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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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Kolleginnen gesehen hat, zu wem Irina ins Auto gestiegen ist?»
    Die Frau schüttelte ihre falsche Mähne.
    «Sind ja die unterschiedlichsten Frauen da. Manche gehen nur einmal im Monat anschaffen, wenn es gerade zu Hause wieder nicht reicht, die anderen kommen nachts oder nur vormittags.»
    Die Frau knetete unruhig ihre Finger.
    «Was ist mit Irina geschehen?»
    Steenhoff warf Wessel einen warnenden Blick zu.
    «Ich sage es Ihnen. Aber dafür möchte ich, dass Sie sich in der Cuxhavener Straße unter den Frauen umhören und wir die Telefonnummern tauschen. Okay?»
    «Okay.»
    Steenhoff griff sich einen Bierdeckel, der auf dem Tisch lag, riss ein Stück der Pappe ab und notierte darauf seine Handynummer. Auf die andere Hälfte schrieb die Frau ihre Nummer.
    «Verraten Sie mir noch ihren Vornamen?», fragte Steenhoff höflich. Die Frau schaute ihn einen Moment prüfend an. Dann zuckte sie mit den Achseln. «Ich heiße Mona.»
    «Gut, Mona. Ich werde Ihnen erzählen, was ihrer kleinen Schwester passiert ist. Aber ich warne Sie. Es ist nicht angenehm zu hören.»
     
    In knappen Worten gab Steenhoff wieder, was die Medien bereits berichtet hatten. Er verschwieg, dass der Täter Monas Freundin die Brüste zerbissen hatte. Als er geendet hatte, schaute die Frau mit leerem Blick aus dem Fenster. Dann griff sie plötzlich ihr Cognacglas und trank es in einem Zug aus.
    «Ich will jetzt zurück nach Walle», sagte sie mit tonloser Stimme. «Mein Kollege wird Sie fahren, Mona», antwortete Steenhoff.
    Im Hinausgehen drehte sich die Frau mit den atemberaubend langen Beinen und den schlechten Zähnen noch einmal nach Steenhoff um. «Ich werde mich umhören.»
    Steenhoff blieb noch eine Weile in dem Café sitzen. Konsequent übersah er die neugierigen Blicke der Bedienung.
    «Ihre Gäste sind schon gegangen?», unternahm die Kellnerin einen Versuch, mehr zu erfahren, als sie bei Steenhoff abkassierte.
    «Wie Sie sehen», entgegnete Steenhoff knapp.
     
    Auf dem Parkplatz rief er Block an. Doch der ging nicht an sein Handy. Er wählte die Nummer der Sekretärin Marianne und bat sie, Block ans Telefon zu holen.
    «Ich glaube, der ist gerade in einer Vernehmung», erwiderte sie.
    «Ich weiß», antworte Steenhoff. «Aber es ist wichtig.» Es dauerte nur wenige Minuten, bis Block sich meldete.
    «Hör zu, Fabian», sagte Steenhoff. «Wir wissen jetzt, wer die junge Frau ist. Sie heißt Irina und stammt aus der Ukraine. Der Kerl, der bei euch sitzt, war ihr Zuhälter. Nimm ihn in die Mangel und frag ihn, ob er ihr die Nase zweimal zerschlagen und seine Zigaretten auf ihrem Rücken ausgedrückt hat. Und lass dich nicht einlullen. Der hat sie in der Vergangenheit mehrfach misshandelt. Und dann durchsucht ihr seine Wohnung. Das Opfer hat bei ihm gewohnt.»
    Sie verabredeten, alles Weitere am Nachmittag zu besprechen.
     
    Er steckte sein Handy ein und setzte sich ins Auto. Statt gleich zurück ins Präsidium zu fahren, entschied Steenhoff, einen kleinen Umweg zu machen.
    Am Bürgerpark folgte er einem Kanal, auf dem früher die Moorbauern ihren Torf in flachen Booten nach Bremen brachten. Nach zwei Kilometern stoppte er sein Fahrzeug und ging zu Fuß weiter. Hier hatte er am Tag zuvor mit Petersen geparkt und war mit beklommenem Gefühl in den Stadtwald gelaufen.
    Am Beginn des Stichweges blieb Steenhoff abrupt stehen.
    Ein etwa 30 -jähriger Mann stand mit dem Rücken zu ihm, die Hände tief in die Hosentaschen seiner hellen Stoffhose vergraben, und schaute auf die Stelle, an der noch vor zwei Tagen die Tote gelegen hatte. Steenhoff duckte sich blitzschnell hinter einen Busch.
    Der Mann ging in die Hocke, stand wieder auf und betrachtete die Stelle mal von der linken Seite des Weges, mal von der rechten. Steenhoff bemerkte, dass er suchend in die Bäume schaute. Schließlich machte er einen linkischen Versuch, in die Astgabel einer Eiche zu klettern, gab aber schnell wieder auf.
    Steenhoff wollte gerade aus seinem Versteck kommen, als der Mann zu einem länglichen Gegenstand am Boden ging und ihn aufhob. Mit geübten Griffen montierte er ein schwarzes Gestell zusammen und wuchtete etwas darauf. Da er vor dem Gestell stand, konnte Steenhoff nicht erkennen, was es war.
    Langsam ging Steenhoff auf den Unbekannten zu. Er fluchte innerlich, dass er mal wieder seine Dienstpistole nicht dabeihatte. Da fühlte er zum ersten Mal seit Stunden den leichten Druck im Hosenbund. ‹Die Gaspistole›, schoss es ihm erleichtert durch den Kopf.

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