Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
Vom Netzwerk:
bis man uns hier findet.«
    »Geh nicht. Bitte lass mich nicht allein«, flehte sie. Ein neuer Heulkrampf meldete sich an.
    »Ist ja gut, ich lass dich nicht allein. Aber du brauchst Hilfe. Hast du dein Handy dabei?«
    Anna suchte den Waldboden ab. Sie hatte das Handy in der Handtasche verstaut. »Nein. Es ist in der Tasche im Bus.«
    Sebastians Blick glitt in die Ferne. »Sobald die Hilfskräfte in der Schlucht sind, werde ich laufen. Es dauert höchstens fünf Minuten«, sagte er.
    Sie atmete auf, rang sich zu einem Nicken durch, und lehnte den Kopf zurück an seine Schulter. »Erklär es mir.« Allmählich verebbte die Panik, ihr Verstand forderte Antworten. Wieso hatte er sie gerettet?
    »Was soll ich erklären?« Er wusste, was sie meinte.
    »Alles. Erklär es mir, du bist es mir mehr als schuldig.«
    »Ich kann es nicht erklären. Es ist, wie es ist.«
    »Warum hast du mich gerettet? Du bist ein Fingerless. Warum spielt ihr uns überhaupt irgendwelche Freundschaften vor? Ihr könntet uns auch gleich erledigen. Ach, ich weiß viel zu viel und …« Anna löste sich von ihm und sah in seine eisblauen Augen. Die Situation änderte nichts, sie verfiel ihm sofort. Sie sollte sich schämen.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Es ist die Empathengabe, oder? Sag mir, dass es das Talent ist.« Was sollte sie tun, wenn es anders war?
    »Meine Gabe wurde mit einem Spruch belegt.«
    Sie schluckte schwer. »Sie wurde belegt? Was ist es dann? Erkläre es mir Sebastian, ich will es verstehen.«
    »Eigentlich kann es nicht sein, dass …« Er schüttelte den Kopf.
    Anna betete, dass er es nicht aussprach. Wie sehr sie sich danach sehnte – er durfte es nicht sagen.
    »Anna, ich bin in dich verliebt. Mein Vater verlangt, dass wir euch Freundschaft vorspielen, nur dass ich es längst nicht mehr spiele. Ich …«
    »Ich will das nicht«, brach es aus ihr hinaus. Und es stimmte. Das machte die Lage nur noch schwerer, als sie ohnehin schon war. Sie hatte geglaubt, einen Engel gefunden zu haben, aber in Wahrheit war er ein Raubvogel. Wieso sah sie es erst jetzt? Wieso?
    »Ich weiß. Ich wollte das auch nicht«, antwortete Sebastian leise. Eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel.
    »Und jetzt?« Er musste eine Antwort darauf haben, denn sie war ratlos. Die Last auf ihren Schultern wog unheimlich schwer.
    »Und jetzt werden wir meiner Familie Einhalt gebieten. Du musst den Beirat informieren.«
    »Ich soll dich verraten?« Das Absurdeste, was jemals einer von ihr verlangt hatte. Er hatte ihr gerade eine Liebeserklärung gemacht. Er, der Junge, für den sie mehr empfand als für sonst jemanden auf dieser Welt.
    »Wir sind gefährlich. Eine Abnormität der Natur.«
    »Was ist mit Marla?«, überging sie seine Worte. Er, eine Abnormität der Natur? Er war das Göttlichste, was die Welt je erschaffen hatte. Aber ihm das zu sagen war das Letzte, was sie jetzt wollte.
    Sebastian zuckte zusammen. »Anna, ich musste mich entscheiden. Ich konnte nicht euch beiden helfen.«
    »Was? Wie entscheiden?«
    Der Ausdruck in seinen Augen erklärte alles. »Mein Vater wird schon da gewesen sein. Er und Kira …«
    »Nein!« Sebastians Vater hatte Marla getötet?
    »Na, wenn das nicht süß ist?« Die kalte Frauenstimme gehörte zu der Gestalt, die hinter dem Baum hervortrat. Kira trug ihr honigsüßes Lächeln und fixierte sie aus ihren dunklen Augen. »Das ungleiche Paar, vereint und lebendig.«
    Sebastian reagierte blitzschnell. Mit einem Satz sprang er auf die Füße und stellte sich schützend vor Anna. »Du wirst sie nicht anrühren, Kira.«
    »Und wer will mich aufhalten?« Sie lachte ironisch.
    »Ich werde dich töten, wenn du es versuchst.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch und legte den Kopf schief. »Du? Du willst mich töten? Abgesehen von der Verliebtheit, die du deiner Angebeteten gerade gebeichtet hast, ist das das Komischste, was du jemals gesagt hast.«
    »Das ist deine letzte Chance, zu gehen«, antwortete Sebastian fest. Er meinte, was er sagte, daran gab es keinen Zweifel.
    »Du bist doch gar nicht in der Lage, jemandem auch nur ein Haar zu krümmen. Du bist fast ein Mensch.« In das letzte Wort legte die Magierin einen besonderen Ekel. »Dir fehlt nicht nur der Schneid, du hast auch nicht die Kraft dazu, mich zu besiegen.«
    Annas Herz zog sich zusammen. Sie hieß den Tod willkommen, aber der Gedanke daran, dass Sebastian gegen dieses Monster antrat und starb … »Sebastian! Lass sie, sie wird dich töten«, wimmerte sie.
    »Du hörst

Weitere Kostenlose Bücher