Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
unwiderruflich. Sosehr du, Papa, und Sie, Lord Farquharson, sich etwas anderes wünschen mögen.“
Lucien schwoll das Herz. Er spürte das leichte Zittern der kleinen Hand in seiner und wusste, was es Madeline gekostet hatte, diese Dinge zu äußern. Beruhigend drückte er ihre Finger.
„Es tut mir leid, Papa. Ich hoffe, du wirst mir irgendwann vergeben.“
Farquharson vermochte seine Wut nicht länger im Zaum zu halten. „Und was ist mit mir, Madeline?“, explodierte er. „Welche hübsche Entschuldigung haben Sie für mich parat? Oder zähle ich nicht? Ist es Ihnen gleichgültig, dass Sie mich einer öffentlichen Demütigung aussetzen?“
„Lord Farquharson, ich bitte Sie!“, rief Mr. Langley entsetzt.
„Ich habe Ihnen mein Herz geschenkt“, tobte Farquharson weiter. „Und so vergelten Sie es mir. Es wäre redlicher gewesen, mich gar nicht erst zu ermutigen.“
„Ich habe versucht …“
Farquharson ließ sich nicht unterbrechen. „Aber nein“, stieß er hervor. „Sie machten mich glauben, dass Ihnen meine Aufmerksamkeiten willkommen sind. Und dann sinken Sie Tregellas in die Arme, weil ein Earl ein besserer Fang ist als ein einfacher, ehrlicher Baron. Ha! Es gibt einen Namen für Frauen Ihres Schlages.“
„Farquharson!“ Luciens Stimme war ein drohendes Knurren. „Wagen Sie es nicht, meine Gattin zu beleidi…“
„Er will Sie nur, weil Sie die Meine waren“, schnitt Farquharson ihm das Wort ab. „Dieser elende, missgünstige, hinterhältige Bastard.“
Luciens krachender Fausthieb traf ihn am Kinn. Farquharson taumelte rückwärts und drehte sich benommen halb um sich selbst.
„Verlassen Sie augenblicklich mein Haus“, befahl Lucien eisig.
Farquharson betastete die Platzwunde unterhalb seiner Lippen. „Glauben Sie nicht, dass Sie damit durchkommen, Tregellas.“ Er betrachtete seine blutbefleckten Finger. „Diesmal sind Sie zu weit gegangen.“
„Hat Ihre Ehre etwa einen Kratzer davongetragen? Und was wollen Sie dagegen tun?“
„Sie werden es früh genug herausfinden, Tregellas.“ Farquharson ging zur Tür. „Und was Sie anbelangt, meine Süße …“ Sein Blick verweilte auf Madeline. „Sie fangen besser schon einmal an zu beten. Er heißt nicht umsonst der Ruchlose Earl, und Sie werden den Tag noch verwünschen, an dem Sie ihn mir vorzogen.“ Er sah sich nach Arthur Langley um. „Kommen Sie, Sir. Heute Nacht können wir hier nichts mehr ausrichten.“
Lucien stand am Fenster der Bibliothek und sah hinaus in die Nacht. Die Stutzuhr auf dem Kamin im Raum hinter ihm schlug dreimal, und irgendwo in der Ferne hörte er einen Hund heulen. Der klagende Ton brachte eine Saite in ihm zum Schwingen. Lucien wusste, was es bedeutete, einsam zu sein.
Seine Gedanken schweiften zu der Frau, die im oberen Stockwerk im Bett lag. Lady Tregellas, seine Gattin. Es war Madeline gewesen, die Farquharson und ihren Vater davon überzeugt hatte, dass ihre Ehe vollzogen war. Ich habe ihn geheiratet, weil ich ihn liebe. Der Satz hallte in seinem Kopf wider. Ihre Stimme war so ruhig gewesen, so überzeugend; beinahe hätte er ihr geglaubt. Himmel, wie sehr er sich wünschte, dass ihre Worte der Wahrheit entsprächen. Dass sie den Mann lieben könnte, der er geworden war. Der Mann, vor dem gottesfürchtige Frauen flohen und dessen Namen man nannte, um ungezogene Kinder zur Räson zu bringen.
Unmöglich, Madeline Zuneigung für diesen Mann abzuverlangen. Er hatte ihr Sicherheit versprochen, und er würde sie ihr geben. Die Übereinkunft, die sie getroffen hatten, enthielt nichts darüber hinaus.
Madeline wälzte sich schlaflos in dem riesigen Himmelbett der Countess of Tregellas. Gattin. Ein Wort wie aus einer fremden Sprache. Rechtlich gesehen war sie Luciens Gattin. Vor den Augen Gottes und der Kirche war sie es. Aber sie fühlte sich immer noch wie die unscheinbare Miss Madeline Langley, die sie bis gestern gewesen war. Nicht sie, sondern die Welt um sie herum hatte sich gewandelt. Die Bedrohung durch Cyril Farquharson war aus ihrem Leben gewichen. Das schmale Bett in ihrem Mädchenzimmer in der Climington Street stand ab jetzt leer. Stattdessen lag sie in diesem prächtigen Schlafgemach und war allein.
Ihr Blick wanderte zu der hohen Flügeltür, die ihr Zimmer mit dem Luciens verband. Was bedeutete ihm die Tatsache, dass er nun verheiratet war? Nichts weiter als die Möglichkeit, seinen Feind zu ködern und sie vor ihm zu schützen? Sie fragte sich, warum ihre Sicherheit und
Weitere Kostenlose Bücher