Gefaehrliche Begierde
ihm ohne Zweifel die Zähne ausschlagen, wenn er sich einmischte. Was nicht gerade der beste Weg war, um internationale Verbindungen zu schmieden mit dem Kriegerclan, den er auf seiner Seite brauchte.
14
Todmüde rieb sich Tania die Augen wie ein zweijähriges Kind. Mann, was tat ihr der Kopf weh. Vielleicht noch mehr als ihre Hände. Was wirklich viel sagte in Anbetracht des Zustands ihrer kaputten Nägel. Sogar nachdem Mac sie verarztet und ihr Schmerztabletten gegeben hatte, tat ihr noch alles weh, und sie spürte ihr Herzklopfen als Widerhall in ihren pochenden Fingerspitzen. Ihre Handflächen fühlten sich nicht viel besser an.
Lädiert. Sie war ohne Zweifel schwer lädiert, und nicht nur äußerlich. Ihr Bezugssystem hatte sich unglaublich verändert und dazu geführt, dass sie jetzt Verwirrung ihre neue beste Freundin nennen konnte. Jetzt kämpfte sie darum, sich wieder in den Griff zu kriegen, alles, was sie gesehen hatte, zusammenzureimen und sich selbst nicht für verrückt zu erklären.
Was, wenn sie ehrlich war, natürlich verrückt war.
Sie sollte ihre Zurechnungsfähigkeit hinterfragen. Oder sich wenigstens fragen, wann ihr die bewusstseinsverändernden Drogen untergeschoben worden waren. Beides schien gleich wahrscheinlich, war eine exzellente Erklärung dafür, warum sie hier saß und Poker spielte mit einem Mann, der sich in einen Drachen verwandeln konnte. Tania betrachtete stirnrunzelnd ihre Karten. Unglaublich. Ein verdammter Drache! Ein Wesen, das in Märchen vorkam,
um die Spannung zu erhöhen und kleine Kinder zur Schlafenszeit zu erschrecken.
Tania war nicht immun. Sie war erschrocken. War immer noch total durcheinander, während sie gleichzeitig schon eine Kehrtwendung machte und auf dem Trip »vertraue ihm« war. Während sie den Pik-Buben neben das Karo-Ass einordnete, machte sie eine Bestandsaufnahme ihrer Karten und schüttelte den Kopf.
Richtig. Vertraue Mac.
Als ob sie das tun wollte nach all dem Quatsch, den er heute Nacht angestellt hatte.
Bedauerlich, dass Wollen nicht das Geringste damit zu hatte. Nicht wenn Brauchen die Regie übernommen hatte. Er hatte versprochen, für ihre Sicherheit zu sorgen, und trotz allem glaubte sie ihm. Kein infrage stellen. Keine Zweifel. Nur totales Vertrauen. Was total bizarr war. Sie fasste nicht leicht Vertrauen. Der beste Beweis dafür war ihr Privatleben: keine feste Beziehung, viele Bekanntschaften, aber wenig gute Freunde.
Aber Mac hatte etwas Besonderes an sich: er war solide. Zuverlässig. Ansprechend auf eine Art, die sie anzog. Inzwischen fühlte sie sich irgendwie mit ihm verbunden, war sich seiner in einem Grad bewusst wie noch nie zuvor, hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas gab, geschweige denn, dass sie so etwas schon einmal erlebt hatte.
In die Ecke des bequemen Sofas gequetscht, spähte Tania über ihre Karos und Piks. Sie beobachtete ihn einen Moment lang. Die aquamarinblauen Augen auf sein eigenes Blatt gerichtet, sortierte er seine Karten neu, seine Hände irgendwie elegant trotz ihrer Größe. Was für ein
Rätsel er darstellte. Tödlich im Kampf, jedoch immer sanft zu ihr. Umwerfend, ohne es zu wissen. Selbstsicher, ohne arrogant zu sein. Es gab keinen Zweifel, er war ein Rätsel. Eines, das zu lösen sie derartig reizte, dass ihre Neugierde Oberhand gewann und sie in eine Richtung drängte, in die sie nicht gehen wollte.
Gefährlich. Er war gefährlich. Und er war eine Nummer zu groß für sie.
Tania zwang sich, ihren Blick von seinen Händen abzuwenden, und erschauderte. Er könnte sie verletzen, wenn sie ihn zu nahe an sich heranließ. Wenn sie ihm zu sehr vertraute, zu schnell. Wenn sie ihn die Oberhand gewinnen ließ und ihm erlaubte, den Ton anzugeben. Sie musste auf dem Teppich bleiben, um aus allem schlau zu werden... und wieder in die reale Welt zurückkehren. Eine, die Sinn ergab, und wo sie alles unter Kontrolle hatte.
Heute schien das jedoch jenseits ihrer Möglichkeiten zu sein. Überstieg völlig ihre derzeitige Aufnahmefähigkeit.
Ein weiterer Schauder lief ihr über den Rücken. Sie zog die Decke höher um ihre Schultern. Weiches Fleece streifte ihren Nacken, hielt sie warm, aber als Schutzpanzer gab sie nicht viel her. Sie fühlte sich exponiert... viel zu wund, unfähig, ihre Abhängigkeit zu leugnen von dem Mann, der ihr gegenübersaß. Seufzend rieb Tania sich die Augen mit dem Handrücken. Lächerlich. Sie. Ihre Situation. Einfach alles. Und sie brauchte Ablenkung. Jetzt sofort. Bevor sie
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