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Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition)

Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition)

Titel: Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gruberová , Helmut Zeller
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nicht und erwähnt auch das gestohlene Öl nicht. Tradition und Glaube sind für die religiösen Frauen eine Art innerer Widerstand, helfen ihnen, für einen kurzen Moment zumindest, Normalität hervorzurufen. Das rituelle Entzünden der Sabbatkerzen ist ein Teil der Identität jedes religiösen Juden. Sie leben. Das Leben ist zwar nicht gut, sie sind weit weg von ihrer Heimat, quälen sich mit dem Gedanken, dass ihre Liebsten womöglich schon tot sind, und fürchten sich vor ihrem eigenen Ende. Sie müssen hart arbeiten, und von den Essensportionen werden sie nie richtig satt. Man hält sie in einer Fabrik gefangen, mit deren Erzeugnissen der deutsche Sieg herbeigeführt werden soll. Aber sie sind weit weg von den Gaskammern, und vielleicht werden sie ja doch bald befreit sein. «Habt keine Angst», sagen die Franzosen oft, «schon bald verlieren die Deutschen den Krieg.»
    Die verstärkten alliierten Bombenangriffe deuten auf ein nahendes Kriegsende hin. Augsburg, mit den Produktionsstätten der Messerschmitt AG und MAN, stellt ein wichtiges militärisches Ziel dar. Bereits 1942 starteten die Alliierten einen Großangriff auf die U-Boot-Motoren-Produktion von MAN. In der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 galt der Angriff den Messerschmitt-Werken und dem Hauptbahnhof. Große Teile der Innenstadt wurden dabei zerstört und mehr als 730 Zivilisten getötet. Neonazis nutzen diesen Fliegerangriff neben denen auf Dresden und Hamburg heute als Anlass, die Deutschen als Opfer darzustellen und ihre Täterschaft vergessen zu machen. Rechtsradikale sprechen gar von einem «alliierten Bombenholocaust» und veranstalten in der Augsburger Innenstadt alljährlich eine Gedenkkundgebung. Gedacht wird dabei nicht der etwa 250 KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter der Messerschmitt AG, die im Bombenhagel starben, sondern der deutschen Opfer. 2010 erreichten die Neonazis einen Etappensieg auf ihrem Weg zur Relativierung des Judenmordes und zur Geschichtsfälschung: Das Augsburger Verwaltungsgericht hob das von der Stadt verhängte Verbot ihrer Protestkundgebung auf und entschied, dass der Begriff «Bombenholocaust» die Naziherrschaft weder billige noch verharmlose. Während der häuf gen Bombardements durften sich die weiblichen Häftlinge in den Michelwerken nur in dem ungeschützten Duschraum im Souterrain verstecken, unter Wasserrohren, aus denen sich im Fall eines Treffers kochendes Wasser auf ihre Köpfe ergossen hätte. Doch kaum eine fürchtet die Bomben. Sie lachen über die Aufseherinnen und Wachen, die beim Klang der Sirene sofort in Panik ausbrechen und in ihre Bunker laufen. Für die KZ-Häftlinge sind die Flugzeuge trotz ihrer vielleicht auch für sie tödlichen Fracht Vorboten der Freiheit.
    Die zweite Oktoberhälfte bringt Regenwetter. Die Tage werden kürzer. Miriam kann jetzt ihren Bauch unter dem dünnen Häftlingskleid nicht mehr verstecken. Die 22-Jährige ist im sechsten Monat schwanger. Ungeachtet der allgemein zuversichtlicheren Stimmung quält sie die Sorge um ihr Kind und sich. Wie soll es weitergehen? Wie lange wird es dauern, bis die SS sie zurück nach Auschwitz bringt? Ständig muss sie daran denken und erzählt den anderen, dass man sie töten werde. Erna und Hilda versuchen, sie zu beruhigen. «Sie freuten sich über meine Schwangerschaft und sahen darin ein Zeichen, dass wir bald befreit werden. Sie sagten, dass mein Kind schon in Freiheit auf die Welt kommen würde.» Aber Miriam grübelt unablässig. Am Abend fällt sie erschöpft auf den Strohsack des unteren Betts der dreistöckigen Etagenbetten. Sie betet: «Hilf mir, Gott hilf mir, lass mich Béla wiedersehen. Beschütze mich, meinen Mann und unser Kind.» Sie weiß immer noch nicht, dass nur zwei- oder dreihundert Meter entfernt eine andere Frau die gleichen Gedanken quälen und sie genauso um das Leben ihres ungeborenen Kindes bangt.
    Anfang November fällt der erste Schnee. In wehmütige Gedanken versunken, steht Eva vor dem Fenster und schaut auf den Schnee, der den Fabrikhof mit einer weißen Decke überzieht. Sie denkt an ihren Vater, der in Auschwitz vergast wurde, an ihre kleinen Geschwister, über deren Schicksal sie nichts weiß, an ihre Schwester Frida und deren Kinder in Budapest, und sie denkt an Géza. Wo ist er jetzt? Ist er wie sie wenigstens in einem warmen Raum, oder muss er draußen frieren? Hat er genug zum Essen? Wann werden wir uns wiedersehen? Sie betet für ihn und ihr gemeinsames Kind, das seit einiger Zeit schon munter

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