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Gebrochen

Gebrochen

Titel: Gebrochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeany Lena
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Blick und legte dabei die Hand auf meinen Oberarm. Wenn wir in der Küche waren und warteten, dass der Kaffee fertig wurde, legte er seine Hand auf meinen Rücken. Wenn wir uns im Bad über den Weg liefen, strich er über meinen Rücken. Wenn wir gleichzeitig schlafen gingen, fuhr er mit der Hand über meinen Arm. Ich genoss jede einzelne seiner Berührungen. Doppelt, weil ich irgendwie noch immer nicht fassen konnte, dass er meine Gefühle tatsächlich erwiderte. Erstaunlicher Weise fiel es mir meist ziemlich leicht, mich zurück zu halten. Es war nicht schlimmer, als zuvor auch. Ich hätte mit dem Gegenteil gerechnet, doch ich war froh, dass es so war. So bestand kaum die Gefahr, dass ich mich vergaß und Blödsinn machte. Allerdings hatte ich ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil er mich nicht so oft angefasst hatte, bevor ich gesagt hatte, dass ich darauf wartete. Als ich ihm sagte, dass er sich nicht wegen mir überwinden müsste, schmunzelte er und meinte: „Ich hab mich letzte Woche beherrscht. Ich wusste ja nicht, dass es dir so gut gefällt.“
    Das war eine der Situationen, in denen ich mich dann doch beherrschen musste, ihn nicht an mich zu ziehen.

    ***

    Am Samstag kam Hannes in die Wohnung. Es war ziemlich überraschend. Seit er seine Freundin hatte, hatte er das nicht mehr gemacht. Da hatten sie sich immer angekündigt, oder wir hatten uns überhaupt in einem Lokal getroffen.
    „Hi“, sagte ich überrascht und stand vom Fernsehsessel auf, um ihm Platz zu machen.
    „Hi“, erwiderte er und ließ sich fallen.
    „Das kommt überraschend“, meinte ich und hoffte, dass in seiner Beziehung alles in Ordnung war.
    „Sie ist weg“, sagte er da.
    „Das tut mir leid“, meinte ich mitfühlend. Er warf mir einen leidenden Blick zu, sagte aber: „Nicht so weg. Sie ist auf Geschäftsreise.“
    „Oh, gut“, meinte ich erleichtert.
    „Trotzdem fehlt sie mir“, seufzte er.
    „Bier?“, fragte Leon dazwischen und er nickte. Auch ich nickte und Leon ging in die Küche.
    „Wie lang ist sie denn weg?“, fragte ich Hannes.
    „Bis Montag Abend“, quengelte er.
    „Seit?“, hakte ich nach.
    „Gestern.“
    „Aha“, machte ich. Da machte er so ein Theater, wegen vier Tagen? Das konnte nur heißen, dass es ihm endlich einmal wirklich ernst war. Sonst hatte er nie Probleme damit gehabt, wenn er seine Freundinnen länger nicht gesehen hatte.
    „Das ist doch verrückt!“, fuhr er plötzlich auf. Ich sah ihn überrascht an, doch dann blickte ich zu Leon, der gerade mit den Bieren kam. Dankbar lächelte ich ihn an, was er erwiderte. Ich musste mich mit Gewalt losreißen.
    „Was ist verrückt?“, wandte ich mich an Hannes, der den Blick zwischen mir und Leon schweifen ließ. Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich mir zu.
    „Dass sie mir so abgeht!“, empörte er sich. Ich musste lachen und meinte: „So ist das halt, wenn´s einen richtig erwischt. Wurde auch mal Zeit!“
    Hannes fand das scheinbar nicht wirklich witzig, doch er schmunzelte und nickte. Dann seufzte er schwer. Ich wurde einigermaßen abgelenkt, weil Leon mir über den Arm fuhr. Ich blickte ihn an. Wieder einmal verlor ich mich in seinem Blick.
    „Was läuft da den ab?“, fragte Hannes, unsensibel wie eh und je. Es war Leon der antwortete: „Wir sind zusammen.“
    Schlicht und einfach, als wenn es nichts Besonderes wäre. Ich schaffte es endlich, mich von seinen Augen zu lösen und wandte mich wieder Hannes zu.
    „Also nehmt´s mir nicht übel“, meinte er stirnrunzelnd, „Ich denke, es ist eher so, dass sich Leon an dich gewöhnt hat. Meinst du nicht? Immerhin wohnt ihr seit einem halben Jahr zusammen.“
    Leon hatte sich komplett angespannt und starrte Hannes perplex an. Dann stand er wortlos auf, stellte sein Bier auf den Tisch und verschwand Richtung Schlafzimmer.
    „Sag mal hast du sie noch alle?“, fuhr ich Hannes an, als ich mich von meiner Überraschung erholt hatte.
    „Wie kannst du nur so unsensibel sein? Seit Monaten hatte er keinen Zusammenbruch mehr!“, ich musste mich beherrschen, dass ich nicht zu laut schrie.
    „Aber du musst doch zugeben, dass die Möglich…“
    „Nichts muss ich. Außerdem ist es mir egal. Vielleicht stellt sich irgendwann heraus, dass du recht hattest. Vielleicht stellt er fest, dass er sich in einen anderen verliebt. Wenn es soweit ist, werde ich ihn gehen lassen. Auch wenn es mir das Herz bricht. Ich kann das sicher leichter verkraften, als er deine unsensible Art!“, rief ich

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