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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Sie werden ihn feuern, wenn es ihnen paßt.«
»Ich bin ihr nie begegnet«, sagte Bower. »Wie war sie eigentlich?«
Die Duchess beantwortete diese Frage: »Sehr schön. Aber ich habe nie verstanden, weshalb sie ihn geheiratet hat. Jeder Mann, der sie zu Gesicht kriegte, wollte sie haben, sie hat eine magische Ausstrahlung, nehme ich an. Manche Frauen haben da einfach Glück.«
»Ich habe sie nie richtig kennengelernt«, sagte Pinky. »Das ist keiner gelungen. Sie war keine Frau für Frauen, wenn ihr versteht, was ich meine.«
»Ich glaube, daß sie viel Geld für ihre Kleider ausgegeben hat«, sagte die Duchess. »Aber gerechterweise muß ich sagen, daß sie einen alten Pullover und Jeans anziehen konnte und darin aussehen konnte wie …«
»Ein Filmstar?« vermutete Bower.
»Nein«, sagte Pinky. »Niemals wie ein Filmstar. Sie war nicht hirnlos, Liebling! Männer ertragen die Vorstellung nicht, daß schöne Frauen intelligent sein können. Sie können aber.«
»Ja, aber was für eine Frau war sie wirklich?« fragte Bower.
»Jeder redet von ihr, aber niemand scheint sie wirklich zu kennen.«
»Eine absolute Kuh!« antwortete Pinky.
»Manchmal kann eine absolute Kuh eine gute Ehefrau sein«, sagte die Duchess.
»O nein!« sagte Pinky. »Sie hat ihm das Leben zur Qual gemacht. Jeder wußte das.«
»Er scheint ganz gut ohne sie auszukommen«, sagte Bower.
»Er ist ein ziemlicher Schauspieler«, sagte die Duchess traurig. »War er schon immer.«
»Er kann eine ganze Menge vertragen«, sagte Bower.
»Ich habe ihn noch nie betrunken gesehen«, sagte die Duchess.
»Wirklich nicht, Liebling? Wo denkst du hin? Natürlich. Aber er zeigt es nicht. Irgendwie hat er nie richtig zu uns gehört, stimmt’s?« sagte Pinky.
»Er ist völlig abgebrannt«, sagte die Duchess. »Sind denn keine Papiere verschwunden?« fragte Bower. Pinky sagte: »Nicht, soweit bekannt ist … aber wer weiß, was er kopiert hat?«
»Und du sagst, sie hat Frank angerufen?« fragte die Duchess. »Heute morgen in seiner Wohnung«, sagte Pinky, die über alles Bescheid zu wissen schien. »Ich weiß nicht, woher sie die Nummer hatte. Sie wird doch immer wieder verändert.«
»Du meinst nicht, daß sie … und Frank …«, sagte Bower. »Was miteinander haben, meinst du?« Pinkys Lachen endete in einem Kichern. »Guter alter Frank! Nicht mein Typ, Liebling, aber es ist erstaunlich, wie die Damen auf diesen armen alten Kerl anspringen.«
Dann in ernsterem Ton: »Nein, ich glaube nicht, daß sich’s um so was handeln könnte.«
»Nicht mal in irgendeiner grauen Vorzeit?« sagte Bower. »Nein, nicht einmal in grauer Vorzeit.« Diesmal antwortete die Duchess in einem Ton abschließender Gewißheit. »Hat Frank es ihm also erzählt?« sagte Bower. »Ihrem Gatten?« sagte Pinky. »Über den Anruf … Nein. Und niemand weiß, was sie gesagt hat. Alles, was wir wissen, ist, daß Frank all seine Termine absagte und sich seinen Wagen bringen ließ … den er dann selbst fuhr. Niemand weiß, wohin. Möglicherweise hat Franks plötzlicher Aufbruch gar nichts damit zu tun. Ihr wißt ja, wie Frank ist. Vielleicht ist ihm einfach eingefallen, daß er den Tag mit seinen Kumpels vom Militär verbringen oder Golf spielen oder sonstwas wollte.«
»Ich hoffe nur«, sagte die Duchess, »daß nicht alles wieder von vorne anfängt.«
»Drinky für Pinky, Darling«, sagte Pinky zu Bower. Bower sagte: »Was soll alles wieder anfangen?«
»Du wirst es bald merken«, sagte die Duchess. »Das Leben wird einem zur Hölle gemacht, wenn erst diese Sicherheitsüberprüfungen anfangen. Die Innere Sicherheit tritt in Aktion und fragt einem Löcher in den Kopf.«
»Drinky für Pinky, Darling. Drinky für Pinky.«
»Noch dreimal das gleiche«, rief Bower Ingrid zu. Dann betraten fünf muntere Australier die Bar. Sie waren auf irgendeiner von der Regierung finanzierten Spritztour, zum Ankauf von zehntausend Krankenhausbetten oder irgendwas in dem Genre. Den ganzen Tag hatten sie in einem riesigen Neubauviertel verbracht, wo international namhafte Architekten miteinander gewetteifert hatten, die häßlichsten Wohnanlagen der Welt aus dem Boden zu stampfen. Die Australier brauchten was zum Trinken, und entzückt, nach dem langen Tag Englisch sprechen zu hören, gesellten sie sich zu der Duchess und ihren Freunden für einen feuchtfröhlichen Abend. Die Unterhaltung wandte sich weniger gewichtigen Themen zu, wie etwa der Frage, warum die Deutschen Polen überfallen hatten. Ich dankte Ingrid für

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