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Gefaehrlich begabt

Gefaehrlich begabt

Titel: Gefaehrlich begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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glitzernden Augen an. »Viel Glück, Anna. Wir legen unsere Hoffnung jetzt in deine Hand.«
    Ihren Kopf füllten noch annähernd tausend Fragen, doch der Geistermann ließ ihr keine Zeit. Er schubste Anna durch die Schneewand. Sie stolperte orientierungslos in die Dunkelheit.
    Ein Medium kann in der Ewigkeit verloren gehen. Welche Richtung sollte sie wählen? Angestrengt lauschte sie in die tiefe Schwärze, versuchte, die vertraute Melodie aufzuspüren. Nichts.
    Anna besann sich auf Jennys Hand. Ganz sanft zog sie das Mädchen vorwärts. Okay, also da ging es lang. Anna legte ihr Vertrauen in die Hexentochter und folgte ihrem neu erworbenen Instinkt. Nach wenigen Schritten erreichte sie Kerzenlicht und atmete auf. Die Vertrautheit der flackernden Schatten und die Wärme des Ortes breiteten sich in ihr aus. Sie gönnte sich den Moment, um sich zu sammeln. Ihr klopfender Herzschlag beruhigte sich langsam.
    Ein letztes Mal blickte sie sich in den Schatten um. Das Schicksal aller Begabten lag in ihren Händen. Sie hatte sich nie gewünscht, etwas Besonderes zu sein, wollte immer nur ein normales Leben führen. Aber die Zeiten hatten sich geändert, anscheinend war sie mit ihrer Aufgabe gewachsen. Alles, was sie jetzt wollte, war, dass die Halbengel bluteten. Ihr Blick blieb auf einer Kerze haften, die sich von ihrer Welt aus mit ihrem kleinen Licht in die Schattenzone drängte. Anna wurde eines bewusst, etwas, dass sie zuvor nicht gesehen hatte.
    Alle Dunkelheit dieser Welt konnte das Licht einer einzigen Kerze nicht auslöschen. Also, auf in den Kampf.

32. Kapitel
    Versprechen
    B einahe einer der letzten Gegenflüche saß endlich. Ganz schön gerissen von seiner Familie, dem Mann einen Verwirrungszauber aufzuerlegen. Er hatte einfach vergessen, wie man sprach.
    Charles begann, laut zu husten. Mit wachen Augen hielt er seinen Blick auf Sebastian gerichtet, sein Gesicht verzog sich zu einem einzigen Fragezeichen.
    »Willkommen in der Welt der Sprechenden«, sagte Sebastian.
    Charles versuchte, sich aufzurichten und sich eine Antwort auf die Fragen, die ihm durch den Kopf geisterten, zu geben.
    »Lassen Sie mich zuerst erklären, danach steht es Ihnen frei, mir zu helfen, oder es bleiben zu lassen.« Sebastian beobachtete Charles genau.
    Es sah aus, als hätte er sein Interesse geweckt. Was hatte er auch groß zu verlieren? Im Alter von 95 hieß er den Tod vermutlich willkommen.
    »Mr. Smith, ich bin im Begriff, meine Familie zu töten. Die Magier, die Ihnen das angetan haben. Es darf kein weiteres Blutvergießen geben. Aber der Beirat hat meine Freundin, ein Medium. Ich muss wissen, dass es ihr gut geht und dass sie in Sicherheit ist, wenn ich es versuche. Außerdem muss ich wissen, wie der Beirat nun vorgehen wird. Wenn ich ihnen zuerst ins Netz gehe, dann hat das neue Team keine Chance. Mein Vater hatte Zeit, Pläne zu schmieden, schlimme Pläne. Kein Talent wird ihn aufhalten können, aber ich weiß, wie er vorgehen wird. Wenn überhaupt, und die Chancen stehen schlecht, bin ich der Einzige, der sich ihm in den Weg stellen kann. Können Sie mir helfen?«
    »Dein Blick hat sich verändert, Mr. Fingerless.«
    »Mein Blick?« Worauf spielte Charles an? Ratlos schüttelte er den Kopf. Hoffentlich war der alte Jäger nicht doch der Demenz verfallen. Aber sein Gesichtsausdruck besagte das Gegenteil, er erinnerte sich klar und deutlich.
    »Du siehst fast aus wie ein Mensch.«
    Die Stimme, die der alte Charles eine Ewigkeit nicht gebraucht hatte, war kaum ein raues Flüstern. Aber in der endlosen Stille des Pflegeheims gelang es Sebastian ohne Schwierigkeiten, ihn zu verstehen. »Ich fühle mich fast wie ein Mensch, Sir. Aber ich bin es nicht.«
    Eine Klinge streifte sein Herz. Dass das Gespräch in diese Richtung verlief, tat weh. Er wollte sich mit dem Thema nicht auseinandersetzen.
    »Ich weiß, wer du bist und was du warst. Ich werde dir helfen, aber zuvor werde ich dir ein Versprechen abnehmen.«
    »Alles, was Sie wollen, Sir.« Er hatte nicht damit gerechnet, dass Charles ihm half. Ein gutes Omen.
    »Du wirst mich töten.«
    Sebastian fuhr zusammen. Die Klinge, die ihn eben gestreift hatte, bohrte sich in Position für den Todesstoß. »Nein, ich werde Sie nicht töten. Machen Sie sich keine Sorgen, diese Absicht verfolge ich nicht.«
    »Aber ich. Wenn ich dir helfen soll, wirst du mir jetzt und hier versprechen, mich zu töten.«
    »Aber warum?« Wie konnte sich ein Mensch den Tod wünschen?
    »Ich bin an ein Bett

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