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Gedrillt

Gedrillt

Titel: Gedrillt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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Tischkante gelehnt, und als er mich sah, lächelte er und bahnte sich seinen Weg an den anderen vorbei zu mir. Ich erwartete ihn. »Mannomann! Ich habe mich gefragt, wo das noch hinführen würde«, sagte er in englisch mit weichem amerikanischem Akzent. »Ich dachte, Sie hätten vielleicht auch Kauforder.«
»Nein«, sagte ich. »Ich hatte ein Limit.«
    »Und ich bin froh darum. Wir hätten durch die Decke gehen können. Kann ich Ihnen einen ausgeben?«
»Danke«, sagte ich.
»Ich glaube nicht, daß wir uns schon mal begegnet sind.«
»Ich arbeite in London«, sagte ich.
An der Tür fragte er einen Angestellten des Auktionshauses, wo er sich seinen Kauf abholen könne, und hörte, daß er sich ins Büro des Kassierers begeben möchte, das im Erdgeschoß an der Rückseite des Hotels gelegen sei. Alles war sichtlich vorzüglich organisiert, und zweifellos hielt die Firma hier häufig Auktionen ab.
»Jesus, sehen Sie sich den Regen an, und gleich wird es hageln«, sagte er, als wir an dem Bücherstand vorbei den Korridor entlanggingen.
Vor dem Büro des Kassierers wartete eine Schlange. Wir stellten uns dazu. »Es war ein schönes Stück, aber ich habe schon bessere gesehen«, setzte der Mann unsere Unterhaltung fort. »Mein Name ist Johnson, Bart Johnson. Ich arbeite in Frankfurt, aber ich komme aus Chicago. Sind Sie ZeppelinPost-Experte?«
»Nein«, sagte ich. Er sah mich an und nickte. »Na ja, für mich ist Graf Zeppelin eine Art Held. Meine verrückte Begeisterung für Luftschiffe war schon immer vorhanden. Das fing an, als ich noch ein kleiner Junge war und jemand mir ein Stück von der Stoffhülle des Shenandoah schenkte, das 1925 in Ohio abstürzte. Ich habe es noch immer, gerahmt an der Wand. Ja, zu Hause in meinem Büro habe ich eine Akte über alles, was damit zusammenhängt. Und ich habe in Berezowskis Handbuch der Luftpostkunde nachgeschlagen … Natürlich kennen Sie es.«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Jesus, auf Berezowski verlasse ich mich noch mehr als auf den Sieger-Katalog.« Er hielt einen Katalog und eine blaue Mappe mit Zeitungsausschnitten und handschriftlichen Notizen. Er schlug diese auf und suchte etwas darin.
Ich spürte, daß irgendeine Reaktion erforderlich sei, und so sagte ich:
»Wirklich?«
»Berezowskis Buch ist 1930 erschienen und das klassische Nachschlagewerk für dieses Gebiet. Es ist neu aufgelegt worden und noch lieferbar. Ich gebe Ihnen eine Adresse, und Sie können sich eines schicken lassen. Aber ich habe hier irgendwo einen Artikel, den Dr. Max Kronstein im Januar 1970 im Airpost Journal veröffentlichte. Da sagt er, daß die paraguayische Post sich weigerte, die Internationalen Antwortcoupons anzuerkennen. Deshalb ist Paraguay-Post so selten. Die einzige Post mit Paraguay-Postwertzeichen kam von im Lande lebenden Ausländern.«
»Das ist hochinteressant«, sagte ich.
»Ja, nicht wahr?« Er schlug die Mappe zu und steckte einen goldenen Drehbleistift in die Tasche. »Und seitdem Sieger die Post nach Europa zehn Prozent höher ansetzt als die Post in die USA, bevorzugen unsere Kunden sie. Ich habe bei Kummer nachgesehen. Er sagt, daß nur sechzig Stücke in die USA gingen und ungefähr 180 nach Europa, obwohl ich sagen würde, daß es gerade umgekehrt ist. Natürlich kann man nie sicher sein, denn die nach Europa geschickte Post kann sehr wohl im Krieg zerstört worden sein, während Stücke in amerikanischen Sammlungen sicher waren.« Er behielt einen Finger in der blauen Mappe, als rechne er mit der Notwendigkeit, mir diese Behauptung dokumentarisch untermauern zu müssen. »Ja«, sagte ich.
»Sicher. Ich weiß. Ich darf nicht soviel darauf herumreiten. Sie scheinen irgendwie enttäuscht zu sein. War es für Ihre Sammlung?«
»Nein, nur ein Auftrag.«
»Also nehmen Sie sich’s nicht zu Herzen, alter Junge. Da draußen ist noch ein ganzer Haufen anderer Zeppelin-Post zu haben. Stimmt’s?« Ich nickte. Er strich sich den Bart und lächelte. Die Schlange rückte vorwärts, als einige Händler mit den ersteigerten Objekten das Büro verließen. »Sagen Sie, wer war eigentlich der Typ, mit dem Sie gestern draußen auf der Terrasse waren?«
»Ein flüchtiger Bekannter«, sagte ich.
»Wie heißt er?«
»Ich habe schon versucht, mich daran zu erinnern«, sagte ich. »Ich dachte, er gehörte zu Ihnen.«
»Thurkettle«, half er nach. »Er sagte, sein Name sei Ronnie Thurkettle. Er ist also kein Kumpel von Ihnen?«
»Ich kenne ihn kaum.« Des Namens erinnerte ich mich nun wieder,

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