Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung
Dienstboten brachte Madeline zurück in die Gegenwart. Sie erhob sich im überdeutlichen Bewusstsein dessen, was nun von ihr erwartet wurde: Lord Farquharson davon zu überzeugen, dass sie das Bett mit ihrem Gatten geteilt hatte. Welche Ironie. Lucien wollte keine Ehefrau. Und ganz sicher wollte er die Ehe nicht vollziehen. Ein für beide zweckdienliches Arrangement, hatte er gesagt. Lucien würde sie schützen, daran hegte sie nicht den geringsten Zweifel. Sie trug seinen Namen, lebte in seinem Haus, es würde ihr an nichts mangeln, was mit Geld zu kaufen war. Sie war seine Countess. Sie war sicher vor Farquharson. Sie hatte alles, was sie sich wünschen konnte. Weshalb verspürte sie dann eine solche Sehnsucht? Es war keine Zeit, darüber nachzugrübeln. Sie holte tief Luft, um sich Mut zu machen, und ging der Prüfung entgegen, die sie ein Stockwerk tiefer erwartete.
6. KAPITEL
Farquharson kochte vor Wut. Seine grauen Augen schienen Funken zu sprühen, und er sah aus wie ein Fuchs, der jeden Moment die Zähne fletschen wollte. Über seiner Oberlippe hatten sich feine Schweißperlen gebildet. „Ich versichere Ihnen, er lügt, Sir. Madeline ist eine wohlerzogene junge Dame. Glauben Sie wirklich, sie würde ihre Mutter und ihre Schwester einfach bei Almack’s sitzen lassen und mit diesem … diesem Halunken durchbrennen?“
„Ich muss zugeben, Lord Farquharson, ein solches Verhalten passt überhaupt nicht zu Madeline.“ Mr. Langley knetete unschlüssig die Hände und drehte sich zu dem dunkelhaarigen Gentleman um, der am Kamin des Empfangszimmers stand. „Sie haben uns den Trauschein gezeigt, Mylord, aus dem in der Tat hervorgeht, dass meine Tochter Ihre rechtmäßige Gattin ist. Aber woher sollen wir wissen, dass Madeline der Heirat zugestimmt hat? Sie ist … sie war mit Lord Farquharson verlobt, und soweit ich weiß, kennt sie Sie nicht einmal.“
„Dann sind Sie falsch informiert, Sir“, erwiderte Lucien kurz angebunden. Ihm lag nichts an einer Auseinandersetzung mit Arthur Langley. Der Mann tat nur, wozu er glaubte verpflichtet zu sein, um seine Tochter zu beschützen. Wie er allerdings seine Zustimmung zu einer Heirat Madelines mit dieser Natter Farquharson hatte geben können, war ihm ein Rätsel.
„Es ist doch sonnenklar, dass er sie entführt hat!“, knurrte Farquharson böse. „Wir alle kennen schließlich seinen schändlichen Ruf. Tregellas ist durch und durch verderbt.“
„Lord Farquharson, ich verstehe Ihren Kummer“, wandte Mr. Langley sich an den Baron, „aber Sie können sicher sein, dass er an meinen eigenen nicht heranreicht. Und da wir, wie ich hoffe, alle Gentlemen sind, sollten wir uns auch einer entsprechenden Sprache befleißigen.“
„Verzeihen Sie mir den Ausrutscher, Mr. Langley“, brachte Farquharson schmallippig hervor.
Lucien sah Arthur Langley an. „Die Angelegenheit lässt sich leicht lösen, Sir. Kommen Sie morgen früh wieder und sprechen Sie mit Madeline. Sie werden sehen, dass alles in Ordnung ist.“
„Auf keinen Fall!“ Farquharson trat zwischen ihn und den in einem komfortablen Fauteuil sitzenden Mr. Langley. „Er will nur Zeit gewinnen“, sagte er, ohne Lucien aus den Augen zu lassen. „Zeit, in der er die Ehe vollziehen kann. Bestehen Sie darauf, Sir, dass er das arme Kind herbringt. Morgen wird Ihre Tochter so verwirrt sein, dass sie nicht weiß, was sie sagt.“
„Madeline braucht Ruhe. Es wäre zu viel für sie, wenn wir sie einer solchen Anstrengung aussetzen würden.“ Vor Wut darüber, dass Farquharson ihn der abscheulichen Verbrechen bezichtigte, die er selbst begangen hatte, biss Lucien die Zähne zusammen.
Farquharson drehte sich zu Mr. Langley herum. „Ich flehe Sie an, Sir, lassen Sie nicht zu, dass dieser Mann sich an Madeline vergreift. Sehen Sie, in welchem Zustand seine Kleidung sich befindet. Er war im Begriff, genau das zu tun.“ Der Baron starrte Madelines Vater in die Augen, in denen sich Müdigkeit und Besorgnis spiegelten. „Wir sind gerade eben rechtzeitig eingetroffen“, beschwor er ihn. „Noch haben wir Zeit. Fordern Sie ihn auf, Madeline herzubringen. Warum sollte er zögern, das zu tun, wenn sie wirklich einverstanden war mit seiner gesetzeswidrigen Vorgehensweise?“
„Lord Farquharson hat recht.“ Arthur Langley nickte bedächtig. „Auch ich bin nicht bereit, Ihr Wort ohne Weiteres zu akzeptieren, Sir. Bringen Sie meine Tochter herbei und lassen Sie uns hören, was sie zu sagen hat. Wenn ich aus ihrem
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