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Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung

Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung

Titel: Gefährliche Flucht - zärtliche Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MCPHEE
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sein Stolz! Den Rest der Nacht verbrachte sie in einer Art Dämmerzustand, ständig auf der Hut vor dem Schlaf, der ihr einen erneuten Albtraum von Farquharson zu bescheren drohte.
    Am nächsten Tag saßen sich Lucien und Madeline übernächtigt und blass in der Kutsche gegenüber. Nach einem hastigen Frühstück waren sie in Richtung Salisbury aufgebrochen und hatten die Stadt zum Lunch, den sie im „Three Swans“ einnahmen, erreicht. Im Lauf des Nachmittags waren dann dunkle Wolken aufgezogen, und schließlich setzte ein heftiger Dauerregen ein. Binnen Kurzem verwandelte sich die Straße in eine Schlammwüste, auf der ein Vorankommen kaum noch möglich war. Lucien wies den Kutscher an, bei der nächsten Umspannstation haltzumachen.
    Das „Crown“ in Blandford, in dem sie Quartier nahmen, besaß nichts von der Heimeligkeit des „White Hart“. Die Herberge war überfüllt von lärmenden Reisenden, die Schutz suchten vor Nässe und Kälte, und erst nachdem er eine beträchtliche Anzahl Guineas erhalten hatte, ließ der Wirt sich herbei, ihnen ein Zimmer zu vermieten.
    Wie schon am Abend zuvor suchte Lucien den Schankraum auf, damit Madeline Zeit hatte, sich auszukleiden und zu Bett zu gehen. Mit einem Glas Brandy in der Hand lehnte er sich in eine Türnische neben dem Tresen und beobachtete das Gedränge an den Tischen. Alte und junge Männer, Bauern, Diener, Farmpächter, Herren von Stand. Eine alte Vettel, die Pfeife rauchte. Die dralle Schankmagd, die aufreizend ihre Hüften schwenkte – das Wetter ebnete die Standesunterschiede zwischen all diesen Menschen ein. Noch einmal ließ Lucien seinen Blick über die Menge schweifen. Er war unendlich erleichtert, das Gesicht, nach dem er Ausschau gehalten hatte, nirgendwo entdecken zu können.
    Farquharson würde ihn nicht zum Duell fordern, das wusste er inzwischen. Eher stand zu erwarten, dass der Baron, feige, wie er war, zu Mitteln griff, vor denen er, Lucien, sich in Acht nehmen musste. Durch ihn war Farquharson zum Gespött der Gesellschaft geworden, zum Gegenstand geheuchelten Mitleids, und diese Ratte von einem Mann würde alles unternehmen, um sich zu rächen.
    Aber das Ziel von Farquharsons Vergeltung war nicht er, wie Lucien mit einem Mal klar wurde, sondern in erster Linie die Frau, um die der Baron sich betrogen fühlte.
    Lucien presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Er hatte Madeline Sicherheit versprochen, und bei Gott, er garantierte dafür. Wenn Farquharson auftauchte, würde er da sein. Vor Müdigkeit zwinkernd, fragte er sich, ob Madeline inzwischen zu Bett gegangen war. Er stellte das leere Brandyglas auf dem Tresen ab und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer.
    Eine weitere schlaflose Nacht erstreckte sich vor ihm. Lucien stöhnte unterdrückt und versuchte, sich in dem unbequemen Sessel zurechtzusetzen. Das Feuer im Kamin war schon lange erloschen, und ihn fröstelte unter der Decke, über die er zusätzlich seinen Mantel gebreitet hatte.
    Ungewohnte Geräusche ließen ihn aufhorchen. Madelines bis dahin regelmäßige Atemzüge kamen plötzlich abgehackt und gehetzt. Er meinte ein leises Wimmern zu vernehmen und hörte, wie sie sich rastlos hin und her zu wälzen begann.
    Lautlos erhob er sich, ließ seine Decken fallen und tappte auf Strümpfen zum Bett.
    „Nein, Lord Farquharson, bitte …“, flüsterte sie gequält.
    Lucien biss die Zähne zusammen. Ihr Albtraum letzte Nacht war offenbar kein Einzelfall. Madeline kannte die Dämonen der Finsternis genauso wie er. Und es war eine bittere Ironie, dass es derselbe Peiniger war, der ihnen Qualen bereitete. Lucien streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. Die Haut unter seinen Fingern war schweißfeucht und klamm. Er konnte Madelines Angst fühlen, verstand ihr Entsetzen.
    „Madeline“, murmelte er eindringlich.
    „Nein“, schluchzte sie verzweifelt.
    Er beugte sich über sie. „Madeline, wach auf. Ich bin es, Lucien. Du bist in Sicherheit.“
    „Lucien?“
    Er strich ihr über die Haare. „Du bist in Sicherheit“, wiederholte er beruhigend, streckte sich neben ihr auf der Matratze aus und zog Madeline in seine Arme.
    Langsam, ganz allmählich entspannte sie sich. Schmiegte sich enger an ihn. Ihr Atem wurde ruhiger, ihr Herzschlag regelmäßig. Tief atmete Lucien ihren Duft ein, schwelgte in dem Gefühl ihrer hingebungsvollen Weichheit, ihres Vertrauens. Nichts davon hatte er verdient, das wusste er. Tapfer verdrängte er die Versuchung und rückte ein Stück von

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