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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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Einrichtung teuer.
    Mit einem großen Schritt schob sich Anna in den Korridor, ihr Arm streifte den jungen Mann versehentlich im Vorbeigehen. Sofort breitete sich eine Gänsehaut von der Stelle an über ihren Körper aus. Das Blut schoss ihr noch mehr in den Kopf und ein Schwindelgefühl befiel sie. Sie musste kurz stehen bleiben, um einen Ausfallschritt zu unterbinden. Sie hätte keinen schlechteren Zeitpunkt in ihrem Leben finden können, um sich zu verlieben. Aber so etwas geschah sicherlich immer dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte oder erwartete. Der Typ überholte sie. Er grinste und fixierte sie neugierig.
    »Geradeaus ist die Küche.«
    Anna folgte ihm, noch immer benommen. Die Küche sah antik aus. Der Gastgeber, wer er auch sein mochte, zog einen dunklen Holzstuhl zur Seite.
    »Setz dich, möchtest du einen Kaffee?«
    Anna rang sich zu einem Nicken durch, er hatte ihr doch tatsächlich die Sprache verschlagen. Himmel, was war nur los mit ihr? Normalerweise bezeichnete sie sich nicht als schüchtern. Aber seine Ausstrahlung wirkte so überlegen, dass sie sich absolut unwichtig vorkam.
    »Ich bin Sebastian, ein Freund der Familie.« Er schob eine Tasse über den Tisch und setzte sich an die andere Tischseite.
    »Anna«, antwortete sie. Wenn sie weiter geschwiegen hätte, wäre das dämlich gewesen.
    »Das sagtest du bereits.« Weiterhin ruhte sein Blick auf ihr.
    Obwohl sie angestrengt die Tischmaserung musterte, bemerkte sie es. Das sinnlose und starre Rumsitzen ließ die Sekunden wie Minuten vergehen. Anna griff nach der Milchtüte auf dem Tisch. Eine Tasse Kaffee zu halten, würde zumindest ihre Hände eine Weile beschäftigen. Dummerweise fasste Sebastian zur gleichen Zeit danach. Ihre Finger berührten sich. Hastig zog sie die Hand zurück. Ihre Fingerspitzen kribbelten, als hätte sie in ein Ameisennest gegriffen. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass er mehr schlecht als recht ein selbstgefälliges Lachen unterdrückte. Unhöflicherweise vergaß der Gastgeber, ihr Milch einzuschenken, und Anna wagte es nicht erneut, ihre Hand auszustrecken. Noch immer klopfte ihr Herz wie wild und wollte einfach nicht zur Ruhe kommen.
    »Wir haben etwas gemeinsam«, unterbrach Sebastian das peinliche Schweigen.
    Anna blickte auf und sah ihn fragend an. Was konnte sie schon mit dieser gottgleichen Person gemeinsam haben?
    »Ich bin auch ein Neuling. Seit dem Tod von Marlas Mann bin ich ein Empath«, erklärte er.
    Es dauerte nur einen Atemzug, bis sie begriff, was seine Worte bedeuteten. Sie wünschte, sich in Luft aufzulösen.
    Offensichtlich spürte er diese Gefühlsregung auch, denn er verzog das Gesicht zu einem Grinsen.
    Er hielt seine Nase über die Tasse, um einen Schluck zu trinken. »Und im Übrigen kann ich spüren, was du fühlst.«
    Ihr erhitztes Gesicht flammte auf, bestimmt sah sie aus wie eine reife Tomate. Sie widerstand dem Impuls, ihm die Kaffeetasse um die zu Ohren hauen. Peinlich berührt wandte sie den Blick ab. Sie appellierte an ihr Gehirn, die Ruhe zu bewahren, und tat, als hätte sie den letzten Satz nicht gehört. Schnell griff sie nach ihrer Tasse, um mit einem großen Schluck Kaffee die Blamage hinunterzuspülen. Doch der Kaffee glühte noch und strömte bitter in ihren Mund. Sie verbrannte sich die Zunge und hustete die Hälfte des Getränks unkontrolliert über den Tisch. Ihr schossen Tränen in die Augen. Verlegen schlug sie die Hände vors Gesicht. Sie sah noch, wie Sebastians Schultern vor Lachen bebten und überlegte verzweifelt, wie sie sich aus der Lage befreien konnte. Weil ihr nichts Besseres einfiel und sie zudem ihr Verhalten wirklich zum Schießen fand, atmete sie tief durch und lachte mit.
    Anna hatte die vergangenen Wochen ihre Gesichtsmuskulatur nicht auf die Weise in Anspruch genommen, schon nach wenigen Sekunden schmerzte der Lachanfall. Aber sie konnte nicht aufhören.
    Sebastians Augen füllten sich bereits mit Lachtränen. Rasch stand er auf und holte einen Lappen.
    »Tut mir leid«, brachte sie keuchend hervor. »Normalerweise bin ich nicht so eine Idiotin.«
    Während er über den Tisch wischte, beruhigte sich der sonderbare Empath wieder. Plötzlich verriet seine Miene mit keinem Zug mehr, dass er sich gerade noch köstlich amüsiert hatte. Anna fing seinen nachdenklichen Blick auf und seine eisblauen Augen gingen ihr erneut unter die Haut. Ihr verging das Lachen sofort.
    »Ich mache dich nervös.« Interessiert studierte er ihr Gesicht.
    Sie wusste nicht, wo

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