Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gebrauchsanweisung für Schwaben

Gebrauchsanweisung für Schwaben

Titel: Gebrauchsanweisung für Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Hunger
Vom Netzwerk:
zusammengeschmiedeten Stadt Villingen-Schwenningen ist der Bruch offenkundig: Die Sprachgrenze verläuft exakt durch die Zwillingsstadt – Villingen ist ursprünglich alemannisch, Schwenningen schwäbisch.
    Immerhin, die alte württembergisch-badische Staatsgrenze verlief ebenfalls zwischen den beiden heutigen Teilstädten. Das ist auch heute noch sichtbar. Da die Identität von Schwaben und Badenern noch nicht komplett durch eine badenwürttembergische ersetzt worden ist, hat sich zumindest an solchen Kristallisationspunkten der kulturelle Unterschied konserviert. Das ist jedoch keineswegs kontraproduktiv, sondern eher reizvoll und sorgt für Farbe.
Gewerbsmäßig ausgerichtete Kreativität
    Zugezogene brauchen allerdings lange, bis sie die Unterschiede feststellen, erst recht, wenn sie nicht den Faschingsdienstags-Test machen. Zwar soll der Wein im badischen, vor allem südbadischen Landesteil besser sein als in Württemberg, aber auch das wollen die Schwaben nicht mehr einfach hinnehmen. Gleiches tut sich auch beim Thema Küche. Die regionalen Besonderheiten werden heute durch die Internationalisierung des Restaurantangebots fast egalisiert. Man ißt italienisch, spanisch, griechisch, türkisch, asiatisch, und die exotischen Zutaten der zugewanderten Köche finden wie selbstverständlich Eingang auch in die schwäbische Küche. Was die Schwaben dennoch von den Badenern unterscheidet, ist ihre gewerbsmäßig ausgerichtete Kreativität und ihre Schaffenskraft, die der schwäbische Autor Thaddäus Troll für jedermann nachvollziehbar auf den Punkt brachte. »Der schwäbische Erwerbssinn, verbunden mit beharrlichem Fleiß; der Hang zur Unabhängigkeit und die Fähigkeit, sich in ein Problem zu verbeißen, es von allen Seiten anzupacken; der Drang zum Sinnieren und Tüfteln, die gute Schulbindung; die Tradition feinmechanischer Genauigkeit, die pietistische Verpflichtung zur Zuverlässigkeit und Gediegenheit haben den Schwaben zum Erfinder und Unternehmer prädestiniert.«
    Das ist es, was den Schwaben auszeichnet und ihn von den anderen Volksstämmen unterscheidet, ja zum erfolgreicheren Menschen macht – gerade in Zeiten der Globalisierung. Selbst die in München ansässige »Süddeutsche Zeitung« hat dies erkannt: »Das geistige Klima einer Gesellschaft ist für ihren wirtschaftlichen Erfolg entscheidend. Management-Beratungskonzepte kranken daran, daß sie Erfolgsrezepte narrentauglich standardisiert anbieten wollen. Von den Schwaben lernen, heißt zwar siegen lernen. Aber dazu gehört auch die entsprechend demütige Haltung, gehören Beharrlichkeit und Fleiß. Und das hat man eben, oder man hat es nicht.«
    Der Schwabe hat es eben. Beweis: Es waren schwäbische Verleger, die vor Jahren der »Süddeutschen Zeitung« mit einer Millionenbeteiligung aus einer finanziellen Patsche halfen. Allerdings bestimmt nicht nur aus christlicher Nächstenliebe oder gar zum eigenen Nachteil. Denn die Schwaben können außer arbeiten und erfinden noch etwas: gut rechnen.

Schwaben verstehen. Von der Sääle und sonstigem Mäusleszeugs
     
     
     
    JasabberloddkennedSiaihrnScheißkarraihrnversoichtaneddanaandersHausecknastella, SiaLellabäbblSiableedr?
    »Verstandez-vous?« pflegt da der Schwabe zu fragen. Oder genauer: »Haben Sie es begriffen?« Übersetzt und gereinigt und zudem nett formuliert heißt obige Bitte: »Könnten Sie bitte ihr Fahrzeug anderswo parken?«
    Zugegeben, Schwäbisch ist als Mundart ein bißle schwierig. Oder auch nicht, weil nämlich viele Schwaben glauben, ihr Idiom sei gar keine Mundart, sondern eine eigenständige, alte und verehrungswürdige Sprache, geboren aus der keltischalemannisch-fränkischen Tradition und verwandt mit anderen Weltsprachen – dem Französischen, dem Portugiesischen und dem Chinesischen, zum Beispiel.
    Ehe wir das näher untersuchen, sei eingeräumt, daß der Schwabe sich, wenn er erst einmal sein Maul aufmacht, schlecht verbergen kann hinter seiner Sprache. Das ist so ähnlich wie bei den für ihre individuelle Ausdrucksweise ebenfalls heißgeliebten Sachsen. Die hört jeder gleich aus tausend anderen heraus. Den Schwaben auch.
    Da saß kürzlich ein schwäbischer Fabrikant in einem Hamburger Restaurant und hörte zu, wie sich am Nebentisch einige norddeutsche Jungmanager unterhielten: über Globalisierung, Rationalisierung und Hebung der Gewinnmargen durch Senkung der Personalkosten. Zum Schluß mischte er sich höflich ein: »Gellet’se, meine Herra, des ka’mr nadierlich

Weitere Kostenlose Bücher