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Gebieterin der Finsternis

Titel: Gebieterin der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Nash
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urteilen, hatte er schon ohne sie zu essen angefangen. Er warf ihr einen reumütigen Blick zu. »Erbärmliche Manieren, ich weiß, Süße, aber ich war am Verhungern. Es ist noch reichlich für dich übrig.«
    »Ist okay.«
    »Wieso hast du so lange gebraucht? Ich dachte schon, du willst mich versetzen und lieber ein Nickerchen machen.«
    Artemis hoffte, dass er ihr Erröten als Scham deutete, nicht als Schuldgefühl. »Hattest du keine Angst, ich könnte geflohen sein?«
    »Nein, warum sollte ich? Du würdest eh nicht weit kommen.«
    Denkst du!
Sie lächelte sehr süßlich. »Ja, ich merk’s mir. Wie lange bleibe ich hier?«
    »Weiß ich noch nicht.« Er stellte seinen Becher ab. »Was möchtest du? Kaffee? Tee? Heiße Schokolade? Ich habe alles im Angebot.«
    »Schokolade, bitte.«
    Mac schenkte ihr aus einer silbernen Kanne ein und gab aus einer anderen Silberkanne heiße Milch dazu. Derweil setzte Artemis sich auf einen freien Stuhl. Ihr Magen war nur mäßig an einem Frühstück interessiert, obwohl sie seit Tagen nicht richtig gegessen hatte. Andererseits lebte sie mittlerweile vier Monate in entsetzlicher Angst, so dass ihr mangelnder Appetit wenig verwunderte. Trotzdem musste sie darauf achten, bei Kräften zu bleiben. Deshalb nahm sie den Teller, den Mac ihr reichte, und kostete von allem ein bisschen.
    Mac aß mindestens das Dreifache von dem, was sie runterbrachte. Als sein Teller leer war, goss er sich einen zweiten Kaffee ein – schwarz – und lehnte sich zurück. Er sah nachdenklich aus. Was hätt Artemis gegeben, um zu erfahren, was er dachte. Seine grünen Augen verrieten rein gar nichts.
    Nervös überlegte sie, wie sie es am besten anging. Ihr Blick fiel auf Macs Daumen, der rhythmisch über den Rand seines Kaffeebechers strich. Wie würde sich dieselbe Berührung auf ihrer Haut anfühlen? Bei dem Gedanken rutschte sie leicht auf ihrem Stuhl hin und her.
    Sogleich verengten sich seine Augen.
    Artemis rang sich ein harmloses Lächeln ab. »Also, hast du dich schon entschieden? Was du mit mir machst, meine ich.«
    Als sie bemerkte, dass er auf ihren Busen sah, streckte sie die Schultern kaum merklich durch, um ihre bescheidene Körbchengröße möglichst gut zur Geltung zu bringen. Gleichzeitig wickelte sie eine Haarlocke um ihren Finger.
    Er blickte wieder auf. Nun strich sie mit der Zungenspitze über ihre Unterlippe, und er lächelte kurz, aber so strahlend, dass es sie beinahe vom Stuhl warf. Götter! Kein Wunder, dass seine weiblichen Fans ihm wie die Irren nachjagten.
    Dann schüttelte er den Kopf und räusperte sich. Sein Daumen bewegte sich nicht mehr. »Also gut. Nun, Süße, reden wir Klartext. Wie du zweifelsohne weißt, verbietet das Sidhe-Gesetz den willentlichen Diebstahl keltischer Lebensenergie in böser Absicht.«
    Artemis blinzelte, denn mit diesem Stimmungsumschwung hatte sie nicht gerechnet. Mac war schlagartig ernst, und die Temperatur im Zimmer schien um zehn Grad gefallen zu sein.
    Jetzt war Schadensbegrenzung gefordert. »Aber … ich bin keine Sidhe, nicht mal keltisch. Demnach falle ich nicht unter eure Gesetze.«
    »Du irrst dich. Sidhe-Gesetze gelten für alle Kreaturen, die sich in England, Schottland und Irland aufhalten, ob lebend oder untot, dauerhaft oder nur zu Besuch. Und ich will ehrlich zu dir sein. Indem ich deine Verhaftung aufschiebe, bewege ich mich schon auf dünnem Eis. Ich hätte deinen hübschen Hintern geradewegs vor den Sidhe-Rat verfrachten müssen.«
    Artemis schluckte. »Warum hast du es nicht getan?«
    »Die Strafe für dein Vergehen ist kein Picknick.« Er wartete, bis sie ihn wieder ansah. »Die geringste wäre, dass sie dirdeine magischen Kräfte nehmen und dich zwingen, den Rest deines Lebens als gewöhnlicher Mensch zu verbringen.«
    »Und … die schlimmste?«
    »Überlegen wir mal. Ein Leben als menschliche Dienerin in Annwyn, lebenslange Haft in einem Sidhe-Gefängnis, oder …« Er legte abermals eine Pause ein. »Tod.«
    Ihr wurde übel, und sie begann, am ganzen Leib zu zittern. Götter! Hätte sie geahnt, wie brutal das Sidhe-Gesetz war … Nun, das hätte nichts geändert. Sie hatte aus purer Not gehandelt.
    »Sklaverei, Gefangenschaft, Tod?«, zählte sie gelassen auf. »Die Sidhe kennen offenbar kein Erbarmen, was?«
    »Nein, kennen wir nicht.«
    Sie reckte das Kinn und blickte ihn von oben herab an. »Und warum hast du mich hierhergebracht, Mac? Wieso wirfst du mich nicht einfach den Löwen zum Fraß vor?«
    »Gute Frage.«
    Sie

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