne wegzuschauen:
    »Und es leuchteten die Sterne, und es duftete die Erde, es knarrte die Gartentür, und Schritte streiften über den Sand. Sie trat ein, duftend, sank mir in die Arme. Oh! Süße Küsse, oh sehnsüchtiges Kosen, indes ich bebend den schönen Körper enthüllte! Für immer ist mein

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