Gefährliche Begierde
eine blöde Nacht.«
Lorne sah zu Miranda. »Gibt es einen Ort, an dem Sie bleiben können?«
»Ich bringe sie ins Hotel«, sagte Chase.
»Ich hatte eigentlich an einen sichereren Ort gedacht«, meinte Lorne, »das Haus von Freunden, vielleicht?«
»Da wäre immer Mr. Lanzo«, sagte Miranda.
»Nein, ich bringe dich rüber zu Annie«, erklärte Chase.
»Dort bist du gut aufgehoben.«
»Ja, das wäre sicher besser«, meinte auch Lorne, während er nach seinem Hut griff. »Immerhin …«
»Immerhin was?« fragte Chase mit zusammengekniffenen Augen.
»Nun ja, wir haben drüben bei Ms. Woods Haus zwei leere Gasflaschen gefunden. Plus die beiden Bretter, die auf die Klappe genagelt waren.«
Miranda starrte ihn an. Da war er. Der unbestreitbare Beweis dafür, dass jemand sie umzubringen versuchte. Ihr Körper schien gegen Chase zu sacken. »Dann glaubst du mir?« flüsterte sie.
Lorne setzte seinen Hut auf. »Ich sage Ihnen einmal, was ich glaube, Ms. Wood. Ich glaube, diese Nacht ist eine der schlimmsten, die wir je auf dieser Insel erlebt haben. Und ich mag diesen Trend nicht.«
»Was ist denn noch passiert?«, fragte Chase.
»Ein Angriff. Auf Miss Lila St. John. Sie hat gerade angerufen.«
»Jemand hat sie angegriffen?« wiederholte Chase schockiert.
»Warum?«
»Sie behauptet, sie hätte versucht, einen Einbruch zu verhindern«, erklärte Lorne offensichtlich skeptisch und ging zur Tür. »Beim Rose Hill Cottage.«
»So«, sagte Annie Berenger, während sie drei Whiskeygläser vollschenkte. »Bekomme ich nun alle schmutzigen Details für die Story? Oder ist dieser Babysitterjob wieder für umsonst?«
»Ich dachte, Sie und Miranda seien Freunde«, sagte Chase irritiert.
»Oh, das sind wir. Doch ich bin außerdem Reporterin.« Sie reichte Chase ein Glas. »Es ist mein Job, Vorteile aus dieser Situation zu ziehen.« Sie blickte auf die geschlossene Badezimmertür, wo Miranda sich duschte. »Wissen Sie Chase, sie sah wirklich sehr geschlagen aus. Sollte sie nicht besser im Krankenhaus sein oder so?«
»So lange Sie sie unter ihren Fittichen haben, wird es ihr hier gut gehen, Annie.«
»Toll. Das ist genau das, was ich immer schon sein wollte: eine Mami.« Sie stürzte rasch einen großen Schluck Whiskey hinunter. »Ach, verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag Miranda. Ich war einmal genauso wie sie. Ungefähr vor einem Jahrhundert.« Sie goss sich noch einen zweiten Whiskey ein. »Aber Frauen werden schnell erwachsen dieser Tage. Wir müssen. Es sind die Männer, die uns reifen lassen. Nehmen Sie nur meinen Freund Irving. Bitte. Ich habe ein Jahr lang darauf gewartet, dass er mit DER Frage herausplatzt. Darüber habe ich graue Haare bekommen.« Sie nippte an ihrem Glas und wurde dann ernst. »Also, wie groß ist der Schlamassel, in dem sie steckt?«
»Es könnte sehr gefährlich werden. Sind Sie darauf vorbereitet?«
»Vorbereitet?« Sie stand auf und ging zu einem Schrank am Ende des Tisches, aus dem sie wie selbstverständlich einen Revolver herausholte. »Kleines Souvenir aus Boston. Ich bin ein lausiger Schütze, aber manchmal habe ich Glück.« Sie legte die Waffe wieder in den Schrank zurück.
»Ist das Vorbereitung genug?«
»Ich bin beeindruckt.«
Annie lachte. »Das sind die Männer immer, wenn sie sehen, dass meine Pistole größer ist als ihre.« Sie blickte über die Schulter, als sich die Badezimmertür öffnete.
»Hallo, fühlst du dich besser?«
»Nur sauberer«, sagte Miranda, die barfuss ins Wohnzimmer kam. Sie trug eines von Annies riesigen T-Shirts. Es hing wie ein Kleid auf ihren schmalen Hüften.
Annie streckte ihr ein Glas mit Whiskey entgegen.
»Schließ dich unserem Trinkspruch an.«
»Auf was stoßt ihr denn an?«
»Wir wissen es noch nicht genau. Trink einfach. Uns fällt schon noch was ein.«
Miranda nahm das Glas. Sie duftete frisch geduscht, nach Blumen, Seife und weiblicher Wärme. Ihr noch nasses Haar umspielte wellenartig ihre Schultern. Als er ihren Duft roch, begann sich alles in Chase Kopf zu drehen. Oder lag es am Whiskey?
»Also, was passiert jetzt?« fragte Annie.
Chase drehte sich um und stellte sein Glas auf dem Tisch ab. »Die Polizei kümmert sich um alles.«
»Hören Sie, ich arbeite seit fünf Jahren in diesem Bereich. Ich wäre da nicht allzu optimistisch.«
»Lorne ist ein heller Kopf. Er wird etwas herausfinden. Da bin ich mir ganz sicher.«
»Aber auf welcher Seite steht er? Ich will nicht behaupten, dass Lorne korrupt ist, oder so, aber
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