Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
Vom Netzwerk:
brachte kein Wort hinaus. Ihr Bauchgefühl verriet, dass kein Grund zur Freude bestand. Was ging hier vor?
    »Mach dir keine Sorgen, Anna. Sie werden es dir erklären. Es ist alles in bester Ordnung«, beschwichtigte Sally. Sie klang etwas zu beschwichtigend. Aus ihr würde sie kein Wort herausbekommen.
    Was machten ihre Freunde an Bord? Wieso saß ihr Vater mit im Flieger? Warum flogen sie überhaupt nach London? Bestand in Köln die Gefahr, dass die Fingerless sie überfielen? Konnte ihnen der Beirat keinen Schutz zur Seite stellen? Fragen über Fragen, aber k eine Antwort.
    Das Flugzeug setzte zur Landung an. Sie vertrug es nicht sonderlich, Übelkeit schlug ohnehin schon Wellen durch ihren Kreislauf. Was auch immer los war, verhieß absolut nichts Gutes.

25. Kapitel
    Jäger im Jagdschloss
    D as große Naturschutzgebiet Sydenham Hill Wood erstreckte sich mit vielen Hektar Land oberhalb Londons. Früher einmal hatte der Wald zusammen mit dem Dulwich Wood den größten Teil des Great North Wood gebildet, allerdings trennte der Bau der Eisenbahnstrecke die Wälder seit langer Zeit.
    Anna hatte nie sonderlich gut aufgepasst, wenn es in der Schule um die Geschichte von England ging, und konnte sich nur schwach an das erinnern, was Aldwyn ihr gerade wie ein Fremdenführer vorbrabbelte. Eigentlich bespuckte er mehr seinen Bart, als dass er sprach.
    Eines der Gebäude, die dem Rechtsbeirat für besondere Menschen gehörten, lag im Stadtteil Southwark und befand sich gleich vor dem alten Waldgebiet. Angestrengt blickte sie durch die Scheibe des Wagens nach draußen. Es schien sich nicht um ein Vorurteil zu handeln, dass es in England immer regnete. Die Luft war kühl, Anna fröstelte in der Sommerkleidung. Dank der Dunkelheit, die sich inzwischen über das Firmament zog und die Regenwolken verdeckte, erkannte sie kaum etwas.
    Am Flughafen hatte Robert Pearson sie in verschiedene Wagen gesetzt, die meisten zu zweit oder dritt zusammen. Anna hatte das Vergnügen, dass ihr Aldwyn Gesellschaft leistete. Sie konnte sich kaum etwas Langweiligeres vorstellen. Natürlich verhinderten die Engländer so, dass sie den anderen Fragen stellte. »Was zum Teufel tun wir alle hier?«, unterbrach sie Aldwyns geschichtliches Geschwätz.
    »Miss Graf, ich bin nicht befugt, Ihnen das zu verraten. Mr. Pearson hat den ausdrücklichen Wunsch geäußert, es Ihnen selbst zu sagen«, antwortete der Greis. Und Greis traf es vermutlich wie den Nagel auf den Kopf. Wenn er ihre Rettung darstellte, dann Halleluja!
    Die restlichen Minuten fuhren sie schweigend weiter, die anderen Fahrzeuge bildeten hinter ihnen eine Kolonne. Inmitten von Nichts kam der Wagen endlich zum Stehen. Der Fahrer eilte um die schwarze Limousine herum, um ihnen die Türen zu öffnen. Das Haus des RFMB besaß riesige Ausmaße. Anna fragte sich, wie es hier mitten im Wald einfach stehen durfte, und ob es nicht verboten war, ein Naturschutzgebiet zu bebauen? Aber es sah alt aus und hatte Ähnlichkeit mit einem Jagdschloss.
    Nein, es ist ein Jagdschloss, verbesserte sie sich. Als hätte Aldwyn ihre Gedanken gelesen, erklärte er: »Es ist magisch geschützt und normale Menschen können das Haus nicht sehen. Es sei denn natürlich, wir gestatten es ihnen.«
    Anna schritt neben ihm auf den Eingang zu.
    »Fast 400 Quadratmeter Wohnfläche, ohne den Konferenzraum«, hörte sie ihn weiterplappern, während er sich mühsam auf seinen Stock gestützt vorwärts bewegte.
    Himmel, wo hatte man den nur ausgegraben?
    Im Inneren glich das Schlösschen einer Burg. Die grauen Steine, die auch die Außenfassade zierten, schmückten die Wände. Der Vergleich mit einem Gefängnis oder Kerkerverlies schoss ihr in den Kopf. Im hinteren Teil des Raumes, den sie sofort betraten, weil es keinen Flur gab, prasselte ein Feuer.
    »Ihr Zimmer befindet sich oben links«, bemerkte der Alte. »Frische Kleidung haben wir Ihnen aufs Bett gelegt. Wir waren so frei, Ihnen eine Auswahl zukommen zu lassen.«
    Der Rest trat ein. Ihr Vater schwebte schlafend neben dem Vorsitzenden her. Sie schüttelte den Kopf bei seinem Anblick und fing Kevins Blick auf.
    »Wir müssen reden«, zischte sie ihm zu. Wenn einer bereit war, ihr zu erklären, was hier vor sich ging, dann eindeutig ihr Freund aus dem Norden.
    Robert Pearson schloss die mächtige Eingangstür. »Falls einer von Ihnen Hunger verspürt, in der Küche gibt es genug zu essen. Ansonsten bin ich dafür, dass wir alle erst einmal schlafen gehen, der Tag war

Weitere Kostenlose Bücher