Gebrauchsanweisung für Südengland
unter den Folgen der Maul- und Klauenseuche leidenden Farmer war. Bereits am ersten Tag sammelte die Green Wellies Campaign 34.000 Pfund. Aber auch bei Dorffesten spielen die Gummistiefel eine wichtige Rolle. In den frühen 1970er Jahren entwickelte sich eine neue Sportart, die man, frei übersetzt, Gummistiefelweitwurf nennen könnte: der Begriff wellie-wanging fand sogar Eingang in die Wörterbücher.
Was die Regenjacke betrifft: Unter Einheimischen am weitesten verbreitet ist die Wachsjacke, die Sie vor Ort auf allen Märkten und in auf den Bedarf des Farmers ausgerichteten Geschäften käuflich erwerben können. Sollten Sie sich für Ihre Exkursion in die Wildnis eine Barbour-Jacke zugelegt haben, dann sei Ihnen empfohlen, sie zu Hause einzutragen, wenn Sie ein breites Grinsen Ihres Safari-Führers vermeiden wollen.
Jim Winzer, zum Beispiel, in dessen Obhut Sie sich bei einer im Exmoor White Horse Hotel in Exford startenden Exmoor- Safari begeben, schlägt vor, die Jacke auf die Straße zu legen und einen Traktor dreimal darüberfahren zu lassen. Dann sähe die Barbour-Jacke so aus, wie es sich fürs Exmoor gehört, und nicht mehr nach Juristen und Yuppies, die sich für den Ausflug aufs Land dressed-down haben und bösartig green-wellie-brigade genannt werden. Die Maßnahme mit dem Traktor ist zugegebenermaßen ein wenig drastisch, zumal – garantiert – der rote Schlamm des englischen Westens allen Kleidungsstücken ziemlich zügig einen rustikalen Charme verleiht. Der einheimische Farmer ergänzt die grün-braune Grundausstattung gerne mit einem Käppi, dessen Ursprungsfarbe, wäre sie noch zu erkennen, ein grün-braunes Karo war. Aber Sie müssen es ja mit der Umsetzung des Spruchs »when in Rome do as the Romans do« nicht auf die Spitze treiben.
Englands Westen fängt, das haben wir eingangs schon festgestellt, ungefähr auf der Höhe von Glastonbury an. Entlang der Südküste gibt er sich ziemlich gezähmt und, je weiter man den Osten hinter sich läßt, ausgesprochen mediterran. Nicht umsonst wird die Gegend um Torquay die englische Riviera genannt. Lauschige Buchten mit schneeweißem Sand säumen karibikblaues Meer, Palmen gedeihen und Agaven, Hecken aus rund ums Jahr blühenden Fuchsien säumen die Wege. Es ist das Land, in dem nicht nur die Zitronen blühen, sondern auch zahlreiche Rosamunde-Pilcher-Filme spielen, die sich ja jeder
»nur wegen der Landschaftsaufnahmen« anschaut.
Doch von dieser südenglischen Idylle, im Süden Devons und Cornwalls angesiedelt, soll hier nicht die Rede sein, sondern von den Mooren, die einen großen Teil des Reizes des englischen West Country ausmachen.
Es fängt an mit dem Sedgemoor, von dem bereits mehrfach die Rede war. Es ist die erste von vier Moorlandschaften, die jede für sich eine Reise wert ist, so unterschiedlich sind ihre Erscheinungsformen.
Das Sedgemoor ist so flach wie Holland. Deshalb wurden für
Touristen Rad- und Wanderwege entlang von Kanälen angelegt.
Der Wildheit des Sedgemoors wurde zwar von Menschen Zügel angelegt, doch sollten Sie auch hier die Naturgewalten in Form von Nebel und Überschwemmungen nicht unterschätzen.
An einem kalten Herbstmorgen, wenn der Dunst über den Wiesen liegt und die knorrigen Stämme der Weidenbäume mit dem Horizont verschmelzen, erscheinen die Somerset Levels wie ein Land aus uralten Zeiten. Man braucht nicht viel Phantasie, um die Schemen von König Alfred und seinen Mannen zu erkennen oder Merlin auf dem Weg nach Glastonbury zu sehen. Im dichten Nebel hört man die Schreie der Kämpfenden, die zu Tausenden in der Battle of Sedgemoor (1685) ihr Leben ließen, das Klirren von Metall und das Trappeln von Hufen.
Und doch, obwohl die Atmosphäre der Moorlandschaft etwas anderes glauben lassen will, ist vieles von dem, was man heute im Sedgemoor sehen kann, erst vor überraschend kurzer Zeit entstanden.
Als vor ungefähr 10.500 Jahren die Eiszeit ihrem Ende entgegenging, entstand die Hügellandschaft der Mendips, Poldens, Blackdowns und der Quantocks, die das Sedgemoor einrahmen, in ihrer heutigen Form. Heute sind die Mendips vor allem bekannt für ihre Tropfsteinhöhlen.
Hier liegt auch Cheddar. Der Ort gab dem Käse seinen Namen, der in England von allen Käsesorten am häufigsten im Kühlschrank der Einheimischen liegt. Das, was Sie in deutschen Käsegeschäften als cheddar angeboten bekommen, ist übrigens eigentlich Leicester (ausgesprochen »Lester« ): mit Karotin orange gefärbter
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