Gebrochen
verhindern, dass er dir das Herz bricht“, erklärte Hannes nun flehend.
„Du hast dich schon einmal geirrt“, warf ich ihm vor.
„Hä?“, machte er verständnislos.
„Weißt du nicht mehr, in der Schule?“, fragte ich lauernd.
„Was war in der Schule?“, fragte er nach.
„Du warst es, der mir eingeredet hat, dass Leon seine Ruhe will und keine Hilfe braucht!“, rief ich aufgebracht. Was war nur los mit ihm? Vor Monaten schon, ganz zu Beginn hatte er doch zugegeben, dass er unrecht gehabt hatte. Er selbst war es gewesen, der gesagt hatte, dass ich mit meiner Meinung, Leon bräuchte Hilfe richtig gelegen hatte. Leon beruhigte mich schlagartig wieder, indem er mir eine Hand auf den Schenkel legte.
„Das ist Vergangenheit“, sagte er leise, nur zu mir.
„Ich will doch nur, dass er kapiert, dass er nicht immer recht hat“, sagte ich nicht so leise. Hannes sollte es hören, ich blickte ihn sogar herausfordernd an. Er sah wenigstens ein wenig betreten drein, als er sich scheinbar an die Situation erinnerte, die ich vorher angesprochen hatte.
„Du musst es ja nicht gut heißen. Wir haben deine Meinung zur Kenntnis genommen. Also lass uns damit in Ruhe und akzeptier, dass wir zusammen sind“, meinte ich versöhnlich. Ich wollte Hannes auch nicht als Freund verlieren.
„Ja, schon gut. Ich hab´s begriffen“, seufzte Hannes theatralisch.
„Na endlich“, stöhnte Monika und ich lachte, weil sie dabei so übertrieben die Augen verdrehte. Leon entspannte sich endlich wieder. Allerdings war er schweigsamer als gewöhnlich.
Als ich ihn später darauf ansprach, erklärte er, dass er mit Hannes Einstellung nicht so recht klar kam. Das konnte ich wohl nur akzeptieren. Vielleicht würde sich das wieder geben, sodass sie sich wieder so gut verstanden. Vielleicht konnte Leon ihm das aber auch nicht mehr verzeihen. Mich würde es nicht wundern, wenn er es nicht tat.
***
Anfang Mai nahm ich mir endlich mal wieder eine Woche frei. Den letzten richtigen Urlaub hatte ich letzten Sommer gehabt. Nach Weihnachten waren es nur wenige Tage gewesen. Leon hatte sich gleich darauf mit Heinz verständigt, ob er auch frei haben könnte. Damit das klappte, musste er das Programm fertig bekommen, weil sie genau in der Woche, in der ich frei hatte, den Liefertermin hatten. Leon setzte sich daraufhin ziemlich unter Druck, damit er das schaffte. Auch als ich ihm sagte, dass wir ja den nächsten besser planen könnten, schüttelte er nur den Kopf und machte weiter. Länger als normalerweise, saß er nun vor dem Computer, kam jeden Tag erst Stunden nach Mitternacht ins Bett. Ich fand das nach wie vor nicht in Ordnung, doch er würde schon wissen, was er machte. Er schaffte es auch tatsächlich. An meinem letzten Arbeitstag wurde er in der Nacht fertig.
Ich weckte ihn am Samstag nicht, damit er sich endlich mal ausschlafen konnte. Kurz vor Mittag kam er ins Wohnzimmer, die Augen noch ganz klein vom Schlaf.
„Morgen“, lächelte ich. Er lächelte müde zurück und kniete sich neben mich. Dann küsste er mich ausgiebig. Die letzten Tage hatte ich darauf verzichten müssen, weil er nicht vom Computer weggekommen war.
„Das hat mir gefehlt“, murmelte ich zufrieden, als er sich von mir löste.
„Kaum zu glauben, mir auch“, erwiderte er grinsend. Dann stand er auf und ging in die Küche. Ich folgte ihm, damit er nicht alleine essen musste. Normalerweise frühstückte er ja nichts, doch heute war das bestimmt anders, weil es eigentlich schon als Mittagessen durchging. Tatsächlich war er dabei, sich etwas zu richten, als ich an ihm vorbei ging. Er wandte sich schnell um und legte seine Hand auf meinen Arm. Sofort hielt ich inne und blickte ihn fragend an. Ohne Umschweife drückte er seine Lippen auf meine.
„Fast so gut wie Frühstück“, murmelte er kaum hörbar, als er meine Lippen wieder frei gab. Ich lachte leise und machte uns beiden einen Kaffee. Während er aß, warf er mir immer wieder so einen intensiven Blick zu. Das machte mich ganz kribbelig und ich wurde das Gefühl nicht los, dass er irgendetwas vorhatte. Oder vielleicht war es auch nur die Hoffnung, dass er einen Schritt weiter gehen wollte. Eigentlich um mich selbst von diesen Gedanken abzulenken, fragte ich ihn: „Und, was willst du im Urlaub machen?“
Leon hielt mitten in der Bewegung inne und starrte mich an. Dann blickte er nachdenklich drein, während er weiter aß.
„Ich weiß nicht, was macht man im Urlaub?“, fragte er
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