Gefaehrlich begabt

Gesicht zeigte tiefe Traurigkeit.
    Anna nickte zaghaft. »Sie sind wieder ausgebrochen. Aber unser viel größeres Problem ist der Beirat. Haben sich die Engländer damals schon solch unsittlichen Methoden bedient, damit alle auf die Jagd gehen? Sie haben Geiseln.«
    »O ja, das hat man. Sie haben meine Frau gefangen genommen und gedroht, sie zu töten, würde ich nicht gegen die Magier kämpfen. Sie taten es dennoch, obwohl ich alles gegeben habe.«
    »Man hat Ihre Frau trotzdem getötet?« Gänsehaut kroch ihren Rücken empor, setzte sich in den Nacken. Sie hatte es geahnt, James blieb ihre einzige Chance.
    Eva stieß ein wimmerndes Klagen hervor. Anna widerstand der Versuchung, sie anzusehen. Es brach ihr das Herz.
    James nickte. »Natürlich, sie wollten keine lebenden Zeugen.«
    »Mr. Black, wissen Sie, wo man Ihre Frau gefangen hielt? Sie haben meine Mutter und viele andere Menschen.«
    »Meine Frau hat mir ausführlich berichtet. Wir sind hier wieder vereint.« Der Anflug eines Lächelns hellte die traurige Fassade auf.
    Anna versuchte, es zu erwidern. »Können Sie mir sagen, wo ich suchen muss? Uns rennt die Zeit davon.«
    »Anna Graf, wir haben gehofft, dass du dich an uns wendest. Es gibt eine Prophezeiung über dich.«
    »Sie kennen die Prophezeiung? Ich verstehe gar nichts mehr. Woher kennen Sie Eva, und wie können Sie von alldem wissen?«
    James sah ihr tief in die Augen. »Wir hatten erhofft, du wärst älter. Nun müssen wir unser Vertrauen in ein halbes Kind setzen. Du musst die Pergamente finden und den Beirat ein für alle Mal ausschalten.«
    »Den Beirat? Aber die Prophezeiung handelt von den Fingerless?«
    Der Geist schüttelte müde den Kopf. »Die Lösung ist dieselbe. Du wirst die Macht haben, in beiden Partien zu siegen.«
    Anna atmete tief durch. Also ein Krieg gegen Magier und Beirat. Na ja, geplant hatte sie es ohnehin schon.
    »Sie ist viel zu jung«, zischte Eva. Sie hatte sich gesammelt und stand auf. Sie wirkte besorgt.
    »Wir haben das bereits besprochen, Eva. Es liegt nicht länger in deiner Hand!«
    »Aber …«
    »Nichts aber.«
    »Wo soll ich suchen?« Es blieb keine Zeit, den Streitereien zu lauschen und vernünftig aufklären wollte sie auch niemand.
    »Die Menschen, nach denen du suchst, findest du in London. Sie halten sie in ihrem Hauptquartier gefangen, tief unter der Erde. Wir vermuten, dass auch dort die Pergamente ruhen. Aber wir sind nicht sicher.«
    »Ich werde mein Bestes geben«, sagte Anna.
    »Wir haben viele Jahre Zeit zum Nachdenken gehabt, Anna. Du solltest die Macht aus den Pergamenten nutzen, um den ursprünglichen Wächter, den Boten, zu beschwören und auferstehen zu lassen.«
    »Sie meinen den Engel?« Eine leichte Panikwelle durchlief ihren Körper. Sie sollte einen Diener Gottes beschwören? Dafür kam sie bestimmt in die Hölle …
    James Black dachte einen Moment nach, bevor er antwortete. »Ja, das glauben wir. Wenn jemand stark genug ist, sie allesamt aufzuhalten, dann kann es nur er sein. Wir haben die Prophezeiung von unten bis oben auf den Kopf gestellt. Eine andere Lösung kann es nicht geben. Kein Medium der Welt wäre in der Lage, es mithilfe seiner Gabe allein zu tun. Die Zeilen können nur das bedeuten. Er muss auferstehen. Nekromantie ist der Schlüssel.«
    Den ehemaligen Jäger schien es all die Jahre nicht losgelassen zu haben. Er wartete seit Jahrzehnten auf sie. Weshalb trieb die Rachsucht Eva in den Wahnsinn, wie kontrollierte er sich?
    Er las offensichtlich ihre Gedanken. »Wir werden uns um deine Tante kümmern. Wir haben sie schon vor Wochen aufgesucht, weil wir dachten, sie kann uns helfen, dich zu kontaktieren. Leider stellte sie eine Gefahr dar.«
    »Ich bin keine Gefahr, ich …«
    »Auch das haben wir bereits besprochen. Du wirst mich begleiten, Eva, bis das Ganze ausgestanden ist und du deinen Frieden findest. Du warst ein Medium und weißt, was du jetzt bist. Halte den Zorn fern von dir.«
    Anna fiel ein Stein vom Herzen, es wog plötzlich Zentner leichter. Eva so zurückzulassen … Das konnte sie nicht.
    »Wie komme ich zurück?«, fragte sie und wandte sich James zu.
    »Hast du einen Anker?«
    »Einen Anker?« Sie hatte gewusst, dass sie Jenny um keinen Preis loslassen durfte. Ihre magischen Instinkte schienen geschärft zu sein. »Ich schätze schon.«
    James trat an ihr vorbei und griff ins Nichts. Aber er hielt plötzlich den Vorhang in der Hand. Jetzt sah sie, dass auch er aus Schnee bestand.
    James sah sie aus