Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
Wer? Jade?“, fragt Clément erstaunt. Mit mir hat er wohl nicht gerechnet. Er kommt aus dem Bad, hält ein sonnengelbes Handtuch in den Händen, das er sich neu gekauft haben muss, und trocknet sich die Hände.
„ Hast du noch eine andere Ex?“, frage ich zurück.
Clément starrt mich an, als wäre ich ein Geist.
„Darf ich reinkommen?“
„ Eigentlich ist es gerade ungünstig“, meint Hélène. „Wir haben gerade einen Wein aufgemacht. Und außerdem siehst du aus, als hättest du die Masern.“
„Na, dann ist es ja eigentlich genau passen d, besonders wenn du die Masern noch nicht hattest“, erwidere ich giftig, schiebe das Weibsbild zur Seite und marschiere schnurstracks in die Wohnung, die sich seit meinem Verschwinden extrem gewandelt hat. Insbesondere sind sämtliche Wände in warmen, sonnigen Farben gestrichen und auch die Kartons sind verschwunden.
Zwei Schritte vor Clément, der sich anscheinend mit dem sonnengelben Handtuch die Haut von den Fingern rubbeln will, bleibe ich stehen und frage streng: „Was geht hier vor?“
Dass ich von einem Kommissar und von einem Einbrecher zu intimen Handlungen verführt wurde, bedeutet noch lange nicht, dass Clément sich wenige Stunden, nachdem ich mit meiner Mutter auf ein Wochenende nach Paris fahre, mit Hélène, der abgezockten Ziege, einlassen darf.
Clément schluckt. Dann zeigt er zur Küche. „Setz’ dich doch bitte. Ich bin gleich bei dir.“ Nachdem ich zögere, wiederholt er seine Aufforderung. Dann wendet er sich an Hélène. „Es tut mir leid, aber du siehst sicher ein, dass ich mit Jade sprechen muss. Das bin ich ihr schuldig. Wir holen unseren gemütlichen Abend nach. Okay? Nimm den Wagen.“ Clément drückt der jungen Frau, die bei ihm in der Gärtnerei arbeitet und die schon lange scharf auf ihn ist, den Schlüssel für den Kastenwagen in die Hand.
Aus Hélènes Augen könnten keine giftigeren Pfeile abgeschossen werden. Nach ihrem Dafürhalten ist offensichtlich gar nichts okay. Aber sie hat sich dann doch besser im Griff als ich. Mit einem süßlichen Grinsen in meine Richtung drückt sie Clément einen Kuss auf den Mund, wobei sie ein deutlich vernehmliches „Mmmmh“ von sich gibt, und nimmt den Schlüssel entgegen.
„Wir sehen uns morgen früh“, säuselt sie , schnappt sich ihre geschmacklose, schwarze Daunenjacke und verschwindet. Doch bevor sie endgültig weg ist, steckt sie nochmals ihren kleinen Kopf zur Tür herein und ruft Clément zu, dass er sie noch vor dem Schlafen anrufen soll, da er ja weiß, dass sie nach einem Gutenachtküsschen-Telefonat viel besser schläft.
Ist mir schlecht.
Ich setze mich auf einen von zwei nagelneuen Kunststoffküchenstühlen. Es sind die hässlichsten Stühle, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Und auch Clément erinnert mich nicht mehr wirklich an Brad Pitt. Wie ich feststellen muss, hat er eine neue Frisur. Er sieht aus, als wäre er unter einen Rasenmäher gekommen.
„Wie ich sehe, habt ihr zueinander gefunden“, entfährt es mir, obwohl ich eigentlich abwarten wollte, was Clément mir zu sagen hat. Der sagt aber wie üblich gar nichts ohne Aufforderung, weshalb ich ihn deutlich frage, ob er und Hélène nun was miteinander haben.
„Wie meinst du das?“, fragt er mit dem blödesten Gesichtsausdruck, den ich je an ihm gesehen habe. Gleich darauf bemerkt er, dass ich Banane gegessen haben muss. „Aber du hast die Haare schön“, fügt er dann noch schnell hinzu.
Als ob das eine Antwort auf meine Frage wäre. Und blöd ist sie obendrein. Extrem blöd. Bin ich froh, dass meine Mutter nichts hier ist, denn sie hat schon immer gewusst, dass Clément und ich nicht füreinander geschaffen sind.
„ Clé“, sage ich darum, „es ist aus mit uns.“
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund habe ich plötzlich Angst, dass ich das mit Clément und Hélène in den falschen Hals bekommen habe und mich nun bis auf die Socken blamiere. Doch da seufzt der Kerl geradezu erleichtert und ein entschuldigendes Lächeln zieht über sein Gesicht. Und zur Krönung verkündet er, dass es schon lange aus wäre. Dazu reicht er ein Glas Rotwein. Ich hätte bloß nichts davon mitbekommen. „Zum Glück“, fügt er hinzu. Und dass er sich für sein schändliches Verhalten im letzten halben Jahr schämt.
Mit zittrigen Fingern greife ich nach dem Glas. Ein halbes Jahr geht das schon mit Hélène? Wie zum Teufel konnte mir entgehen, dass der Schuft mich mit der blonden Schlampe betrügt? Ich hole
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