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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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aber die Vernunft siegte. Sie gehorchte und öffnete die Augen in letzter Sekunde. Evas Angriff streifte sie dennoch.
    Eine nie zuvor erlebte Kälte durchfuhr ihre Glieder und sie sah, wie ihre Hände blau anliefen.
    »Anna! Ein tödliches Wissen …«, klang Evas Stimme unheimlich nach.

14. Kapitel
    Verboten
    D ie ein rauschendes Karussell erstreckte sich die Wirklichkeit vor ihr, die Welt lud sie auf eine Achterbahnfahrt ein. Allerdings empfand sie die Fahrt nicht halb so erfreulich, wie sie sie in Erinnerung hatte. Ihr Kopf dröhnte und nur verschwommen nahm sie wahr, dass sich Marla erschrocken aufrichtete. Sie schien etwas zu sagen, denn sie bewegte die Lippen, aber der Druck auf Annas Ohren ließ sie noch weniger hören, als sie sehen konnte. Das Schwindelgefühl bereitete ihr Übelkeit. Es klang nicht ab. Anna erkannte den Grund, sie atmete nicht. Sie schaffte es nicht, ihre Lungen mit Sauerstoff zu füllen, und die sommerlichen Temperaturen des Diesseits brannten auf ihrer Haut. Ihr Körper ging nahezu in Flammen auf. Anna widerstand dem Impuls, die Augen zu schließen. Auf keinen Fall durfte sie zurück in die Schatten tauchen.
    »Anna!«
    Endlich hörte sie Marlas Stimme. Die dumpfen Geräusche fügten sich zu einem Wort zusammen. In der nächsten Sekunde strömte Luft in ihren Körper. Japsend sog Anna sie ein, ihre Lungen brannten wie Feuer.
    »Was ist passiert?«
    Ihre Finger kribbelten. Sie riskierte einen Blick und stellte fest, sich nicht getäuscht zu haben. Sie sahen total verfroren aus.
    »Du bist ja eiskalt.« Marla strich ihr besorgt übers Gesicht. Die Haut fühlte sich nach der Berührung seltsam taub an.
    »Eva«, brachte sie keuchend hervor.
    Marla sprang aus dem Kreis und schnappte sich die Decke vom Sofa. Vorsichtig legte sie sie um Annas Schultern. Sie mummelte sich ein, fuhr sich über ihre Augen und versuchte, sich zu sammeln. Sie zitterte, aber das Karussell kam allmählich zum Stillstand und die Übelkeit nahm ab.
    »Kannst du aufstehen?«
    Anna versuchte, sich aufzurichten. Sie wehrte Marlas Hand ab. Ihre Finger schmerzten, weil die Taubheit langsam aus ihnen wich. Sie schwankte mühsam zum Sessel, ihre Beine gehorchten nur schwerfällig. Erschöpft ließ sie sich darauf nieder und schlang fröstelnd die Decke um ihren Körper. »Eva hat mich beinahe erfrieren lassen«, brachte sie schließlich hervor.
    Marla setzte sich neben sie. »Warst du etwa im Jenseits?«
    Sie schüttelte behutsam den Kopf, rechnete damit, dass das Karussell wieder einen Zahn zulegte. »Nein, aber ich habe sie gehört.«
    »Ich koche erst mal einen Tee, ich denke, du könntest was Heißes vertragen.«
    Anna zwang sich zu einem dankbaren Lächeln. Bevor Marla in der Küche verschwand, knipste sie das Licht an.
    Reflexartig kniff sie die Augen zusammen. Ihr Herz klopfte laut auf. Zurück in die Schatten zu gleiten, bedeutete vermutlich ihren Tod. Sie atmete tief durch. Nichts geschah. Die Stimme ihrer Gabe blieb stumm.
    Anna zerbrach sich den Kopf. Der Verdacht, einen Fehler begangen zu haben, beschlich sie. Hätte sie Eva anhören sollen? Sie hatte ihr etwas mitteilen wollen.
    Ein tödliches Wissen. Was sollte das sein? Was meinte Eva damit? Sie hatte aufgebracht geklungen, beinahe panisch. Eine Träne lief ihre Wange hinunter, ein riesiger Stein legte sich auf die Brust. Eva fand keine Ruhe. Wie oft sich das Blatt auch wendete, alle Gedanken und Ideen liefen auf ein Ziel hinaus. Sie durfte Eva nicht im Stich lassen, sie musste ihr helfen. Irgendwie.
    Marla betrat mit einem Tee das Wohnzimmer, sie nahm ihr die dampfende Tasse ab. »Geht es besser?«
    Anna nickte. »Ja, viel besser. Aber ich fühle mich, als hätte ich ein paar Tage nicht geschlafen.«
    Marla zog die Jalousien hoch. Dicke Wolken schoben sich über den blauen Himmel, es begann zu regnen.
    »Was hat Emily gesagt?«, fragte Marla.
    »Wir sollen ein Ouija-Brett verwenden, um mit Eva in Kontakt zu treten.«
    »Ein Ouija-Brett?« Marla blickte sie aus großen Augen an, eine Spur Traurigkeit mischte sich in ihre Gesichtszüge. Das Gehörte gefiel ihr offensichtlich nicht.
    »Ja, sie sagte, es sei die sicherste Methode, einen Rachegeist zu beschwören. Weißt du, wie man so was macht?«
    Marla verzog das Gesicht. »Anna, das Brett wird uns nicht helfen.«
    »Nicht?«
    »Nein. Diese Bretter sind uns Begabten seit vielen Jahren untersagt. Du wirst kein Medium mehr finden, das mit ihnen umzugehen weiß.«
    »Sie sind verboten? Weshalb?«
    Marla lehnte sich

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