Gebieter meines Herzens: Sie war einem anderen versprochen - doch er entflammte ihre Leidenschaft (German Edition)

und stand auf. »Ich bitte dich, was deine Vorlieben angeht, ab sofort etwas weniger vulgär zu sein – wenigstens, bis ich diese Pomeranze zum Altar geführt habe.«

    Als Rory sich Ayleshire näherte, dämmerte es. Diese Zeit zwischen Tag und Nacht erschien ihm immer ein wenig unheimlich und geheimnisvoll. Auf See ging der Abschied der Sonne schnell vonstatten – an Land zog er sich bedeutend länger hin.
    Er wäre lieber auf See geblieben, doch da die MacRaes beschlossen hatten, Landratten zu werden, war ihm nichts anderes übriggeblieben, als sich ihnen anzuschließen, denn er glaubte nicht, dass er mit einem Kapitän segeln oder einem Mann bedingungslos vertrauen könnte, der kein MacRae war.
    James würde staunen, wenn er die Neuigkeiten hörte. Iseabal hatte das Kind zur Welt gebracht, ein niedliches, kleines Ding, dem man schon jetzt Ähnlichkeiten mit beiden Elternteilen ansah, und er war gerade rechtzeitig zurückgekommen, um die Hochzeit auf Fernleigh mitzuerleben. Obwohl ergraut, war Fergus stolz gewesen wie ein junger Mann, und Leah, ehemals Drummond und nun MacRae, hätte als junge Braut nicht strahlender aussehen können.
    Rory war jahrelang mit einem Ersten Offizier gesegelt, der hinter jeder Ecke böse Vorzeichen gewittert hatte. Daniel war nach Nova Scotia heimgekehrt, aber manchmal, wie jetzt, hörte Rory ihn im Geist eine seiner Weisheiten verkünden: »Sie kommen immer zu dritt, mein Junge. Zwei Sorgen und eine Freude, oder zwei Freuden und eine Sorge. Nie drei von der gleichen Sorte.«
    Ob Daniel wohl noch immer seine Freundin aus Seefahrertagen bei sich hatte, die Schiffskatze, von der er behauptete, sie könnte durch ihr Verhalten ruhige oder stürmische Passagen vorhersagen?
    Wenn seine Aussage stimmte, dann müsste zu den beiden Freuden eine Sorge kommen, und Rory hoffte, dass es eine kleine wäre. Bei all ihrem Reichtum und ihrer illustren Herkunft hatten die MacRaes ein gerüttelt Maß an Ungemach ertragen müssen.
    Seit kurzem jedoch gab es nur gute Neuigkeiten für den Clan.
    Rory hatte von Fergus und Leah ein Hochzeitsgeschenk für Riona mitbekommen und einen Brief von Alisdair an James, dessen Inhalt er allerdings kannte und auch mündlich hätte übermitteln können.
    Ein großer Teil des Drummond-Clans hatte Fernleigh vor einem Jahr ohne erkennbare Feindseligkeit verlassen. Thomas Drummond war damals einem englischen Kapitän übergeben worden. Falls es ihm irgendwie gelungen war, von dessen Schiff zu fliehen und zurückzukehren, könnte er der Angreifer gewesen sein, aber es kam auch einer der Drummonds in Frage, die nach Inverness gegangen waren.
    Alisdair hatte für alle Fälle Wachen aufgestellt und hielt in der Umgebung von Gilmuir nach etwaigen Fremden Ausschau. Solange er der Laird war, drohte den MacRaes keine Gefahr.
    Als Rory nach Ayleshire kam, sah er, dass die Vorbereitungen für Lethson in vollem Gange waren. Er würde mit Abigail tanzen. Vorfreude durchflutete ihn.
    Auf dem Weg durch den Ort winkten ihm einige der Dörfler zu, und obwohl er keinen von ihnen kannte, winkte Rory, von der fröhlichen Stimmung angesteckt, zurück. Gelächter und der Duft von Blumen und frischem Grün schwängerten die Luft.
    Mit bunten Bändern geschmückte Holzstangen kennzeichneten die Strecke für ein Wettrennen. Vielleicht würde er daran teilnehmen, wenn der zu gewinnende Preis die Mühe wert war.
    Das Besondere aber waren die mit Seilen abgeteilten Korrals östlich des Dorfes, in denen Unmengen von Pferden standen. Ein Pferdemarkt – vielleicht würde er den auch besuchen.
    Als Rory über die Brücke ritt, malte er sich in freudiger Erwartung den Moment aus, da er dieses seltsame Gebäude von Gutshaus sehen würde. Als Tyemorn Manor in Sicht kam, dunkelte es schon. Grinsend stellte er sich vor, wie Abigail ihn mit Respekt begrüßen würde. Immerhin war er ein Bote von einiger Bedeutung.
    Vor dem Stall saß er ab und führte sein Pferd hinein.
    Dort traf er auf Ned, der damit beschäftigt war, eines der Zugpferde zu striegeln.
    »Ein Segen, dass Ihr zurück seid«, brummte er. »Eine gewisse junge Dame ist schon ganz unruhig.«
    »Wirklich?« Rory fühlte sich geschmeichelt.
    Plötzlich wurden Laufschritte hörbar, und im nächsten Moment stand Abigail in der Tür.
    »Oh«, sagte sie scheinbar überrascht, ihn zu sehen. »Ihr seid schon wieder hier, Rory. Ich hatte nicht gedacht, dass ihr so bald zurückkommen würdet.«
    »Ja«, bestätigte Rory grinsend, »ich bin wieder da.«