Gefaehrlich begabt
Gesicht, er las die Ungläubigkeit in ihren Augen. »Wie kann man so ein Talent nicht wollen?«
Sebastian zuckte die Schultern. »Ich kann dafür sorgen, dass er einen von euch einsetzt.«
»An wen hast du gedacht?« Ihre Miene zeigte, dass sie besänftigt war. Klar, sie interessierte sich brennend dafür.
»Wir sollten abstimmen.«
»Du musst es den anderen nicht sagen«, warf sie hoffnungsvoll ein.
»Doch. Vielleicht gibt es jemanden unter uns, dem diese Gabe ganz gelegen kommt.«
Kira ließ sich aufs Bett gleiten und rekelte sich verführerisch in den Laken. »Ich für meinen Teil würde dich auf angemessene Art belohnen.«
Kira gehörte zu den schönsten Wesen auf diesem Planeten und sie wusste ihre Vorzüge auszuspielen. Aber seit ihm Anna durch den Kopf spukte, fand er keine Schwäche mehr für Kiras Körper. Ihre Seele unter der hübschen Fassade sickerte abgrundtief hässlich hindurch. Es gab nichts mehr, was ihn an ihr reizte.
Sebastian warf ihr einen Blick zu und wandte sich ab. Er hörte sie aufspringen und ihm folgen. Er öffnete die Tür zum Salon, Kira schlüpfte nach ihm durch den Spalt der Flügeltür.
Jonathan Fingerless saß über die Tageszeitung gebeugt am Schreibtisch. »Dein Feuerleger ist in der Zeitung«, sagte er, ohne aufzusehen.
»Und? Sie werden nichts finden, was ihnen helfen könnte.« Kira grinste süffisant. Sie arbeitete gründlich und lag mit ihrer Behauptung vermutlich richtig. Niemand konnte ihr etwas nachweisen.
»Was führt euch zu mir?«, fragte Jonathan und klappte die Zeitung zu. Er schenkte sich einen Whiskey ein.
»Ich möchte das Gestaltwandlertalent an einen von euch vergeben. Ich will es nicht.«
»Hast du den Verstand verloren?«, donnerte Jonathan los. »Es ist eine starke Gabe und du hast an seinem Vertrauen gearbeitet. Belohne dich für die Mühe.«
»Das habe ich ihm auch gesagt«, warf Kira ein.
»Ich will es trotzdem nicht«, wiederholte Sebastian.
»Er empfindet Schuld.« Josh stand belustigt grinsend im Türrahmen und verfolgte das Gespräch.
Jonathan lachte auf. »Na, du hast eine blühende Fantasie.«
»Ich lese es in seinen Gedanken, Vater. Er hat etwas übrig für dieses Pack.«
Jonathan sah Sebastian eindringlich an. »Es ist diese Gabe, die dich verrückt macht. Hab ich recht?«
Sebastian senkte den Kopf und nickte zögerlich. Was sollte er antworten? Er wusste nicht, ob sein Empfinden ausschließlich an dem Talent lag. Sein Vater war ohnehin der Letzte, dem er es anvertraut hätte, wenn es anders gewesen wäre.
»Ich habe dir gesagt, du sollst die Finger von diesem Empathen lassen! Sieh an, in was für eine Lage du dich gebracht hast. Ein Magier mit menschlichen Gefühlen …«
Jonathan schüttelte wütend den Kopf. Sebastian wusste, was es für ihn bedeutete. Der saure Beigeschmack von Sebastians Fähigkeit wies nur auf eins hin – Schwäche. Und Schwäche duldete sein Vater nicht.
»Es ist nicht die Gabe. Das Medium hat ihm den Kopf verdreht.«
Mit einem Grinsen im Gesicht ließ sich Josh auf einen Stuhl fallen und fing Sebastians Blick auf. Es lief ihm heiß und kalt den Rücken hinunter. Sein Bruder wusste, dass er alles noch schlimmer machte und gerade deshalb tat er es.
»Das Medium?« Kira verengte die Lider zu Schlitzen und stierte ihn an. Ihr Gesichtsausdruck sprach Bände.
»Es ist die Gabe«, antwortete er leise an sie gerichtet.
»Wenn dir diese Schlange zu nahe kommt, reiße ich ihr persönlich das Herz aus der Brust! Du gehörst mir, ich werde einmal euren Namen tragen!«
Hätten Blicke töten konnten, wäre Sebastian sofort umgefallen. Kira war zweifelsfrei eifersüchtig, sauer und fassungslos. Und von ihr ging eine tödliche Gefahr aus, wenn die Kombination sie leitete.
Josh zog abfällig die Mundwinkel hoch. »Wenn sie ihm zu nahe kommt? Kira, sie hat sein Herz längst berührt.«
Der Knoten in seiner Brust wuchs und schnitt ihm die Luft ab. Sein Bruder hatte recht. Es durfte dennoch nicht sein, es musste an diesem schrecklichen Talent liegen.
»Sebastian, geh zu deiner Mutter. Vielleicht kann sie dieses Empathengedöns mit einem Fluch oder so etwas belegen. Ich dulde keinen Streit in meinem Haus. Danach gehst du und holst dir den Gestaltwandler.« Jonathans Worte erlaubten keinen Widerspruch. Wenn sein Vater etwas sagte, hatte man zu folgen.
Sebastian verließ den Salon, um seine Mutter aufzusuchen. Der Blick, den Kira ihm noch zuwarf, ließ sein Blut in den Adern gefrieren.
15. Kapitel
Prophezeit
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